Romana Exklusiv 0187
Helen lachte, während sie ihre dichten Locken zusammenband und wieder unter ihren Sonnenhut steckte. „Das kann ich kaum glauben.“
Sein Blick war eisig. „Dann würde ich es versuchen, Helen. Wäre ich nicht eingesprungen, hätte dein Vater nicht nur alles verloren, sondern wäre obendrein für zahlungsunfähig erklärt worden. Die enormen privaten Schulden, die sich inzwischen angesammelt hatten, hätte er nämlich nie begleichen können.
Die Summe, die ich für die Firma und das Haus mitsamt Inventar bezahlt habe, hat gerade gereicht, um alles abzudecken. Es blieb nichts übrig, womit ihr beide euren gewohnten Lebensstil hättet weiterführen können.“
Jacob lächelte kühl. „Ich war also der Einzige, der bereit war, zu helfen, als ihr die Hilfe am dringendsten gebraucht habt.“
„Aber warum?“ Helen stand auf. „Was hat dich bewogen, eine so ungewöhnliche Großzügigkeit an den Tag zu legen?“
Er ignorierte ihren Sarkasmus und blickte auf seine Uhr. „Ich hatte meine Gründe. Jetzt habe ich jedoch keine Zeit mehr, sie zu erklären. Du musst mich entschuldigen. In einer halben Stunde habe ich einen Termin in der Stadt.“
Jacob ging ins Haus zurück, und einige Minuten später hörte sie ein Auto wegfahren.
Sie legte sich wieder auf die Liege, blickte auf die See hinaus und ließ sich alles noch einmal durch den Kopf gehen, was Jacob ihr eben erzählt hatte.
Ihr Vater sollte ihn gebeten haben, die Firma zu übernehmen, und ihm bereitwillig das Haus verkauft haben, um ihre Schulden zu begleichen! Wenn das stimmte, würde es ein ganz neues Licht auf die Geschehnisse werfen. Doch warum sollte Jacob lügen, wenn sie die Wahrheit leicht herausfinden konnte?
Aber warum hatte er das getan? Wenn die Firma in einem so desolaten Zustand war, hätte er doch nur zu warten brauchen und sie vom Konkursverwalter kaufen können. Stattdessen hatte er ein Vermögen bezahlt, um ihren Fortbestand zu sichern. Dabei war Hunt Electronics bereits ein etabliertes Unternehmen gewesen und auf den Namen Sinclair nicht angewiesen. Warum also war Jacob bereit gewesen, ihrem Vater zu helfen, als dieser ihn darum gebeten hatte?
Das alles war höchst rätselhaft und in gewisser Weise auch sehr beunruhigend. Wenn sie, Helen, eine Antwort auf all die Fragen fand, würde sie dann auch einen Weg finden, es Jacob heimzuzahlen? Doch wofür wollte sie sich an ihm rächen? Wenn er ihren Vater nicht an den Rand des Bankrotts getrieben hatte, was hatte er dann verbrochen? Plötzlich schien es überhaupt keinen Grund mehr zu geben, ihn zu hassen.
Helen verspürte plötzlich Angst. Wenn Jacob nicht ihr Feind war, wie sie in all den Jahren geglaubt hatte, was war er dann für sie?
7. KAPITEL
Helen merkte nicht, wie die Zeit verging. Inzwischen war es Nachmittag, und sie hatte immer noch keine Antwort auf die vielen Fragen gefunden. Nur Jacob würde ihr sein damaliges Verhalten erklären können. Doch Helen war sich nicht sicher, ob sie es überhaupt wollte. Aus einem unerfindlichen Grund hatte sie Angst davor.
Rita-May kam ins Wohnzimmer und blickte besorgt zum Fenster. Am Horizont zogen sich dunkle Wolken zusammen. „Ich frage mich, wie lange Mr. Hunt noch fortbleiben wird.“
Helen lächelte gezwungen. Je länger Jacob wegblieb, desto besser war es für sie. Es gab ihr noch etwas Zeit, mit dem, was er ihr erzählt hatte, ins Reine zu kommen.
„Das weiß ich nicht genau“, erwiderte sie. „Er hat geschäftlich in der Stadt zu tun. Gibt es Probleme? Vielleicht kann ich helfen?“
Die Frau schüttelte den Kopf. „Ich mache mir nur Sorgen wegen der Wolken dort draußen. Es zieht ein Sturm auf. Wenn ich jetzt gehe, sind Sie ganz allein hier.“
„Mr. Hunt wird sicher bald zurück sein.“ Helen stand auf und ging ans Fenster.
Erst jetzt merkte sie, dass die Sonne von den Wolken verdeckt war. Ein starker Wind war aufgekommen, der den Sand durch die Luft wirbelte. Schäumend schlugen die Wellen gegen die Küste.
Mit dem Auto brauchte man von hier bis zum Stadtzentrum von Nassau zwar nur knapp eine halbe Stunde, doch der Bungalow war das einzige Haus an der Straße. Rita-May hatte recht. Wenn wirklich ein Sturm losbrechen und Jacob nicht vorher zurück sein würde, würde sie, Helen, ganz allein sein. Sie konnte schlecht erwarten, dass Rita-May bei ihr blieb. Schließlich hatte sie eine Familie, um die sie sich kümmern musste.
Helen wandte sich vom Fenster ab. „Ich komme schon zurecht“, meinte sie zuversichtlich. „So
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