Romana Exklusiv 0187
wegen irgendwelcher unrealistischen Erwartungen. Zugegeben, solche Verbindungen können durchaus Bestand haben, wenn sie auch ein bisschen kalt und langweilig sind.“
„Aber wenn du für dich selbst nicht einmal diese Möglichkeit in Erwägung ziehst und deine Cousins ähnlich denken, wird es keine offiziellen kleinen Stirlings geben, die eines Tages Stirling Industries übernehmen könnten“, betonte sie lächelnd. „Soweit ich weiß, will auch Virginia keine Kinder.“
„Das wird sie sich wahrscheinlich noch anders überlegen – jetzt, da sie sich einbildet, verliebt zu sein – und es am Ende bereuen. Ich habe mich noch nicht endgültig entschieden“, fuhr Jordan fort. „Falls ich mich allerdings zum Heiraten entschließe, wäre jemand wie du ideal. Du bist noch jung genug, dass ich dich nach meinen Wünschen formen könnte.“
„Das ist geschmacklos“, rief sie angewidert.
„Das einzige Problem besteht darin, dass Mädchen mich langweilen.“ Er sah sie eindringlich an. Sie hatte sich das seidige Haar zu einem Pferdeschwanz aus dem ungeschminkten Gesicht gekämmt und mit einer Spange zusammengefasst. „Mit dieser Frisur wirkst du unglaublich jung.“
„Warum auch nicht? Ich brauche schließlich nur mir zu gefallen“, erwiderte sie herausfordernd.
„Ich wollte dich weder kritisieren, noch habe ich dich ernstlich als Ehefrau in Betracht gezogen.“ Er musterte kurz ihre ärmellose weiße Bluse und den schwarzen Rock mit winzigen Blütenmotiven. „Was hast du heute vor?“
„Du willst wissen, ob ich Virginias Firma sabotiere? Nein, heute nicht. Ich sagte doch bereits, dass ich erst morgen nach Madras reise.“
„Virginia erwähnte, dass du dich weitgehend an ihren Terminplan hältst. Da heute Sonntag ist und die Geschäfte geschlossen haben, könnten wir Qutb-ud-din-Minar besichtigen.“
Bridget blickte ihn misstrauisch an. „Damit ich kein Unheil anrichte?“
„Warum sonst?“, erwiderte er lässig.
„Wie sollte ich etwas Dummes anstellen, wenn ich geschäftlich nichts unternehmen kann? Außerdem habe ich dir doch erzählt, dass Virginia ihre Meinung geändert hat und du nicht mehr auf mich aufpassen musst. Ich finde auch allein den Weg dorthin. Qutb-Minar steht auf der Liste der Sehenswürdigkeiten, die ich besuchen will.“
„Dann begleite mich“, drängte er.
„Nein, danke.“
„Ich möchte es aber.“
Ein gereizter Unterton schwang in seiner Stimme mit, und im Stillen amüsierte Bridget sich darüber. Ein so selbstzufriedener Mensch wie Jordan konnte sich unmöglich einsam fühlen, aber vielleicht langweilte er sich und war zu dem Schluss gelangt, dass jede Gesellschaft besser war als keine. Offenbar war Wanda unabkömmlich.
Bridget überlegte. Sollte sie sich tatsächlich seinem Spott und womöglich weiteren Demütigungen aussetzen? „Nun ja, der gestrige Stadtbummel mit dir war sehr interessant“, räumte sie zögernd ein. „Okay, aber ich gehöre nicht zu deiner Familie, Jordan. Ich will nicht, dass du mich überwachst. Du bist nicht für mich verantwortlich.“
„Wenn du es sagst.“
Er redet mit mir wie mit einem aufsässigen Kind, dachte sie zornig. Schlimm genug, dass er sie für unfähig hielt, Virginias Job zu erledigen, aber die Beharrlichkeit, mit der er sie wie ein Baby behandelte, war einfach unerträglich.
Trotzdem dauerte der Waffenstillstand zwischen ihnen an diesem Vormittag an. Bridget war sich zwar gelegentlich seiner prüfenden Blicke peinlich bewusst und schämte sich zutiefst, wenn er sie dabei ertappte, wie sie ihn verstohlen musterte, aber sie konnte nicht anders, als ihn immer wieder anzuschauen.
Wie so viele Sehenswürdigkeiten von Delhi war auch Qutbud-din-Minar ein architektonisches Meisterwerk. Der kunstvolle Turm stammte aus dem dreizehnten Jahrhundert, die inzwischen verfallene Moschee zu seinen Füßen aus dem zwölften.
„Das eigentliche Wunder ist die Eisensäule im Hof“, berichtete Jordan, während sie durch die noch erhaltenen Bogengänge schlenderten. „Ein Hindufürst hat sie im fünften Jahrhundert errichten lassen. Abgesehen davon, dass niemand weiß, warum die Moslems ausgerechnet diesen Ort für ihre Moschee gewählt haben, ist völlig ungeklärt, warum die Säule fünfzehnhundert Jahre frei von Rost geblieben ist.“
Später fuhr er sie zum Haus zurück und teilte ihr bei der Ankunft kurz angebunden mit, dass er noch einmal fortmüsse.
„Wieder zu Wanda?“, fragte Bridget neugierig.
„Ja.“ Ein Lächeln
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