Romana Exklusiv 0190
bezüglich des Schlafzimmers. Sie hat die Farbe satt, und das Schlafzimmer in ihrem Brüsseler Haus ist in einem ähnlichen Ton gehalten.“
„Sie will demnach das Anwesen wirklich verkaufen?“
„Es wurde bereits privat veräußert. Wollen wir jetzt nach oben gehen?“
„Nein!“, rief sie mit solchem Nachdruck, dass sie selbst erschrak.
Fabio Valante zuckte zusammen, als hätte sie ihn geohrfeigt. Erstaunen und Spott spiegelten sich in seinen grünen Augen wider.
Beschämt erkannte sie, dass sie total überreagiert hatte. „Es tut mir leid“, entschuldigte sie sich stockend. „Ich wollte nicht …“
„Ich bin kein Narr“, unterbrach er sie kalt. „Ich weiß genau, was Sie gemeint haben.“ Er umfasste ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. „Zwei Dinge, mia cara. Dies ist das Haus meiner Cousine, und ich würde ihre Gastfreundschaft niemals zu etwas Unehrenhaftem missbrauchen. Aber was noch wichtiger ist, ich habe noch nie eine Frau gegen ihren Willen genommen – und Sie werden nicht die erste sein. Capisce?“
Mit glühenden Wangen nickte sie.
„Dann seien Sie so freundlich, und erledigen Sie den Auftrag, für den Sie engagiert wurden.“ Beinahe verächtlich gab er Flora frei und wandte sich zur Tür. „Soll ich Malinda bitten, die Anstandsdame zu spielen?“
„Nein“, wisperte sie. „Das ist nicht nötig.“ Ihr zitterten die Knie, als sie ihm die Treppe hinauf ins zweite Stockwerk und in Vittoria Fairlies Schlafzimmer folgte.
Der große Raum wies auf den Garten. Hohe Fenstertüren führten auf einen Balkon mit einer schmiedeeisernen Balustrade und Pflanzkübeln, in denen bunte Blumen blühten.
Der zartrosa Anstrich der Wände war so geschickt mit feinen schneeweißen Pinselstrichen durchzogen, dass man fast hätte meinen können, es handele sich um edlen Marmor. Die gesteppte Tagesdecke sowie das Sofa vor dem Fenster waren in einem viel intensiveren Roséton gehalten. Darüber hinaus gab es außer einem kostbaren Nussbaumfrisiertisch kaum weiteres Mobiliar – sämtliche Kleidungsstücke und Ziergegenstände waren vermutlich in das angrenzende Ankleidezimmer verbannt worden.
„Nun?“ Fabio Valante lehnte am Fensterrahmen.
Wie, um alles in der Welt, schaffte er es nur, ständig in ihrem Blickfeld zu sein, egal, wohin sie auch schaute? Sein Bild schien sich ihr unauslöschlich eingeprägt zu haben: das rabenschwarze Haar, der leichte Anflug von Bartstoppeln auf seinem Kinn, die enge dunkle Hose, die seine langen Beine und schmalen Hüften betonte, das kragenlose weiße Hemd, dessen oberste Knöpfe geöffnet waren und glatte, sonnengebräunte Haut entblößten …
Unwillkürlich überlegte sie, wie sich diese Haut wohl anfühlen mochte – unter ihren Fingern, unter ihren Lippen …
Schockiert verdrängte sie diesen gefährlichen Gedanken. „Das Zimmer ist wirklich schön. Am Geschmack Ihrer Cousine gibt es nichts auszusetzen.“ Sie zögerte. „Allerdings frage ich mich, ob es nicht ein bisschen zu … feminin ist.“
„Genau das meint auch ihr Mann“, bestätigte Fabio schmunzelnd. „Für das neue Haus hat er sich ausbedungen: kein Rosa.“
„Ohne den Raum in Brüssel zu kennen, ist es schwer, etwas vorzuschlagen. Er könnte in einer anderen Richtung liegen …“
„Nein. Vittoria zufolge zeigt er ebenfalls nach Süden und ist sehr hell.“
„Wenn das so ist …“ Flora schaute sich noch einmal prüfend um. „Es gibt eine Wandbespannung aus Seidenmoiré in einem dezent blaugrünen Farbton namens ‚Meerblick‘. Sieht man beim Aufwachen die Sonne auf den Stoff scheinen, hat man das Gefühl, im Ozean zu treiben. Aber vielleicht gefällt Ihrer Cousine die Idee nicht.“
„Im Gegenteil, ich bin überzeugt, es wird viele glückliche Erinnerungen bei ihr wecken“, entgegnete Fabio. „Als Kinder verbrachten wir den Sommer immer im Haus unseres Großvaters. Er hatte ein altes castello auf einer Klippe über dem Meer, und wir sind jeden Tag zum Strand hinuntergewandert.“
„Das klingt idyllisch.“
„Ja. Es war eine unschuldige Welt.“ Er nickte versonnen. „Waren Sie je in meinem Land?“
„Noch nicht. Doch ich hoffe, es in meinen Flitterwochen zu besuchen, sofern ich meinen Verlobten überreden kann.“
„Mag er Italien nicht?“
„Ich glaube nicht, dass er schon mal dort war. Aber Anfang des Jahres war er auf den Bahamas und möchte wieder dorthin.“ Sie lächelte. „Er schwärmt von Coconut Cay, einer winzigen, unberührten Insel, auf der Pelikane um
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