Romana Exklusiv 0186
korrekt.“
„O, Enrique …“ In Cassandras Augen schimmerten Tränen.
„Nein, ich bin noch nicht fertig“, unterbrach er sie. „Ich habe gesagt, dass ich vor zehn Jahren einen großen Fehler gemacht habe. Das stimmt auch. Falsch war jedoch nicht, dass ich mit dir geschlafen habe, sondern dass ich dich alleingelassen habe. Das habe ich gemeint, als ich erwähnte, ich würde seitdem dafür bezahlen. Natürlich habe ich versucht, alles zu vergessen und so weiterzuleben wie zuvor. Es ist mir jedoch nicht gelungen. Ich bin immer noch nicht verheiratet, und bis Davids Brief eintraf, war ich überzeugt, ich würde dich nie wiedersehen.“
„Enrique …“
„Nein, hör mir zu, Liebes“, fiel er ihr wieder ins Wort. „Ich will dir erzählen, was ich bei unserer Begegnung in Punta del Lobo empfunden habe. Ich habe jahrelang gehofft, du seist nicht der Grund dafür, dass ich keine der Frauen heiraten wollte, die mein Vater für mich ausgesucht hat. Aber als ich dich sah und das Feuer in deinen Augen bemerkte … Du liebe Zeit, Cassandra, du musst doch gespürt haben, was ich empfunden habe.“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Mir ist nur aufgefallen, wie schockiert du bei Davids Anblick warst.“
„Natürlich war es ein Schock. Und ich war auch etwas neidisch.“
„Wieso neidisch?“
„Weil ich dachte, er sei Antonios Sohn“, erinnerte er sie leicht spöttisch. „Es hat mich gestört, dass er nicht mein Sohn war.“
Cassandra legte ihm die Hände auf die Schultern. „Er ist deiner“, sagte sie schlicht. „Das weißt du ja jetzt.“
„Stimmt.“ Er machte eine Pause. „Als du nach meiner Rückkehr aus Cadiz abgereist warst …“ Plötzlich verstummte er und drehte sich leicht schwankend um. „Entschuldige, ich muss mich setzen.“
„O, Enrique.“Verständnisvoll legte sie ihm den Arm um die Taille und führte ihn zum Sofa. Nachdem er sich gesetzt hatte, ließ sie sich so dicht neben ihn sinken, dass sich ihre Körper berührten.
„Es tut mir leid“, entschuldigte er sich noch einmal und wischte sich die feinen Schweißperlen von der Stirn.
Sie küsste ihn sanft auf die Lippen. „Warum hast du mir nie gesagt, was du empfindest?“
„Das wollte ich ja“, antwortete er, als er sich etwas erholt hatte. Dann legte er ihr den Arm um die Schultern und drückte Cassandra fest an sich. „Aber du warst weg, als ich aus Cadiz zurückkam.“
„Du hättest mich anrufen können“, wandte sie ein.
„Stimmt. Aber das konnte ich mit meinem Stolz nicht vereinbaren. Ich wollte nicht noch einmal gedemütigt werden.“
„Wieso noch einmal?“
„Nachdem ich mit dir auf dem Flur geredet hatte und dann zu dir ins Schlafzimmer gekommen war, konnte ich es nicht fassen, dass du immer noch an meinen Gefühlen für dich gezweifelt hast. Und als David mir nach meiner Rückkehr berichtete, du seist weg …“ Er zuckte die Schultern. „Ich wusste selbst, wie dumm ich gewesen war, auch ohne dass mein Vater es mir bestätigen musste.“
„Hat er das gesagt?“
„So ungefähr hat er sich ausgedrückt.“ Enrique seufzte. „Er hat mir erzählt, er habe versucht, dich zu überreden, bis zum Ende deines Urlaubs bei uns zu bleiben. Du seist jedoch entschlossen gewesen, früher nach Hause zu fliegen.“
„Das stimmt doch gar nicht!“
„Jetzt ist mir das auch klar. Ich habe mittlerweile begriffen, warum er mich nach Cadiz geschickt hat, ehe ich mit dir alles klären konnte. Ich wusste genau, dass ich mit dir reden musste. Aber er war krank, und ich habe mir eingeredet, du seist nach meiner Rückkehr ja noch da. Das warst du jedoch nicht, und ich fing an, am Leben zu verzweifeln.“
Cassandra stöhnte auf. „Hat er denn kein Mitleid mit dir gehabt?“
„O doch“, antwortete Enrique spöttisch. „Wenn er sich nicht mitverantwortlich gefühlt hätte für das, was geschehen ist, hätte er dich nie persönlich zurückgeholt.“
„Den Unfall mit dem Stier hat er mir so beschrieben, als hättest du dich absichtlich der Gefahr ausgesetzt.“
Er streichelte ihr die Wange. „Es war Wahnsinn, auf die Koppel zu gehen.“
„Warum hast du es getan?“
„Ich habe nicht darüber nachgedacht, sondern hatte andere Dinge im Kopf“, erklärte er bedrückt. „Ich glaube nicht, dass ich mich absichtlich der Gefahr ausgesetzt habe, aber es stimmt, seit du nicht mehr da warst, hat mich kaum noch etwas interessiert.“
„O, Enrique!“
„Na bitte, das habe ich davon. Jetzt fühlst du dich auch noch
Weitere Kostenlose Bücher