Romana Exklusiv 0190
mehr.
„Also gut“, willigte sie ein.
Finn blickte aus dem Fenster auf das trübe Wasser der Liffey – es erschien ihm so grau wie der Himmel. Und das entsprach auch seiner gedrückten Stimmung.
Er drehte sich langsam um und betrachtete die schlafende Catherine auf dem Sofa. Sie hatte die ganze Zeit über versucht, wach zu bleiben, war aber schließlich von ihrer Müdigkeit überwältigt worden.
Im Schlaf sieht sie so unschuldig und friedlich wie ein Kind aus, dachte Finn und betrachtete ihren sanft gerundeten Bauch und seufzte tief.
Ein Kind.
Er würde in Kürze Vater werden. Erst jetzt wurde ihm die ganze Tragweite bewusst. Ein Funken Freude glomm in ihm auf. Wenn alles glattging, würde im Juni sein Kind zur Welt kommen. War es nicht ein Wunder? Ein Wunder, dass diese Frau, die er kaum kannte, sein Kind zur Welt bringen würde?
Catherine war ja eigentlich noch immer eine Fremde für ihn. Trotzdem hatte er den Eindruck, als würde er ihren Körper besser kennen als den irgendeiner anderen Frau, mit der er zusammen gewesen war.
In diesem Moment öffnete sie die Augen. Sie sah sich verschlafen um, und es dauerte eine Weile, bis sie wusste, wo sie sich befand. Doch dann erinnerte sie sich plötzlich wieder.
Sie war in Finns Wohnung, sie hatte ihm alles gesagt, und seine Reaktion war ganz anders ausgefallen, als sie es erwartet hatte. Er hatte ihre Worte nicht einen Moment lang angezweifelt. Damit hatte sie nicht gerechnet.
Sie setzte sich auf und gähnte verhalten. „Ich war eingeschlafen“, sagte sie verlegen.
„Das stimmt.“ Er sah auf die Uhr.„Du hast über eine Stunde geschlafen. Wahrscheinlich brauchtest du die Ruhe.“
Über eine Stunde! „Du meine Güte!“, sie gähnte erneut. Wann hatte sie sich das letzte Mal richtig ausruhen können? Das war schon eine Weile her. Sie strich sich das Haar aus dem Gesicht und sah Finn an. „Was machen wir jetzt?“
Er zuckte leicht zusammen. „Wir“, hatte sie gesagt, nicht ich. Dieser zwar kleine, aber wichtige Unterschied wies auf die unumstößliche Tatsache hin, dass ihr Schicksal von nun an für immer miteinander verknüpft sein würde. Als Liebespaar oder als Ehepaar. Doch selbst wenn man verheiratet war, konnte man sich immer noch trennen. Aber auch dann blieben Catherine und er immer die Eltern des Babys, das nun bald auf die Welt kommen würde. An dieser Tatsache kam keiner von ihnen vorbei.
„Erzähl mir doch ein bisschen über dein Leben in London“, schlug er vor und setzte sich auf das zweite Sofa ihr gegenüber.
„Was willst du wissen?“, fragte sie erstaunt. „Du weißt doch schon, wo ich wohne.“
„Ich weiß, wie du wohnst“, korrigierte er sie. „In einem Einzimmer-Apartment in der Mitte von London. Nicht unbedingt der ideale Ort, um ein Baby großzuziehen.“
Catherine war einsichtig genug, ihm an diesem Punkt nicht zu widersprechen.
„Da hast du recht“, meinte sie nachdenklich. „Was ist mit deinem Job in der Redaktion?“, erkundigte er sich. „Wirst du Mutterschaftsurlaub bekommen?“
Catherine zögerte. Natürlich – davon wusste er ja noch nichts. „Ich habe zurzeit keinen Job“, sagte sie dann wahrheitsgemäß. „Ich … ich bin seit einiger Zeit freiberuflich tätig.“
„Freiberuflich?“ Finn blickte sie entgeistert an. „Seit wann denn? Hast du dort gekündigt? Und war das bevor oder nachdem du gewusst hast, dass du schwanger bist?“
Sie sah ihn empört an. „Davor natürlich! Ich bin ja nicht völlig verrückt!“
Obwohl es absurd war, verspürte Finn starke Schuldgefühle. „Kannst du keinen Job in einer anderen Redaktion finden?“
„Nein, das ist nicht so einfach. Vergiss nicht, ich bin schwanger. Wer würde mich jetzt schon einstellen? Du weißt doch, wie sehr alle im Moment sparen müssen.“ Sie schüttelte den Kopf. „Nein, ich glaube, diesen Traum kann ich mir zurzeit abschminken.“
„Wie stellst du dir das Ganze dann vor?“, wollte er wissen. „Wie willst du unser Kind großziehen, wenn du nicht einmal ein regelmäßiges Einkommen hast?“
„Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.“
„Das wird aber langsam Zeit, Catherine. Hast du denn überhaupt eine Wahl?“
„Mir wird schon etwas einfallen.“ Was ihre Mutter geschafft hatte, würde sie ja wohl auch hinbekommen.
Finn betrachtete sie noch immer nachdenklich. Mit dieser schönen Frau würde er also sein Leben lang verbunden sein. Dieser Gedanke war völlig neu für ihn.
„Wo lebt deine Mutter
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