Romana Exklusiv 0188
schlagen. Auch Isabelle bemerkte, wie die Zeit vergangen war. Freundlich verabschiedete sie sich von den Touristen, die den Rundgang mit ihr durch die alte Innenstadt offenbar genossen hatten. Und das war ja auch kein Wunder. Isabelle strahlte eine unglaubliche Fröhlichkeit aus. Und sie zeigte deutlich, wie sehr ihr die Stadt gefiel und wie interessant sie deren Geschichte fand. Gekonnt unterbrach sie ihre Vorträge immer wieder mit lustigen Anekdoten, die die Besucher zum Lachen brachten.
Viele der Touristen schüttelten ihr nun die Hand, um sich persönlich von ihr zu verabschieden und ihr zu danken. Dann aber wurde es Zeit, dass Isabelle sich von der Gruppe trennte, da noch mehr Touristen darauf warteten, dass sie ihnen die Stadt zeigte.
Luis ging ihr nach, doch wieder achtete er darauf, nicht von ihr gesehen zu werden. Erst als sie allein war, näherte er sich ihr und sprach leise ihren Namen aus. Zunächst reagierte sie gar nicht. Erneut rief er sie mit dem leichten spanischen Akzent: „Isabelle.“
So hatte nur ein Mann ihren Namen ausgesprochen. Der typisch singende Tonfall aus dem Süden musste sie doch an etwas erinnern. Plötzlich blieb Isabelle stehen, doch sie drehte sich nicht gleich um. Dann warf sie einen Blick über die Schulter. Sie hatte die Stirn in Falten gelegt. Offenbar konnte sie nicht glauben, was sie sah.
„Luis“, sagte sie leise, und ihre Stimme zitterte. Diese Überraschung schien ihr ganz und gar nicht zu gefallen. „Luis, bist du es wirklich? Was machst du denn hier?“
Der hochgewachsene Mann mit den goldbraunen Augen und den dunklen Haaren machte noch einige Schritte auf sie zu. Auf einmal lag eine unbeschreibliche Spannung in der Luft. Isabelle zog sich der Magen zusammen. Rasch schaute sie sich um, doch es konnte nicht den kleinsten Zweifel geben. Nein, sie hatte sich nicht getäuscht, da kam tatsächlich Don Luis de Silva, ihr Ehemann, auf sie zu. Was nur sollte sie tun?
Zwei Jahre waren vergangen, doch er hatte sich nicht im Geringsten verändert. Vielleicht war er ein wenig reifer geworden. Außerdem bemerkte Isabelle auch, dass sich eine steile Falte auf seiner Stirn gebildet hatte. Doch noch immer ging von ihm eine unglaublich erotische Ausstrahlung aus. Ein Blick aus diesen Augen konnte jede Frau um den Verstand bringen. Unter dem elegant geschnittenen Anzug zeichneten sich deutlich die breiten Schultern und der mächtige Brustkorb ab.
Isabelle erschauerte. Sie wusste doch nur zu genau, wie traumhaft schön es war, sich an ihn zu schmiegen, ihm sanft über die starken Oberarme zu streicheln und ihn tief und leidenschaftlich zu küssen. Daran aber durfte sie jetzt auf keinen Fall denken, denn sonst wäre sie ihm wehrlos ausgeliefert. Und ganz sicherlich war er nicht nur gekommen, um sich nett mit ihr zu unterhalten. Da galt es, auf der Hut zu sein. Isabelle atmete mehrfach tief durch, um die Selbstbeherrschung zu wahren, während er scheinbar ruhig sagte: „Guten Tag, Isabelle. Ich freue mich, dich wiederzusehen.“
Ihr wurden die Knie weich. So lange schon hatte sie nicht mehr seine warme, weiche Stimme vernommen. Sie hatte den singenden Tonfall immer besonders geliebt. Dazu hatte er einen leichten Akzent, an dem man ihm anmerkte, dass er Spanier war. Das gab ihm noch einen besonderen Charme. Auch jetzt, nach der langen Trennung, gelang es ihr kaum, sich der Ausstrahlung zu entziehen, die von ihm ausging. Dabei aber sagte sie sich entschieden, dass sie nicht ein zweites Mal auf ihn hereinfallen durfte. In der lieblichen Stadt York in ihrer englischen Heimat führte sie doch ein glückliches und ausgeglichenes Leben. Es war schwer genug gewesen, und sie hatte lange dafür gekämpft, auf eigenen Beinen zu stehen. Das durfte sie sich jetzt nicht von Luis zerstören lassen.
„Es ist mir wirklich eine große Freude, dich wiederzusehen“, wiederholte er noch einmal, da Isabelle nicht geantwortet hatte.
Erst langsam gelang es ihr, die Situation zu verstehen. Es war schon unglaublich. Eben noch hatte sie eine Gruppe von heiteren Touristen durch die schmalen Gassen der Altstadt geführt. Plötzlich aber sah sie sich den Schatten der Vergangenheit gegenüber, die sie doch so erfolgreich verdrängt hatte. Zögernd sagte sie: „Ich weiß nicht recht, ob ich mich freuen soll. Schließlich kommt das ein wenig überraschend und …“
„Isabelle, nimm die Dinge von der positiven Seite. Es sollte dich freuen, mich zu sehen, alles andere wäre ein großer Fehler.“ Bei
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