Romana Exklusiv 0186
klar, was dein Vater mir sagen wollte, auch wenn du bei dem Gespräch nicht dabei warst. David sollte bei euch bleiben. Das war von Anfang an dein Wunsch. Wie hätte ich es deinem Vater mit seiner angeschlagenen Gesundheit abschlagen können, seinen Enkel besser kennenzulernen? So herzlos bin ich nicht, Enrique. Außerdem wollte David gern hierbleiben.“
„Weshalb bist du nicht auch noch hiergeblieben?“ „Weil ich arbeiten muss und mir nicht einfach freinehmen kann“, rief sie aus.
„Dein Urlaub war noch nicht zu Ende“, wandte Enrique ein und stand auf. „Du bist abgereist, ohne dich von mir zu verabschieden.“
„Du warst weg“, verteidigte sie sich. „Man hatte mir erzählt, du seist geschäftlich nach Cadiz gefahren. Ich habe tagelang gewartet, aber du bist nicht zurückgekommen.“
Nachdenklich betrachtete er sie. „Du wirkst sehr überzeugend.“
„Es ist die Wahrheit.“
„Warum hast du dann David gegenüber erklärt, du wolltest mich nicht wieder sehen und könntest nicht hier herumsitzen und auf mich warten?“
„Das habe ich nie gesagt.“ Aber so ähnlich habe ich mich wahrscheinlich ausgedrückt, gestand sie sich insgeheim ein.
„Weshalb streitest du es ab?“
„Weil es nicht wahr ist“, rief sie aus. „Du liebe Zeit, Enrique, das kannst du doch nicht glauben, nachdem ich dir anvertraut habe …“
„Dass David mein Sohn ist?“ Seine Stimme klang hart. „Und dass ich dich nicht nur verführt, sondern dich auch noch dazu gezwungen habe, neun Jahre lang allein für mein Kind zu sorgen? O ja, du hattest gute Gründe, auf mich zu warten.“
„Überleg doch mal, weshalb ich es dir überhaupt verraten habe“, forderte sie ihn auf.
„Um mich zu quälen?“
„Nein.“ Lange betrachtete sie seine schmerzerfüllte Miene. Dann ging sie zu ihm und berührte seine Lippen sanft mit ihren. „Deshalb“, sagte sie etwas atemlos. „Glaubst du mir jetzt?“
„Ich glaube nur, dass du die spontane Äußerung bereust“, erklärte er rau, ohne sie zu berühren.
Cassandra schüttelte den Kopf. „Du täuschst dich.“
„So?“ Er atmete tief ein. „Willst du etwa behaupten, dir hätte das, was vor zehn Jahren zwischen uns war, etwas bedeutet?“
„Du weißt, dass es mir etwas bedeutet hat“, erwiderte sie.
„Ach ja? Trotzdem hast du meinen Bruder geheiratet.“
Cassandra nickte. „Ja.“
„Weshalb?“
Sekundenlang schloss sie die Augen. „Ich habe versucht, ihm klarzumachen, dass ich ihn nicht heiraten könnte“, erwiderte sie. „Aber er wollte es nicht einsehen. Er hat erklärt, wenn ich ihn sitzen ließe, sei er vor seiner Familie blamiert. Ich würde damit dir und seinen Eltern beweisen, dass es mir nur um das Geld gegangen sei.“ Sie sah auf und bemerkte Enriques skeptische Miene. „Es ist die Wahrheit. Kannst du nicht wenigstens versuchen zu verstehen, wie ich mich gefühlt habe? Ich war erst neunzehn, Enrique. Ich war verzweifelt und stand unter Schock, weil du mich verlassen hattest.“
„Du musst mich gehasst haben“, stellte er hart fest.
„Ach, du verstehst nicht, was in mir vorgegangen ist. Antonio hat mich geliebt, und ich hatte ihn gern. Dass ich dein Kind bekommen würde, habe ich da noch nicht geahnt. Ich wollte einfach nur das Richtige tun, und ich hatte mir fest vorgenommen, ihm eine gute Frau zu sein. Dann ist der Unfall passiert. Es war ein Unfall, sonst nichts“, bekräftigte sie. „Antonio wusste nichts von uns beiden. Wahrscheinlich habe ich gehofft, er würde es nie erfahren.“
„Und wenn wir uns wieder gesehen hätten, was dann?“, fragte er.
„Darüber … habe ich nicht nachgedacht“, gab sie unsicher zu, während sie sich umdrehte und zur Tür ging. Mehr konnte sie einfach nicht ertragen.
Doch sie kam nicht weit. Enrique folgte ihr und packte sie von hinten an den Armen. Obwohl er noch sehr geschwächt war, wie Cassandra deutlich spürte, gelang es ihm, sie an sich zu ziehen. Dann fuhr er ihr mit den Lippen über den Nacken, und sein Kinn fühlte sich an ihrer Haut rau an.
„Es tut mir leid“, sagte er leise. „Kannst du mir verzeihen?“
Sie lehnte sich mit dem Kopf an seine Schulter, legte die Arme um ihren Körper und nahm seine Hände. „Es gibt nichts zu verzeihen.“
„Doch“, entgegnete er heiser und drehte sie zu sich um. „Ich war entsetzlich dumm und arrogant. Und ich habe nicht das Recht, von dir Erklärungen zu verlangen, denn mein eigenes Verhalten war alles andere als beeindruckend oder
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