Romana Exklusiv 0187
umspielte seine Lippen.
„Weigert sie sich tatsächlich meinetwegen, hier zu wohnen?“
„Ja.“
Hielt Wanda sie ebenfalls für ein Kind? „Ich könnte …“
„O nein, Bridget. Ich will nicht, dass du ausziehst und es mir noch schwerer machst, ein Auge auf dich zu haben. Leider kann ich dich wegen eines dringenden Termins nicht nach Madras begleiten, aber ich verlange einen ausführlichen Bericht nach deiner Rückkehr.“ Als er ihre trotzige Miene bemerkte, fügte er ein wenig versöhnlicher hinzu: „Mach dir über Wanda keine Gedanken. Sie ist nicht dein Problem, sondern meines.“
Bridget sah Jordan weder an diesem Tag noch am folgenden Morgen vor dem Abflug wieder.
Ihr Kontaktmann in Madras war gastfreundlich, und sie konnte einige erfolgreiche Abschlüsse tätigen. Virginia hatte sie gut ausgebildet.
Als Bridget am Mittwochabend nach Delhi zurückkehrte, stellte sie verwundert fest, dass sie sich auf das Wiedersehen mit Jordan freute.
4. KAPITEL
Bridget war überzeugt, dass sie sich nur deshalb auf das Wiedersehen mit Jordan freute, weil er jemand aus der Heimat war, mit dem sie ihre Freude über das wundervolle Abenteuer teilen konnte, auf das Virginia sie geschickt hatte. Hätte sie sich mit ihrem neuen Freund aus der Botschaft verabredet, hätte sie wahrscheinlich die gleiche Vorfreude empfunden – wenn nicht sogar noch mehr.
Sita hatte ihr bereits erzählt, dass Jordan beabsichtigte, an diesem Abend im Haus zu essen, und Bridget duschte gerade, als sie ihn kommen hörte. Als sie ihr Zimmer verließ, läutete irgendwo das Telefon. Er hatte das Gespräch offenbar in dem kleinen Büro entgegengenommen, das gegenüber dem Wohnraum auf der anderen Seite der Halle lag. Da Sita in der Küche mit den Dinnervorbereitungen beschäftigt war, holte Bridget sich nur ein Glas Limonensaft und ging hinaus in den Brunnenhof.
Auf einer der Steinbänke lag eine aufgeschlagene Zeitung, Jordan war also hier draußen gewesen, als das Telefon läutete. Bridget griff nach der Zeitung und überflog die Schlagzeilen im gleißenden Licht des atemberaubenden Sonnenuntergangs.
Als Jordan herauskam, legte sie die Zeitung beiseite und lächelte ihn scheu an. Sein prüfender Blick ließ sie erröten. Nach drei Tagen hatte sie genug von Kleidern gehabt und sich für Shorts und ein leichtes Stricktop entschieden. Er trug noch immer ein Businesshemd und eine Anzughose, hatte allerdings die Krawatte gelockert, die obersten Hemdknöpfe geöffnet und die Ärmel hochgerollt.
„Wie war es in Madras?“, fragte er gelangweilt. „Sicher und erfolgreich, wie ich annehme, sonst wärst du nicht … Deine Beine sind wirklich endlos, oder?“ Obwohl er ihre langen, leicht gebräunten Beine betrachtete, klang er irgendwie zerstreut.
Bridget bemerkte den angespannten Zug um seinen Mund und die gefurchten dunklen Brauen. Sogleich vergaß sie, was sie ihm eigentlich hatte berichten wollen. „Stimmt etwas nicht?“
„Nichts Ernstes“, erwiderte er ausweichend. „Es geht um einen meiner Cousins. Trotz seiner siebenundzwanzig Jahre ist Loris noch immer das verwöhnte Baby der Familie. Er neigt dazu, sich mit etwas besitzergreifenden jungen Damen einzulassen, und muss dann aus ihren Klauen befreit werden, wenn er genug von ihnen hat. Er hat sich gerade telefonisch erkundigt, ob es vielleicht für ihn einen dringenden Einsatz in Übersee gibt, bis sich die Wogen ein wenig geglättet haben. Allerdings wird er momentan nicht außerhalb Englands benötigt, es sei denn, ich würde mich hier von ihm vertreten lassen, und das würde wiederum bedeuten, dass ich deine Aktivitäten nicht überwachen kann. Er hat unsere Niederlassung in Seoul …“
Jordan verstummte, als Bridgets Glas zu Boden fiel und klirrend zerschellte.
„Ich …“ Sie beugte sich erschrocken vor, um die Scherben aufzusammeln. „Was habe ich nur angerichtet?“
„Du wirst dich schneiden. Sei vorsichtig, du trägst ja nicht einmal Schuhe“, warnte er angesichts ihrer bloßen Füße. Als sie instinktiv zurückwich, nahm er ihren Arm und zog sie beiseite. „Ist schon gut. Komm mit ins Haus. Ich sage Sita, was passiert ist, und erkundige mich, ob Gopi Sindhi noch hier ist. Er kann die Splitter zusammenfegen und die Fliesen reinigen.“
Bridget stand benommen im Wohnzimmer und konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Während der vergangenen Tage hatte sie immer seltener an Loris gedacht, aber Jordans Worte hatten die demütigende Szene in London wieder
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