Romana Exklusiv 0190
eigentlich nicht sein.“
„Wie kommen Sie darauf?“
Er lächelte sie an. „Weil er Sie nie besessen hat, mia bel la.“
„Wie können Sie es wagen …“, rief sie empört.
Fabio unterbrach sie. „Soweit es möglich ist, halte ich mich stets an die Wahrheit. Und ich behaupte, dass Sie noch immer unberührt sind.“
„Das können Sie doch gar nicht wissen“, flüsterte sie rau. „Außerdem geht es Sie nichts an.“
„Das Schicksal hat es so gefügt, dass sich unsere Pfade kreuzten, Flora mia. Ich glaube, ich habe daher das Recht, mich ein wenig zu wundern, wenn ich in Ihre Augen blicke und darin keine weibliche Erfahrung entdecke – keine Erinnerung an leidenschaftliche Stunden.“
Das Geschirr klirrte leise, als sie ihre Tasse aufs Tablett zurückstellte. „Ich möchte jetzt bitte gehen.“
„In dieser Aufmachung?“ Er zog die Brauen hoch. „Sie würden einiges Aufsehen erregen, cara.“
„Ich würde lieber nackt über die Straße laufen, als mir von Ihnen noch weitere demütigende – und unzutreffende – Bemerkungen über mein Privatleben anzuhören.“
Fabio Valante lächelte. „Sie haben Glück, ich bin heute in gnädiger Stimmung, sonst würde ich Sie vielleicht auf die Probe stellen. Ich werde ein Zimmer besorgen, wo Sie auf Ihre Sachen warten können.“ Er griff nach dem Telefon, wählte eine Nummer und erteilte ein paar knappe Anweisungen. „Ein Zimmermädchen wird Sie abholen und zu Ihrem neuen Refugium geleiten“, verkündete er, nachdem er aufgelegt hatte. Dann nahm er einen Notizblock vom Beistelltisch und schrieb ein paar Zeilen. Er riss das oberste Blatt ab und gab es Flora. „Sollten Sie Ihre Meinung bezüglich des Dinners ändern, finden Sie mich ab acht Uhr in diesem Restaurant.“
Sie zerknüllte den Zettel und warf ihn auf den Boden. „Eher friert die Hölle, Signore.“
Seine Stimme klang trügerisch sanft. „Die Flamme lodert also nicht nur in Ihrem Haar. Bravo.“
Wütend schnappte sie sich Bluse und Strümpfe und stopfte sie wieder in den Beutel. Es ärgerte sie maßlos, dass sie auf die Kleidungsstücke angewiesen war. „Ich schicke Ihnen einen Scheck“, erklärte sie.
Er lachte. „Davon bin ich überzeugt, cara. Für den Fall, dass Sie es trotzdem vergessen sollten, nehme ich mir vorsichtshalber einen kleinen Vorschuss.“
Plötzlich war er neben ihr, schlang den Arm um sie und zog sie an sich. Für einen kurzen Moment spürte sie seinen Mund auf ihrem. Ein überwältigendes Verlangen durchströmte sie, so stark und verzehrend, wie sie es noch nie erlebt hatte.
Der Kuss endete jedoch genauso schnell, wie er begonnen hatte. Ehe sie wusste, wie ihr geschah, war sie wieder frei. Als sie vor Fabio zurückwich, stolperte sie über den Saum des Bademantels. Mit großen Augen hob sie die Hand, um ihre bebenden Lippen zu berühren.
„So heiß wie die Sünde und so süß wie Honig. Ich kann die nächste Rate kaum erwarten, Flora mia.“
Ein Schauer überlief sie. Das Schweigen zwischen ihnen wurde immer angespannter, die Atmosphäre schien vor Elektrizität zu knistern. Flora wollte den Blick von ihm wenden – doch sie war dazu nicht fähig.
Ein Klopfen an der Tür rettete sie. So würdevoll wie möglich raffte sie den Bademantel und ging, um zu öffnen.
Fabio Valantes Stimme folgte ihr. „ Ti vedro, mia bella. Ich werde Sie wiedersehen.“
„O nein, das werden Sie nicht“, entgegnete sie nachdrücklich und warf die Tür lautstark hinter sich zu. Zu ihrer Schande musste sie sich eingestehen, dass sie es nicht wagte, sich nach ihm umzuschauen. Nicht in diesem Moment. Und vermutlich auch nie wieder.
2. KAPITEL
„Ich habe Kräutertee für Sie aufgebrüht“, verkündete Melanie besorgt, „weil Sie noch immer keinen Cappuccino vertragen. Daran könnte durchaus der Schock schuld sein.“
Manche Schocks mit Sicherheit, überlegte Flora bitter, während sie sich bei ihrer Assistentin für das Getränk bedankte. Neuerdings verabscheute sie nicht nur Cappuccino, sondern auch Espresso, Caffe latte und alles, was groß und italienisch war.
Drei Tage waren seit dem Überfall und der noch nervenaufreibenderen Episode danach vergangen. Ich bin vom Regen in die Traufe geraten, dachte sie resigniert. Noch immer vermied sie es, ans Telefon zu gehen, und kontrollierte jedes Mal, bevor sie das Haus verließ, die Straßen vor Wohnung und Büro.
„Ich werde Sie wiedersehen“, hatte er gesagt. Eine oft verwendete Floskel und vermutlich völlig harmlos. Eine
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