Romana Exklusiv 0187
Fensterläden. Als sie instinktiv vom Fenster zurücktrat, krachte es über ihrem Kopf. Erschrocken blickte sie zur Decke und schrie entsetzt auf, als große Stücke Putz auf sie herabfielen.
„Helen!“ Jacob stürmte in die Küche, packte sie bei der Hand und zog sie schnell zur Tür. Helen wusste kaum, wie ihr geschah.
Es folgte ein zweites ohrenbetäubendes Krachen. Die Augen ängstlich geweitet, beobachtete sie, wie die Decke einstürzte und ein Teil des Daches herunterkam. Durch das riesige Loch sah sie Reste einer Palme, die der Sturm entwurzelt hatte. Hätte Jacob nicht so schnell reagiert, wäre sie, Helen, unter dem ganzen Schutt begraben worden.
Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken, und sie zitterte am ganzen Leib. Unvermittelt zog Jacob sie in die Arme, drückte sie fest an sich und strich ihr sacht das Haar aus dem Gesicht. Helen merkte, dass er fast genauso heftig zitterte wie sie, und schaute ihm in die Augen. Er murmelte etwas Unverständliches, küsste sie hart auf den Mund und löste sich ebenso abrupt von ihr.
„Alles in Ordnung mit dir? Hast du nichts abbekommen?“ Jacob fuhr ihr mit den Händen über Schultern und Arme, um sicher zu sein, dass sie nicht verletzt war.
Helen holte tief Luft, bemüht, die beunruhigenden Gefühle zu unterdrücken, die sein Kuss in ihr geweckt hatte. Sie war immer noch ganz benommen von dem, was geschehen war, und seiner Reaktion darauf. Doch sie musste sich wieder in den Griff bekommen und durfte wegen der dramatischen Ereignisse nicht den Kopf verlieren.
Rasch wich sie einen Schritt zurück. „Mir ist nichts passiert“, erklärte sie, so kühl sie konnte. „Es gibt keinen Grund zur Panik.“
„Gut“, entgegnete er ebenso kühl. „Du hast Glück gehabt, Helen. Es war sehr knapp.“ Über ihre Schulter hinweg blickte er auf die Trümmer in der Küche und machte ein bestürztes Gesicht – ob wegen der Gefahr, in der sie gewesen war, oder wegen des entstandenen Schadens, konnte Helen nicht sagen.
„Das Haus scheint einiges abbekommen zu haben“, meinte sie. „Glaubst du, dass die anderen Räume auch beschädigt sind?“
„Das werde ich gleich herausfinden.“ Jacob nahm eine der großen batteriebetriebenen Laternen, und Helen folgte ihm von Zimmer zu Zimmer.
Der Wohnbereich, das Arbeitszimmer und ihr Schlafzimmer hatten ähnliche Schäden erlitten wie die Küche, nur Jacobs Schlafzimmer und der kleine Essraum waren heil geblieben. Durch das zerstörte Dach strömte Regen auf die Holzfußböden und durchnässte Sofas und Teppiche.
„Sollten wir nicht versuchen, einige der Möbel auszuräumen, bevor sie ruiniert werden?“, schlug Helen vor, während sie den Schaden im Wohnzimmer betrachteten.
„Nein, das ist viel zu gefährlich. Jeden Augenblick könnte noch mehr vom Dach einstürzen.“
„Was sollen wir dann machen?“ Sie blickte auf das riesige Loch in der Decke, durch das der Wind heulte. Die Vorstellung, bei dem Orkan draußen zu sein, war nicht besonders verlockend. „Jetzt möchte ich nicht so gern hinausgehen.“
„Ich auch nicht“, versicherte Jacob grimmig und schloss die Wohnzimmertür. „Das wäre sogar dumm bei dieser Windstärke. Bis zur Stadt würden wir es ohnehin nicht schaffen. Ich hatte schon große Mühe, vorhin wieder hierherzukommen, und zu dem Zeitpunkt war es noch längst nicht so stürmisch wie jetzt.“
„Was soll das heißen? Wie bist du denn zurückgekommen? Mit einem Taxi?“
„Ein Taxi habe ich nur für die halbe Strecke finden können. Den Rest musste ich laufen. Alle Leute waren viel zu sehr damit beschäftigt, Vorkehrungen gegen den Sturm zu treffen.“
„Du bist zu Fuß gegangen?“, rief Helen entsetzt. „Warum bist du nicht in der Stadt geblieben? Es muss ein Albtraum gewesen sein, bei dem Wetter unterwegs zu sein.“
„Ich bin zurückgekommen, weil du sonst allein hier gewesen wärst, Helen.“
Dann ging er in sein Schlafzimmer, während sie mit den widersprüchlichsten Gefühlen kämpfte. Jacob hat sich in Gefahr begeben, um mich nicht allein zu lassen, dachte sie. Vielleicht war es albern, aber die Erkenntnis machte sie glücklich. Auf einmal fühlte Helen sich sicher und geborgen – ein Gefühl, das sie nie in seiner Nähe zu empfinden erwartet hatte.
„Hier, nimm das.“ Mit dem Bettzeug auf den Armen kehrte er in die Diele zurück.
Verwirrt nahm sie die Kissen entgegen und folgte ihm ins Esszimmer. Unsicher blieb sie in der Tür stehen und sah zu, wie er die Decken auf den
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