Romana Exklusiv 0190
hast mich bei dir einziehen lassen, während meine Wohnung zum Verkauf bereitsteht, und keine Fragen gestellt.“ Eines Tages werde ich dir alles erzählen, hätte sie am liebsten hinzugefügt, doch sie war nicht sicher, ob sie dazu je imstande sein würde.
Wie sollte sie jemandem – selbst ihrer besten Freundin – erklären, dass sie sich zur Närrin gemacht hatte? Dass sie, was noch viel schlimmer war, Fabio Valante einfach nicht aus ihrem Herzen und ihren Träumen verbannen konnte? Dass der bloße Gedanke genügte, ihr Verlangen zu wecken und ihr den Schlaf zu rauben? Sechs Wochen waren seit ihrer überstürzten Flucht aus Italien vergangen, und es war ihr noch immer nicht gelungen, ihn zu vergessen.
Jeden Tag hatte sie damit gerechnet, dass er sich melden, sich rechtfertigen oder sich wenigstens entschuldigen würde. Aber es hatte kein Lebenszeichen von ihm gegeben. Kein Brief, kein Anruf.
Vielleicht war er des grausamen Spiels längst überdrüssig gewesen und seiner Patentante dankbar für die Einmischung.
Nach den ersten zwei Wochen war Flora mit einem Taxi zum Haus seiner Cousine in Chelsea gefahren, doch Vittoria war bereits ausgezogen. Vermutlich hätte Flora ohnehin der Mut gefehlt, sie anzusprechen und sich vorzustellen. Was hätte sie auch sagen sollen? „Geht es Fabio gut? Ist er glücklich?“
Du bist eine dumme Gans, schalt sie sich im Stillen. Er scheint schließlich keine Probleme gehabt zu haben, mich zu vergessen.
Gleich nach ihrer Rückkehr hatte sie ihr Apartment zum Verkauf ausgeschrieben, danach hatte sie ihr Büro aufgelöst und sich neue Räume in einer anderen Gegend gesucht. So viel Mühe, um meine Spuren zu verwischen, dachte sie selbstironisch, dabei war es gar nicht nötig. Dennoch hatte sie nicht mehr in dem Apartment bleiben können. Es waren zu viele Erinnerungen damit verbunden.
Bei ihrer Rückkehr hatte sie hauptsächlich Nachrichten von Chris auf dem Anrufbeantworter vorgefunden. Irgendwie hatte sie sich überwunden, seine Nummer zu wählen und sich seinen Vorschlag anzuhören, dass man sich unbedingt treffen und reden müsse.
Am Ende hatte sie ruhig geantwortet: „Das solltest du besser Ottavia Baressi sagen.“ Dann hatte sie aufgelegt.
Trotz Hesters Beteuerungen wusste sie, dass es an der Zeit war, ein neues Zuhause zu suchen. Sie musste einen Schlussstrich unter die Vergangenheit ziehen und das Leben fortsetzen. Gleich am nächsten Morgen wollte sie den Wohnungsmarkt abchecken.
Am folgenden Tag fühlte sie sich jedoch so elend, dass sie eher geneigt war, sich einen Platz auf dem Friedhof zu reservieren.
„Ich kann nichts Falsches gegessen haben. Du hattest das Gleiche wie ich, und dir geht es gut“, sagte sie, als sie blass und fröstelnd aus dem Bad kam. „Ich muss mir einen Virus eingefangen haben.“
„Gewiss“, bestätigte Hester. „Hoffentlich fühlst du dich bald besser.“
Sonderbarerweise war das der Fall. Flora erholte sich so weit, dass sie ins Geschäft fahren und mühelos einen ganzen Arbeitstag hinter sich bringen konnte. Lediglich das Schinkensandwich, das sie sich zum Lunch bestellt hatte, verursachte ihr Übelkeit.
„Merkwürdig, oder?“, meinte sie abends zu Hester.
„Hier.“ Hester warf ihr eine Tüte aus der Apotheke in den Schoß. „Versuch das.“
Flora betrachtete verwirrt den Inhalt. „Ein Schwangerschaftstest?“
„Sehr richtig. Die Gebrauchsanweisung steckt in der Packung.“
Flora ließ die Schachtel fallen, als hätte sie sich daran verbrannt. „Nein!“
„Wie du willst. Ich dachte nur, es wäre eine Möglichkeit, die du vielleicht ausschließen möchtest.“
„Na schön“, lenkte Flora ein.
Noch bevor sie das Ergebnis überprüfte, wusste sie, dass es positiv sein würde. Sie hatte das Ausbleiben ihrer Periode dem Stress zugeschrieben, doch jetzt erkannte sie, dass sie sich selbst etwas vorgemacht hatte.
Fabios Baby, dachte sie. Ich werde Fabios Baby bekommen … Freude und Verzweiflung kämpften in ihr miteinander. Nachdem sie sich wieder gefangen hatte, kehrte sie ins Wohnzimmer zurück.
Hester warf nur einen kurzen Blick auf Floras blasses Gesicht und ihre bebenden Lippen. Sie zwang sie sanft in einen Sessel und brühte ihr einen Kräutertee.
„Ob du es willst oder nicht, du musst Chris informieren, Kleines“, erklärte sie, während Flora gehorsam den Tee trank.
„Chris? Was hat er damit zu tun?“ Sie schloss die Augen. „O Gott, du dachtest …“
„Eingedenk der Umstände eine durchaus
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