Romana Exklusiv 0186
auch. Er wird dafür sorgen, dass du alles hast, was du brauchst.“
„Aber ich kann …“
„Cassandra, ich bin auf dich angewiesen. Nur du kannst meinem Sohn noch helfen. Ich hätte dich bestimmt nicht um den Gefallen gebeten, wenn ich eine andere Wahl gehabt hätte.“
Ja, das ist mir klar, er muss schon sehr verzweifelt sein, sonst hätte er mich nicht geholt, schoss es Cassandra durch den Kopf.
Als der Wagen anhielt, kam Carlos Mendoza aus dem Haus. Er hatte sie offenbar erwartet.
„Willkommen auf La Hacienda, Señora“, begrüßte Carlos sie und lächelte freundlich, während Salvador ihr beim Aussteigen half. „Haben Sie Gepäck?“
„Nein, Carlos“, erwiderte sie. Dann verabschiedete sie sich kurz von Julio, der schließlich mit seinem Chauffeur weiterfuhr. Sie fühlte sich schwach und hilflos und hatte keine Ahnung, warum Julio glaubte, sie könne seinem Sohn helfen.
„Kommen Sie bitte mit“, forderte Carlos sie höflich auf.
Cassandra ging die Stufen hinauf in die Eingangshalle und sah sich wie betäubt um. Der Fußboden war mit Marmor ausgelegt, und eine breite Treppe führte in die oberen Stockwerke. „Wo ist Enrique?“
„Möchten Sie etwas essen, Señora?“ Carlos ignorierte ihre Frage. „Maria hat etwas für Sie hingestellt.“
„Wer ist Maria?“
„Die Haushälterin“, antwortete er und wies mit der Hand auf einen Durchgang am anderen Ende der Halle. „Hier.“
Cassandra zögerte. „Ich möchte zuerst Enrique sehen“, erklärte sie dann energisch.
„Warum?“, ertönte in dem Moment Enriques Stimme.
Cassandra drehte sich um. Er stand oben an der Treppe. Aus seinem feindseligen Blick schloss sie, dass er keine Ahnung von dem Eingreifen seines Vaters hatte. Sie befürchtete, er würde sich weigern, mit ihr zu reden.
Julio hatte nicht übertrieben, Enrique wirkte grau, ausgemergelt und erschöpft. In nur drei Wochen hatte seine Haut den gesunden Schimmer verloren, und er hatte abgenommen. Der helle Pullover und die Freizeithose waren ihm viel zu weit.
„Ich … Wie geht es dir?“, stieß sie hervor und versuchte, sich ihr Entsetzen nicht anmerken zu lassen.
„Was willst du hier, Cassandra?“, fragte er. „Woher weißt du überhaupt, dass ich hier bin?“
„Ist das wichtig? Können wir uns irgendwo unterhalten?“
„Es gibt nichts, worüber wir beide uns unterhalten müssten“, entgegnete er spöttisch. „Wahrscheinlich hat mein Vater dich hergebracht. Er muss ja sehr verzweifelt sein.“
„Ja“, erwiderte sie und sah ihn an. „Dein Vater hat mich geholt. Aber wenn ich nicht hätte kommen wollen, wäre ich auch nicht hier.“
„Wie lieb von dir!“ Seine Stimme klang kühl.
Carlos begriff, dass er momentan nicht gebraucht wurde, und zog sich zurück.
„Enrique …“
„Nein“, unterbrach er sie unfreundlich. „Es gibt nichts mehr zu besprechen. Ich weiß nicht, wie mein Vater dich dazu überredet hat, nach Tuarega zurückzukommen. Aber was auch immer er dir erzählt hat, er hat übertrieben. Du siehst, ich bin gesund und munter.“
„So?“ Sie zögerte sekundenlang. „Ich weiß, dass du krank warst.“
Enriques Miene verfinsterte sich. „Meinem Vater ist jedes Mittel recht, wenn er etwas erreichen will. Geh bitte, Cassandra. Ich habe keine Lust, mit dir zu reden“, fügte er müde hinzu.
Ihr sank der Mut, als Enrique sich umdrehte und verschwand. Jetzt war ihr klar, weshalb Julio so verzweifelt war. Er kam nicht mehr an seinen Sohn heran. Seltsamerweise glaubte Cassandra jedoch, sie würde es schaffen, auch wenn es momentan nicht so aussah.
Sie stellte ihre Tasche auf den Tisch in der Eingangshalle und atmete tief ein. Dann eilte sie in dem gedämpften Licht, das die indirekte Beleuchtung verbreitete, die Treppe hinauf. Oben auf der Galerie zögerte sie kurz. Sie war sich ziemlich sicher, dass er über den Flur links von ihr verschwunden war, und ging in die Richtung.
Ihr wurde bewusst, wie unpassend sie in dem knöchellangen Rock und dem einfachen T-Shirt in dieser so elegant und luxuriös wirkenden Umgebung gekleidet war. Ich hätte darauf bestehen müssen, mich erst umzuziehen, sagte sie sich. Aber aus lauter Sorge um Enrique hatte sie eingewilligt, mit Julio zum Flughafen zu fahren, ohne zuvor noch in ihre Wohnung zu gehen.
Die Doppeltür am Ende des Flures stand offen. Nervös durchquerte Cassandra den schwach beleuchteten Vorraum und blieb in dem Durchgang zum Wohnzimmer stehen. An den weißen Wänden hingen handgewebte
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