Romana Exklusiv 0186
vernachlässigt“, erklärte er verbittert.
Im Gegensatz zu mir, Edward und Alegra, überlegte sie und griff nach der Flasche Mineralwasser, um sich abzulenken.
„Was ist mit Ihrem Vater?“, fragte Giancarlo. Was würde er dazu sagen, wenn er wüsste, dass seine fünfundzwanzigjährige Tochter ein Verhältnis mit einem Mann hatte, der doppelt so alt war wie sie?
Natalia wurde blass. „Meine Mutter war nicht verheiratet.“
Er wollte ihr helfen und griff auch nach der Mineralwasserflasche. Dabei berührte er versehentlich ihre Hand, die sie schnell zurückzog. Hoffentlich stellt er mir keine weiteren Fragen über meine Eltern, dachte sie, während sie ihm zusah, wie er das Wasser einschenkte.
Und das tat er dann auch nicht. Er hatte begriffen, dass sie ihren Vater nicht kannte, was sie ihm auf höfliche Art zu verstehen gegeben hatte. Hatte sie etwa nach dem Tod ihrer Mutter Trost gebraucht und sich deshalb Edward zugewandt? Sah sie in ihm so etwas wie einen Vaterersatz?
Das wäre durchaus möglich und auch verzeihlich. Aber darüber wollte Giancarlo nicht nachdenken. Es würde ihn nur von seinem Plan abbringen, den er aus mehreren Gründen unbedingt durchführen wollte. So ganz gefiel ihm die Sache jedoch nicht. Er nahm das Weinglas und trank einen kräftigen Schluck. Plötzlich verzog er das Gesicht. Er hatte ganz vergessen, dass nur Mineralwasser darin war.
Natalia musste lachen. „Sie brauchen nicht dasselbe zu trinken wie ich“, sagte sie sanft.
„Ich wollte Sie beeindrucken, und Sie lachen mich einfach aus“, beschwerte er sich.
„Mich braucht niemand zu beeindrucken“, erwiderte sie und lächelte immer noch.
„O doch“, entgegnete er. Sogleich zog sie sich wieder zurück, wie immer, wenn sie das Gefühl hatte, sich ihm zu sehr geöffnet zu haben.
Natalia Deyton wird mir gehören, egal, wie ich es erreiche, schwor er sich.
4. KAPITEL
Giancarlo Cardinale ist zu charismatisch, ich muss auf der Hut sein, mahnte Natalia sich während des Essens.
Er unterhielt sich mit ihr über alle möglichen Themen. Offenbar wollte er die gespannte Atmosphäre auflockern. Es fiel Natalia schwer, sich seiner Faszination zu entziehen. Sie war viel zu sehr von ihm gefesselt, auch ohne dass er sie mit seiner ruhigen, tiefen und sinnlich klingenden Stimme einzuhüllen schien, als wäre er ein Hypnotiseur, der sie in Trance versetzen wollte.
Sie wandte den Blick nicht von ihm ab. Nichts entging ihr, nicht die Art, wie er sich zurücklehnte, auch nicht, wie er aß und die halbe Flasche Weißwein leerte, die er sich bestellt hatte.
„Möchten Sie ihn wirklich nicht probieren?“, fragte er und wies auf den Wein.
Natalia schüttelte den Kopf. Sie schob den leeren Teller weg, stützte sich mit den Ellbogen auf den Tisch und hielt ihr Glas in der Hand. Ihre Augen schienen dunkler geworden zu sein, aber sie war sich dessen nicht bewusst, und sie wirkte insgesamt weicher, beinah ätherisch. Wieder hatte Giancarlo das Gefühl, sie sei nicht von dieser Welt.
Sie war jung, schön und sexy, eine Aura von Unschuld schien sie zu umgeben. Und genau das störte ihn, weil es ihm bewies, was für eine gute Schauspielerin sie war.
„Ein Schluck Wein wird ihre Reaktionsfähigkeit sicher nicht beeinträchtigen“, hörte Giancarlo sich sagen. Er war irritiert und verstand einfach nicht, warum er diese Frau so sehr begehrte.
„Nach Alkohol werde ich müde und schlafe ein.“ Sie zuckte die Schultern.
„Aber gestern haben Sie nach dem Essen Champagner getrunken und sind trotzdem nicht eingeschlafen“, erinnerte er sie.
„Ich habe nur daran genippt, genau wie alle anderen“, erklärte sie.
„Der junge Mann, der sich so angeregt mit Ihnen unterhalten hat, hat den Champagner geradezu hinuntergestürzt.“
„Das ist nicht mein Problem.“ Natalia war nicht bereit, auf die Anspielung einzugehen.
Giancarlo lächelte. „Er war ganz verrückt nach Ihnen“, fügte er sanft hinzu. „Mit dem Champagner hat er sich abgelenkt, sonst hätte er sich sicher nicht beherrschen können und sie betatscht.“
In ihren blauen Augen blitzte es ärgerlich auf. „Wenn Sie schon so genau hingesehen haben, dann ist Ihnen sicher auch aufgefallen, dass ich ihn keineswegs ermutigt habe“, entgegnete sie.
„Mit dem Gesicht und der Figur, Miss Deyton, brauchen Sie einen Mann nicht noch extra zu ermutigen. Die Männer laufen sowieso hinter Ihnen her“, antwortete er spöttisch.
„Ihre Meinung überrascht mich nicht, ich weiß ja, wie
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