Romana Exklusiv 0188
aufmerksam auf uns werden. Und ich habe nicht die geringste Lust, hier Aufsehen zu erregen, schließlich bin ich als Fremdenführerin bekannt.“
Die Gruppe der amerikanischen Touristen, von denen Isabelle sich vor einigen Minuten auf dem Marktplatz verabschiedet hatte, kam auf sie zu. Natürlich erkannten die Amerikaner die sympathische Frau, die sie durch die Stadt geführt hatte, sofort wieder. Einer der Touristen lief ihr entgegen und fragte: „Ist alles in Ordnung, Miss, oder können wir Ihnen helfen?“ Damit wandte der Amerikaner sich an Luis. „Ich rate Ihnen, dieser Frau nicht zu nahe zu treten, sonst …“
Luis wirkte überrascht. Es dauerte eine Weile, bis er sich wieder unter Kontrolle hatte. Dann erklärte er höflich: „Ich denke, Sie täuschen sich. Aber vielleicht darf ich mich vorstellen, ich bin Don Luis Alejandro de Silva, Erbe des Herzogtums von Madrigalo.“
Er schaute dem anderen Mann direkt ins Gesicht. Der Amerikaner zuckte zusammen, dann verbeugte er sich höflich. Luis hatte natürlich schon damit gerechnet, da die Nennung seines vollen Namens und seines Titels kaum einmal die Wirkung verfehlte. Lächelnd fügte er hinzu: „Und ich bin der Ehemann der charmanten jungen Frau, die Sie beschützen möchten.“
Der Tourist schaute zweifelnd zu Isabelle hinüber, dann fragte er stotternd: „Ich … Nun, ich möchte nur ganz sichergehen, dass alles in Ordnung ist. Stimmt es, was der Mann sagt?“
Einen Augenblick lang verspürte Isabelle die Versuchung, auf diese Frage mit Nein zu antworten. Sollte Luis doch sehen, wie es ihm dann gelang, sich aus der ungemütlichen Lage zu befreien. Dann aber sagte Isabelle sich, dass es unfair sei, ihn in so eine missliche Situation zu bringen. Sicher würde der übereifrige Tourist nicht eine Sekunde zögern und die Polizei rufen. Und das konnte wirklich ungemütlich für Luis werden, da die Presse wohl rasch darauf aufmerksam werden würde.
„Ja, es stimmt“, erwiderte Isabelle endlich. „Don Luis ist mein Ehemann. Es ist nur ein wenig überraschend gekommen, ihn hier zu sehen, deshalb stehen wir noch mitten auf der Straße und diskutieren miteinander. Sie sehen, es ist alles in bester Ordnung.“
„Ich denke, jetzt können Sie beruhigt sein“, fügte Luis hinzu und gab sich wenig arrogant. Er bedachte den Amerikaner erneut mit einem Lächeln und schaute zu den anderen Touristen hinüber, die sich nicht weit entfernt hielten und bereit standen, um jederzeit einzugreifen, wenn es zu einer handfesten Auseinandersetzung kommen sollte. Der Amerikaner aber schien tatsächlich davon überzeugt zu sein, dass der spanische Herzog Isabelle nichts Böses anhaben wollte. Als Luis ihm die Hand entgegenstreckte, griff er freundlich lächelnd zu.
Isabelle war wieder einmal erstaunt, wie charmant Luis sich verhalten konnte. Er hatte sofort verstanden, wie es ihm gelingen konnte, den anderen Mann um den kleinen Finger zu wickeln, da Amerikaner doch immer besonders beeindruckt von alten europäischen Adelstiteln waren. Luis ging mit strahlendem Lächeln auf die anderen Touristen zu, um ihnen einem nach dem anderen die Hand zu schütteln und freundlich einige Worte zu wechseln. Rasch war er zum Mittelpunkt geworden. Heiter erklärte er, dass er seine Frau schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen habe, da es ein bedauerliches Missverständnis zwischen ihnen gegeben habe.
Verwundert trat Isabelle ein wenig näher. Sie glaubte zunächst, ihren Ohren nicht trauen zu können, da Luis das schwere Zerwürfnis zwischen ihnen als einen harmlosen Vorfall darstellte. Und dann erklärte Luis auch noch, wie sehr er sich die ganze Zeit über nach seiner Frau gesehnt hatte.
„Ich konnte einfach nicht mehr länger warten“, betonte er. „Das kann sicher jeder von Ihnen verstehen, der schon einmal im Leben solch tiefe Liebe erfahren hat.“
Dabei gab er sich als stolzer Spanier, der viel mit den Händen redete. Das beeindruckte die Amerikaner natürlich ganz besonders. Isabelle aber kannte ihn zu gut, um zu wissen, was gespielt und was wirklich echt war. Und doch klang er so überzeugend, dass sie beinah selbst auf ihn hereingefallen wäre. Dann hörte sie Luis sagen: „Sie werden sicherlich verstehen, dass ich Isabelle ein wenig für mich allein haben möchte. Wir brauchen einfach Zeit füreinander.“
Die Touristen nickten zustimmend mit dem Kopf. Leise wurde in der Gruppe getuschelt, doch so schnell wollte der Mann, der sich zunächst als Isabelles Retter
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