Romana Exklusiv 0186
Aspasia verließ das Schlafzimmer mit der üblichen Höflichkeit, dennoch spürte Bliss ihre Verärgerung. Sie gehörte zu den Frauen, die gern in die Geheimnisse ihrer Herrin eingeweiht waren, und mit Sicherheit gefiel es ihr nicht, dass Bliss ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte. Falls sie, wie Bliss vermutete, für Madame Angelos spionierte, könnte auch Lukas davon erfahren. Und er würde nicht weniger als sie vermeiden wollen, dass seiner Mutter unangenehme Dinge über sie erzählt wurden.
Bliss genoss ausgiebig das Bad in dem nach Kiefern duftenden Wasser, das ihrer Haut eine prickelnde Frische gab. Danach schlüpfte sie in ihren Morgenmantel und ging zurück ins Schlafzimmer, gerade noch rechtzeitig, um Aspasia dabei zu ertappen, wie sie vor dem Alkovenschrank stand und das rauchgraue Satinkleid hochhielt.
„Was machst du da?“, fragte sie.
Aspasia drehte sich um und blickte sie herausfordernd an. „Die kyria hat wunderschöne Modelle der Haute Couture , die ihr der Herr gekauft hat. Deshalb sollte sie sie auch tragen, um ihm zu gefallen. Eine Griechin hat nur eine Aufgabe im Leben: die, ihrem Ehemann zu gefallen.“
„Was für ein Unsinn!“ Bliss durchquerte den Raum und streckte die Hand nach dem Kleid aus. „Ich bin mit dem Klima hier noch nicht vertraut und möchte etwas Luftiges tragen. Also reich mir mein Kleid und geh, oder ich lasse den Herrn kommen und dich auf der Stelle entlassen!“
Nachdem Aspasia mit kaum unterdrückter Wut aus dem Schlafzimmer gestürmt war, ging Bliss zum Spiegel, um die Nadeln aus ihrem Haar zu nehmen. Nach einer Weile begann sie, es ausgiebig zu kämmen.
„Was für ein herrliches Haar du doch hast“, sagte plötzlich eine tiefe Stimme hinter ihr. Sie blickte auf und sah Lukas an der Tür stehen.
„Genießt du die Vorstellung?“, fragte Bliss.
„Es ist mein Privileg“, antwortete er mit einem Anflug von Arroganz. „Du gehörst mir, mit Haut und Haaren, oder hast du das vergessen?“
„Was für ein besitzergreifender Teufel du doch bist, Lukas.“ Sie schob sich eine Perlmuttklammer links in ihr seidiges Haar und ließ es sich rechts lose ins Gesicht fallen. Geschickt trug sie etwas Make-up auf und besprühte sich dezent mit Eau de Toilette aus dem Zerstäuber.
Mit laszivem Blick beobachtete Lukas, wie sie die seidigen Strümpfe über ihre schlanken Beine zog und in die silberfarbenen Schuhe schlüpfte. Sie griff gerade nach ihrem Kleid, da trat Lukas mit einer geschmeidigen Bewegung hinter sie, umfasste ihre Hüften und presste die Lippen auf ihren Nacken, sodass sie hilflos ihrem Verlangen nach ihm ausgeliefert war.
„Mit Haut und Haaren gehörst du mir“, wiederholte er, und sein warmer Atem streifte ihre duftende Haut. „Selbst wenn du tausend Meilen von mir entfernt wärst … wenn du ans andere Ende der Welt gingst, würdest du immer noch wissen, dass du mir gehörst.“
„Warum sollte ich dich jemals verlassen wollen?“ Sie erschauerte unter der Zärtlichkeit seiner Lippen. „Ich bin glücklich, bei dir bleiben zu können.“
„Achte auf das, was du sagst, Bliss. Denn wir Griechen fordern das Schicksal nicht heraus, indem wir unsere Freude laut hinausposaunen. Ich persönlich halte mich an einen Ausspruch Apollos. Demnach sollte ein Mensch jeden Tag so leben, als wäre es sein letzter.“
„Du Fatalist“, neckte sie ihn zärtlich. „Du bist so gebildet einerseits, und dann wieder so primitiv.“
„Das Primitive in mir bringst du zum Vorschein, und du hast deine wahre Freude daran, stimmt’s?“
Ja , antwortete ihr Herz. Dieses Wilde, Ungezähmte in ihm erregte sie unglaublich.
„Im Augenblick habe ich schrecklichen Hunger und freue mich auf das Dinner“, antwortete sie. „Deshalb hebe ich mir die Freuden für nach dem Essen auf.“
Er lachte und drückte ihr einen Kuss auf den Nacken. „Darf ich dein Diener sein und dir in das Kleid helfen?“
Sie nickte und spürte eine gewisse Zärtlichkeit in seiner Umarmung, als sie wenig später den rauchgrauen Satin auf ihrem Körper spürte. Am Hals trug sie die Kette mit dem rubinroten Herzen.
„Du bist wunderschön“, sagte Lukas rau, umfasste ihr Gesicht und küsste sie. „Und deine Augen sind wie Mondsteine.“
„Mein Mann, der Dichter“, neckte Bliss ihn und sah lächelnd zu ihm auf.
10. KAPITEL
Sie speisten in dem reizvollen weiß-goldenen Salon, und was sie aßen, war ein rein griechisches Gericht. Der erste Gang bestand aus dolmathes, köstlichen, mit
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