Romana Exklusiv 0190
zum Teil ihrer Umgebung geworden – und absolut unentbehrlich für ihr Leben und ihr Glück.
Er war wirklich clever vorgegangen. Oder war sie nur so dumm gewesen und hatte unbedingt an das Märchen glauben wollen?
Wie auch immer, jetzt war sie älter und klüger. Das Leben und Glück, das sie sich ausgemalt hatte, würde eine ganz andere Richtung nehmen.
Die Lampe am Anrufbeantworter blinkte, und Flora schaltete auf „Wiedergabe“. Die meisten Leute meldeten sich bei ihr im Geschäft, doch einige entferntere Bekannte hatten noch nicht von ihrem Umzug erfahren.
Es waren nur drei Anrufe aufgezeichnet. Der erste von einer Freundin, die soeben erst von der gelösten Verlobung gehört hatte und eindeutig vor Neugier brannte. Der zweite kam von Floras Stiefschwester, die sich wütend erkundigte, ob sie endlich wieder vernünftig geworden sei und den Pagenanzug des Jungen bezahlen werde.
Der dritte stammte natürlich von Chris. Er war die Liebenswürdigkeit in Person und erklärte, sie beide hätten sich schlecht benommen, doch er sei immerhin bereit, die Vergangenheit zu begraben und es noch einmal mit Flora zu versuchen.
Empört über so viel Unverfrorenheit, drückte sie die Löschtaste. Irgendwie muss ich ihm klarmachen, dass er mich in Ruhe lassen soll, dachte sie. Eigentlich hatte sie angenommen, die bloße Erwähnung von Ottavia würde genügen, um ihn auf Distanz zu halten, aber er schien jegliches Taktgefühl verloren zu haben.
Flora hatte sich noch nicht wieder beruhigt, als es an der Tür läutete. Bevor sie öffnete, rang sie sich ein Lächeln ab, um Mrs. Morgan nicht schon vor der Begrüßung zu verschrecken.
Das Lächeln erstarrte jedoch auf ihren Lippen, als sie sah, wer draußen stand.
„Buon giorno“ , sagte Fabio.
Der Klang seiner vertrauten Stimme riss Flora aus ihrer Lethargie. Sie stemmte sich gegen die Tür, um sie ihm vor der Nase zuzuschlagen, aber er war zu schnell und zu stark für sie. Wie hatte sie nur vergessen können, welch durchtrainierte Muskeln sich unter dem eleganten Anzug verbargen.
Er ging einfach an ihr vorbei in den Flur. „Jetzt kannst du die Tür schließen.“
„Hinaus mit dir! Sofort! Sonst rufe ich die Polizei und erkläre ihr, dass du gewaltsam eingedrungen bist.“
„Ohne Einbruchspuren?“, konterte er spöttisch. „Dann werde ich behaupten, es sei nur ein Streit unter Verliebten. Du wirst schon sehen, wem sie glauben.“
„Du kannst hier nicht bleiben“, beharrte sie. „Ich erwarte Besuch …“ Sie verstummte erschrocken. „O nein, ich fasse es nicht! Du hast mich schon wieder in die Falle gelockt. Die Wohnung ist gar nicht verkauft, oder? Es war nur ein Trick von dir. Wahrscheinlich existieren die Morgans überhaupt nicht.“
„Sie sind sogar sehr lebendig und kaufen tatsächlich dein Apartment“,versicherte er.„Nur leider nicht die Möbel. Wir haben die Wahrheit in diesem Punkt ein wenig gedehnt.“
„Wir?“, wiederholte Flora. „Ein so geübter Lügner wie du braucht doch keine Komplizen.“
„Falls du hoffst, mich so weit reizen zu können, dass ich die Beherrschung verliere und hinausstürme, hast du dich getäuscht. Ich bin hier, um mit dir zu reden, Flora mia, und ich gehe erst, wenn ich mein Ziel erreicht habe.“ Er machte eine Pause. „Aber nicht hier im Flur. Lass uns ins Wohnzimmer gehen.“
Sie rührte sich nicht von der Stelle. „Du kannst meinetwegen reden, ich werde dir trotzdem nicht zuhören.“
„Bring mich nicht dazu, dass ich dich trage, mia cara.“
Tragen hieß Berühren, und eine Berührung von ihm wäre mehr, als sie verkraften konnte. Sorgsam jeden Kontakt mit ihm vermeidend, ging sie an ihm vorbei ins Wohnzimmer. Dort stellte sie sich ans Fenster und verschränkte abweisend die Arme vor der Brust.
Fabio lehnte sich an den Türrahmen und betrachtete sie mit undurchdringlicher Miene. „Du bist dünner geworden.“
„Sei unbesorgt. Es handelt sich um einen vorübergehenden Zustand.“ Fast wäre sie in Tränen ausgebrochen eingedenk der grausamen Ironie, die sich in diesen Worten verbarg.
„Warst du krank?“
„Nein, ich bin gerade gründlich untersucht worden und erfreue mich bester Gesundheit.“ Tapfer begegnete sie seinem Blick. „Hast du etwa gedacht, ich würde dahinsiechen oder wäre selbstmordgefährdet? Es muss ein ziemlicher Schlag für deinen Stolz sein, dass ich einfach weiterlebe.“
„Warum hast du beschlossen, die Wohnung zu verkaufen?“
„Die leere Leinwand schien mir nicht mehr
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