Romana Exklusiv 0190
bekommen?“
„Nach dem heutigen Tag würde ich behaupten, dass die Baressis zu allem fähig sind“, konterte Flora bitter. Und die Valantes ebenfalls, fügte sie im Stillen hinzu.
Die Fahrt zum Flughafen schien kein Ende nehmen zu wollen. Flora saß stocksteif neben Tonio, die Hände im Schoß gefaltet, den Blick starr geradeaus gerichtet.
„Mit Männern haben Sie nicht viel Glück, oder, caris sima ?“, meinte Tonio. „Ihr Verlobter betrügt Sie, und Ihr Liebhaber benutzt Sie zur Rache. Keine sehr angenehme Situation für Sie.“
„Für Ihre Cousine Ottavia war es auch nicht gerade eine fröhliche Zeit“, konterte Flora, die sich noch deutlich an die kummervolle Miene der jungen Frau erinnerte.
„Ottavia wird es überleben“, erwiderte er ungerührt. „Sie trägt den Namen Baressi und erhält eine beachtliche Mitgift. Außerdem hat es keinen Skandal gegeben – meine Tante ist eine vorsichtige Frau.“ Er senkte vertraulich die Stimme. „Ich glaube, sie hofft noch immer, Fabio überreden zu können, die Verlobung mit Ottavia wieder aufleben zu lassen.“
Verblüfft sah Flora ihn an. „Nach allem, was passiert ist, glauben Sie das tatsächlich?“
„Warum nicht. Es war auch beim ersten Mal keine Verbindung aus Liebe. Für Fabio sind Frauen nicht wichtig. Gewiss, er schmückt sich gern mit ihnen in der Öffentlichkeit und erfreut sich an ihren Körpern, aber das ist alles. Für ihn ist eine Frau wie die andere. Es war für ihn an der Zeit, zu heiraten, und da kam ihm Ottavia gerade recht. Sie ist zweifellos schön – aber auch sehr besitzergreifend.“
„Warum haben Sie sie dann nicht getröstet?“
Er lachte. „Sie hat mich nie gereizt. Sie hingegen sind etwas ganz Besonderes, carissima. Wollen Sie Ihren Flug nicht verschieben? Ich könnte Ihnen die Schönheiten Italiens zeigen.“
Sie merkte plötzlich, dass er nach ihrem Knie tastete.
„Wenn Sie auch nur einen Finger an mich legen, breche ich Ihnen den Kiefer, Signore.“
Tonio zuckte die Schultern. „Es ist Ihr Schaden, nicht meiner, Signorina Flora.“
Der Rest der Fahrt verlief in eisigem Schweigen. Am Flughafen angekommen, griff er in die Jackentasche und holte einen Umschlag hervor, den er Flora entgegenstreckte.
„Was ist das?“, erkundigte sie sich misstrauisch.
„Ein Geschenk von meiner Tante.“ Er öffnete das Kuvert und enthüllte ein beachtliches Bündel Banknoten. „Sie weiß, dass Fabio sich beim Abschied überaus großzügig gezeigt hätte, und möchte Ihnen keine finanziellen Einbußen durch ihre Einmischung zumuten. Dies ist als Entschädigung gedacht.“
„Sie ist sehr rücksichtsvoll.“ Flora öffnete die Beifahrertür. „Aber ich bin nicht käuflich.“
Tonio stieg ebenfalls aus und nahm ihr Gepäck aus dem Kofferraum. „Ich fürchte, Sie wurden bereits gekauft, Flora mia. Ciao, Baby.“
„Du siehst schrecklich aus“, stellte Hester besorgt fest und schenkte Flora Kaffee nach. „Seit du aus Italien zurück bist, schleichst du herum wie ein Geist. Gestern Abend hast du kaum etwas gegessen. Wenn du noch mehr abnimmst, wirst du bald ganz von der Bildfläche verschwunden sein. Und bilde dir nicht ein, ich würde dich nicht nachts in deinem Zimmer herumlaufen hören, wenn du eigentlich schlafen solltest.“
„Habe ich dich geweckt, Hester? Entschuldige. Vielleicht sollte ich mir wieder eine Wohnung suchen.“
„Unsinn. Mir ist es lieber, wenn du hier bist, wo ich wenigstens ein Auge auf dich haben kann. Ich würde nur gern wissen, was dir so zu schaffen macht.“
Flora blickte auf ihre Tasse. Der Kaffeeduft stieg ihr in die Nase und weckte sonderbarerweise ihren Widerwillen. „Es ist die Hektik im Geschäft“, behauptete sie. „Dauernd klingelt das Telefon. Falls es so weitergeht, muss ich wohl noch jemand einstellen.“
„Und warum schlägst du dann nicht Purzelbäume vor Freude, statt wie das personifizierte Elend dazusitzen?“ Hester zögerte. „Sei ehrlich, Liebes. Du vermisst Chris – ist es das?“ Sie seufzte. „Ich habe euch nie für das ideale Paar gehalten, aber nun frage ich mich, ob ich dich nicht zu einem Schritt gedrängt habe, den du jetzt bereust.“
Flora rang sich ein Lächeln ab. „Nein, ich bedauere absolut nichts. Mir ist einfach klar geworden, dass meine Gefühle bestenfalls lauwarm waren und er nicht der Mann ist, für den ich ihn gehalten habe. Ende der Geschichte.“
„Wie kann ich dir sonst helfen?“
„Das hast du bereits getan“, versicherte Flora. „Du
Weitere Kostenlose Bücher