Romana Exklusiv 0186
einige Fragen gestellt hatte, beunruhigt zu ihr um. „Liebes“, sagte er sanft. „Cassandra, versuch doch, positiv zu denken. Möglicherweise hat David sich verlaufen und wartet darauf, dass du ihn bei der Verwaltung abholst. Es ist eine sehr große und sehr weitläufige Anlage.“
„Meinst du?“ Erst jetzt wurde Cassandra bewusst, dass sie sich an Enriques Arm klammerte. Hastig zog sie die Hand zurück. Dann schüttelte sie den Kopf. „Ich muss nach Ortegar.“ Sie machte eine Pause und fügte zögernd hinzu: „Fährst du mich hin?“
„Ich fahre Sie gern, Mrs. de Montoya“, erklärte Franz Kaufman, ehe Enrique antworten konnte. Er ignorierte den missbilligenden Blick seiner Frau und berührte Cassandra am Arm. „Das ist das Mindeste, was ich tun kann.“
„O, ich …“, begann Cassandra.
„Das ist nicht nötig, Señor“, sagte in dem Moment Enrique. „David ist mein Neffe, deshalb werde ich selbstverständlich mit Señora de Montoya nach Ortegar fahren.“
„Gut“, antwortete Franz Kaufman etwas beleidigt. „Ich möchte betonen, dass wir das ganze Gelände abgesucht haben. Es gab weit und breit keine Spur von David.“
Cassandra schüttelte nur den Kopf. Begriff der Mann denn nicht, dass sie so etwas jetzt nicht hören wollte? Man sollte ihr wenigstens nicht die Hoffnung rauben.
„Wir sind nur deshalb so früh zurückgekommen, weil wir gehofft haben, er sei vielleicht mit anderen Besuchern des Freizeitparks zurückgefahren, falls er sich verlaufen hat“, stellte Mrs. Kaufman fest.
„Mit anderen Besuchern?“ Cassandra war der Mund wie ausgetrocknet. „Mit wem denn?“
„Es waren viele Engländer dort“, erwiderte die Frau. „Es hätte ja sein können, dass jemand ihn mitgenommen hat.“
„Nein, so etwas tut David nicht“, protestierte Cassandra. Dann bemerkte sie Enriques viel sagenden Blick und schwieg. Er hatte recht, sie wusste genau, dass David manchmal unberechenbar war.
Plötzlich läutete Enriques Autotelefon, und er eilte zu seinem Wagen.
Cassandra beobachtete ihn besorgt. Hatte der Anruf etwas mit David zu tun? Nein, es gab keinen Grund, das zu hoffen.
Sie hörte, wie er sich ungeduldig meldete. Dann wurde seine Miene finster, und er schien sehr verblüfft zu sein.
Es geht wirklich um David, schoss es Cassandra durch den Kopf. Sie hätte nicht sagen können, weshalb sie sich auf einmal so sicher war. Sie erinnerte sich daran, dass sie Bedenken gehabt hatte, ihren Sohn mit nach Ortegar fahren zu lassen, weil es nicht weit von dem Landsitz der de Montoyas entfernt war. Rasch ging sie auf Enrique zu.
„Er ist in Tuarega“, teilte Enrique ihr kurz angebunden mit, nachdem er das Gespräch beendet hatte. Dann eilte er an ihr vorbei zu den Kaufmans, und sie lehnte sich erleichtert an den Kotflügel. David ist nichts passiert, dachte sie dankbar.
Ihr wurde klar, warum der Junge unbedingt mit den Kaufmans hatte fahren wollen. Offenbar hatte er die ganze Sache gut geplant. Dass Enrique ihm einen Strich durch die Rechnung machen würde, hatte er nicht ahnen können.
Als Enrique zurückkam, forderte er sie auf einzusteigen und hielt ihr die Tür auf.
„Willst du mir nicht verraten, wie er nach Tuarega gekommen ist?“, fragte sie. Sie fühlte sich völlig hilflos und war zornig auf ihren Sohn. Es war einfach unglaublich, wie rücksichtslos er war.
„Ich erzähle es dir unterwegs. Lass uns keine Zeit verschwenden“, antwortete er.
Cassandra zögerte kurz. „Ich müsste mich eigentlich umziehen“, sagte sie leise.
„Ich habe gedacht, du wolltest so rasch wie möglich bei deinem Sohn sein“, entgegnete er.
Sie runzelte die Stirn. „Natürlich will ich das.“
„Dann steig ein“, forderte er sie noch einmal auf und ging um den Wagen herum. „Bis nach Tuarega brauchen wir eine Stunde. Wir sollten ihm keine Zeit lassen, es sich anders zu überlegen.“
Während Enrique sich ans Steuer setzte, ließ Cassandra sich auf den Beifahrersitz sinken. „Rechnest du etwa damit, dass er es tut?“, fragte sie.
Er startete den Motor und fuhr los. „Nein. Ich glaube, er ist genau da, wo er sein will. Leider ist außer einem meiner Mitarbeiter niemand zu Hause.“
„Hat er dich angerufen?“ Sie blickte ihn von der Seite an.
„Ja.“
„Ist deine Mutter denn nicht da?“
„Sie ist momentan in Sevilla in unserem Apartment, um in der Nähe meines Vaters zu sein“, antwortete er. „Glücklicherweise“, fügte er hinzu und verzog spöttisch die Lippen.
Cassandra
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