Romana Exklusiv 0190
Heimweg vorbeischauen“, schlug sie vor. „Sofern Ihnen das nicht zu spät ist.“
„Gewiss nicht“, versicherte Mrs. Fairlie.
Flora legte den Hörer auf und saß einen Moment lang gedankenverloren da. Dann griff sie, einem Impuls folgend, erneut nach dem Telefon und wählte das Mayfair Tower Hotel. „Ich bin auf der Suche nach Mr. Fabio Valante. Nach meinen Informationen ist er bei Ihnen abgestiegen.“
„Tut mir leid, Madam, Signor Valante ist gestern abgereist.“ Schwang etwa leises Bedauern in der kühlen Stimme des Empfangschefs mit?
„Vielen Dank.“ Sie beendete das Gespräch mit – vor Erleichterung, was sonst? – klopfendem Herzen. Er war also wieder in Italien, und sie hatte aus seiner Richtung nichts mehr zu befürchten.
Ich muss mir diese negative Einstellung abgewöhnen, ermahnte sie sich energisch. Am Wochenende werde ich die Wohnung inspizieren und Chris überreden, mich zu begleiten. Er hasst zwar Renovierungsarbeiten, aber trotzdem kann er mir helfen, die Farben für die Wände auszusuchen. Außerdem müssen wir die letzten Arrangements für die Hochzeit abstimmen. Ein paar positive Aspekte, und mein seelisches Gleichgewicht ist wieder im Lot. Ich darf mich nicht mit solchem Unsinn belasten.
Am Abend nahm sie ein Taxi zu der ruhigen Seitenstraße, wo Mrs. Fairlie wohnte. Während sie den Fahrer entlohnte, betrachtete sie das Haus. Es handelte sich um ein tadellos gepflegtes Objekt, das zweifellos ein kleines Vermögen wert war.
Flora hätte wetten mögen, dass die Schlange der Interessenten selbst dann um den ganzen Block reichen würde, wenn das gesamte Interieur rot-grün gestreift wäre. Falls Mrs. Fairlie eine Bestätigung brauchte, dass ihr Anwesen die Riesensumme einbringen würde, die ihr die Makler versprochen hatten, so wollte Flora ihr diesen Wunsch gern erfüllen.
Auf Floras Läuten hin öffnete eine hübsche Angestellte in adretter schokoladenbrauner Uniform. Sie nickte lächelnd, als Flora ihren Namen nannte, und führte sie die breite, geschwungene Treppe hinauf zum Salon im ersten Stock. Auf dem Weg dorthin bewunderte Flora die elegant gemusterten Bodenfliesen in der Halle, deren einladende Atmosphäre durch die dezenten Pastellfarben der Wände unterstrichen wurde. Wie sie vermutet hatte, war Mrs. Fairlie absolut nicht auf ihren Rat angewiesen.
Das Mädchen öffnete eine Flügeltür. Nachdem es „Miss Graham“ gemeldet hatte, ließ es Flora eintreten und zog sich diskret zurück.
Durch die hohen Fenster schien die Abendsonne und tauchte den Raum in gleißende Helligkeit. Geblendet blieb Flora stehen, als sich ihr eine lichtumflutete Gestalt näherte. Zu ihrem Entsetzen erkannte sie jedoch keineswegs die Silhouette einer Frau, und ihr wurde plötzlich trotz der im Zimmer herrschenden Wärme eiskalt.
„Buona sera, Flora mia .“ Fabio Valante nahm ihre kraftlose Hand und hob sie kurz an die Lippen. „Wie schön, Sie wiederzusehen.“
„Ich wünschte, ich könnte das Gleiche behaupten,“ Ihre Stimme klang rau und ein wenig atemlos. „Was soll das? Ich bin mit einer Mrs. Fairlie verabredet.“
„Sie ist leider verhindert. Aber sie hat mich gebeten, Ihnen während ihrer Abwesenheit das Haus zu zeigen.“
„Und das soll ich Ihnen glauben?“
Er zog spöttisch die Brauen hoch. „Was sonst, cara? Denken Sie etwa, ich hätte sie gefesselt und geknebelt in den Keller gesperrt?“
Etwas Ähnliches war ihr tatsächlich in den Sinn gekommen. Trotzig straffte sie die Schultern. „Ich finde es jedenfalls sonderbar, dass Sie in ihrem Haus ein und aus gehen können.“
„Ich wohne hier einige Tage“, sagte er ungerührt. „Ihre Mrs. Fairlie ist nämlich meine Cousine Vittoria.“
„Verstehe.“ Ihr Herz klopfte, als wollte es zerspringen. „Und Sie haben sie überredet, mich herzulocken. Stammt Ihre Familie von Machiavelli ab?“
„Soweit ich weiß, war er kinderlos“, erwiderte er. „Außerdem brauchte ich Vittoria nicht lange zu überreden, nachdem ich ihr erklärt hatte, wie sehr ich mir wünschte, Sie wieder zu treffen.“ Er lächelte. „Sie neigt dazu, mich zu verwöhnen.“
„Ein klarer Fehler“, meinte Flora kühl. „Ich möchte gehen – und zwar sofort.“
„Bevor Sie das Haus besichtigt haben?“ Er schüttelte missbilligend den Kopf. „Nicht sehr professionell, cara.“
Sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu. „Ich bezweifle, dass ich wegen meiner beruflichen Qualitäten hier bin.“
„Sie irren. Vittoria wünscht Ihren Rat
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