Romana Exklusiv 0187
brauchen.“
„Ich habe geschrieben.“ Tansy folgte ihm und sank erschöpft in einen Gartenstuhl.
„Ich weiß. Vor einer halben Stunde habe ich Licht bei dir gesehen. Seitdem habe ich hier draußen gesessen und darauf gewartet, dass du aufhörst.“
Tansy wurde rot. „Ich hasse es, bespitzelt zu werden.“
„Ich habe dich nicht beobachtet, sondern einfach nur gewartet.“ Leo schenkte ihr Tee ein.
„Warum?“ Nur die Nachttischlampe in ihrem Zimmer brannte, deshalb konnte Tansy sein Gesicht nicht deutlich erkennen. Doch sie glaubte, dass er ein bisschen betroffen aussah.
„Ich wollte noch nicht ins Bett. Und wir müssen uns unterhalten. Trink.“
Der Tee war wundervoll, heiß und mit einem frischen Geschmack, genau so, wie Tansy ihn mochte. „Trinkst du keinen?“
Leo zeigte auf das Glas vor ihm auf dem Tisch. „Ich bleibe bei dem hier.“
„Das war eine nette Idee“, sagte sie, plötzlich befangen.
„Manchmal habe ich gute Einfälle. Und ich war fasziniert, als ich dich schreiben sah. Wie die meisten Menschen fesseln mich künstlerisch Begabte, die Schönheit erschaffen können.“
Das unerwartete Kompliment ließ Tansy noch verlegener werden. „Ich denke, jeder wird mit der Fähigkeit dazu geboren. Und dann verkümmert sie, weil die schöpferische Kraft der Kinder nicht gefördert wird. Ich weiß …“ Tansy verstummte. Eine kleine freundliche Geste, und sie redete zu viel.
„Hatten deine Pflegeeltern kein Verständnis für deine Begabung?“
„Nein.“ Tansy wurde sich bewusst, dass sie Leo mehr erzählen wollte, als sie jemals einem anderen Menschen offenbart hatte. Vielleicht war es die Insel, die sie in solch eine gefährliche Stimmung versetzte.
„Waren sie lieblos?“
Tansy lachte ironisch. „Nein. Damit wäre ich fertig geworden. Meine Pflegeeltern haben sich wirklich bemüht, mich zu mögen. Ich war vier Jahre alt, als ich zu ihnen kam, und sogar schon damals habe ich das erkannt. Sie hatten Michelle und Jason adoptiert, als sie noch Babys waren, und die vier waren die perfekte Familie. Warum sie mich aufgenommen haben, weiß ich wirklich nicht. Vielleicht dachten sie, der Altersunterschied von fünf Jahren zwischen Michelle und Jason sei zu groß. Jedenfalls ist es nicht gutgegangen. Ich sah nicht aus wie sie, ich mochte sie nicht, und wir hatten nichts gemeinsam. Sie hielten mich für verrückt. Es dauerte nicht lange, und ich selbst glaubte es auch.“
Leo sagte etwas, so leise, dass Tansy es nicht verstand. Laut fügte er hinzu: „Erstaunlich, dass du keine schwerwiegenden Komplexe entwickelt hast.“
„Miss Harding hat mich gerettet. Sie war überzeugt, dass ich begabt sei, und wollte mich unbedingt fördern.“
„Und deine Pflegeeltern hatten nichts dagegen?“
Das sah Leo ähnlich, er hatte die Feinheiten herausgehört. „Doch“, erwiderte Tansy traurig. „Sie hatten ihr Bestes für mich getan, mich vor einem Leben in Heimen bewahrt, und ich war so undankbar, sie nicht dafür zu lieben. Michelle war ein hübsches, lebhaftes Kind und eine liebevolle Tochter, und Jason lebte sich bei meinen Pflegeeltern ein, als wäre er ihr leiblicher Sohn. Ich war kein niedliches, braves Kind. Meine Mutter mochte Miss Harding nicht – sie meinte, die alte Dame würde mir einreden, ich sei etwas Besseres.“
„Wahrscheinlich war deine Mutter eifersüchtig“, sagte Leo. „Sie hatte keinen Zugang zu der Welt, die du mit deiner Miss Harding geteilt hast.“
„Vielleicht. Ich weiß,dass ich Pam zur Verzweiflung gebracht habe. Mit Puppen wollte ich nicht spielen, Kleider interessierten mich nicht, Jungen oder Tanzen auch nicht. Ich war ungehobelt, schroff, unfreundlich und träumte mit offenen Augen. Außerdem war ich eine schlechte Schülerin.“
„Ja? Du bist doch intelligent.“
Tansy zuckte die Schultern. „Ich habe mich in der Schule gelangweilt. Die meiste Zeit habe ich unter dem Tisch gelesen. Ich habe nur für meinen Unterricht bei Miss Harding gelebt.“ Tansy fand, Leo genug erzählt zu haben, zu viel wahrscheinlich. „Und du? Wie warst du als Kind?“
„Kehrtwendung?“, spottete er lächelnd. „Deprimierend normal, fürchte ich.“
Das glaubte Tansy keine Sekunde lang. „Wo bist du aufgewachsen?“
„In Auckland. Ich hatte eine sehr glückliche Kindheit, obwohl meine Mutter nach meiner Geburt nie wieder völlig gesund wurde. Sie starb, als ich sieben Jahre alt war.“
„Das muss schlimm gewesen sein.“
„Ja. Für mich ist eine Welt
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