Romana Exklusiv 0190
unglückliche Wortwahl, mehr nicht. Und dennoch …
Aus seinem Mund hatte es wie ein Versprechen geklungen.
Immer wieder hatte sie sich eine Närrin gescholten, weil sie dem so viel Bedeutung beimaß. Die Hautabschürfungen, Prellungen und Blutergüsse waren fast verheilt, und nun musste sie auch emotional zur Ruhe kommen.
Sie hatte sofort geahnt, dass Fabio Valante Ärger bedeutete, und zu ihrem Pech war er als Erster zur Stelle gewesen, als sie Hilfe brauchte. Er gehörte nämlich zu den Männern, die Flirten als Sport betrachteten und jede Gelegenheit dazu nutzten.
Es war nur ein Kuss, nachdem alles gesagt und getan war, redete sie sich ein und trank einen Schluck Tee. Warum, um alles in der Welt, reagierte sie so übertrieben auf etwas, das er inzwischen zweifellos längst vergessen hatte?
Er hatte sein Leben fortgesetzt, war vielleicht sogar nach Italien zurückgereist und bester Dinge. Sie sollte seinem Beispiel folgen. Aber warum fiel ihr das so schwer? Warum schlich er sich tagsüber ständig in ihre Gedanken und geisterte nachts durch ihre Träume? Es ergab einfach keinen Sinn.
Und, was noch wichtiger war, warum hatte sie Chris nichts davon erzählt?
Zum Teil, so vermutete sie, weil seine Haltung sie geärgert hatte. Zunächst hatte er Mitgefühl gezeigt, doch schon bald hatte er den Zwischenfall heruntergespielt. Immerhin habe sie weder ihre Tasche verloren, noch sei sie schwer verletzt worden. Flora wusste natürlich, dass sie relativ ungeschoren davongekommen war, aber trotzdem war es irgendwie nicht das, was sie hatte hören wollen. Ein bisschen mehr Zuwendung und Trost wären ihr lieber gewesen. Eigentlich wäre es ihre Aufgabe gewesen, ihm liebevoll zu versichern, dass er sich nicht zu sorgen brauche, und nicht umgekehrt.
Chris war viel beschäftigt, und dafür hatte sie Verständnis. Er bemühte sich, seine Kanzlei aufzubauen und eine solide finanzielle Basis für ihre gemeinsame Zukunft zu schaffen, also konnte sie logischerweise nicht verlangen, dass er ihr seine gesamte Aufmerksamkeit widmete.
Allerdings hatte sie damit gerechnet, dass er zumindest diesen Abend mit ihr verbringen würde.
Stattdessen hatte er den Kopf geschüttelt. „Tut mir leid, Liebes. Ich bin mit einem Klienten verabredet. Könnte ein großer Abschluss werden. Außerdem“, hatte er hinzugefügt und ihr die Hand getätschelt, „wäre es besser für dich, wenn du dich ein wenig entspannst und dich ausruhst. Dazu brauchst du mich nicht.“
Nein, hatte sie in einem Anflug von Verzweiflung gedacht. Aber es wäre schön, wenn ich mich in deine Arme schmiegen könnte. Ich möchte, dass du mich so ansiehst, wie er es getan hat. Dass du mich spüren lässt, wie sehr du mich liebst und dich auf unsere Hochzeit freust – und auf den Moment, da wir einander wirklich gehören.
Und dass es nicht wie das andere Mal enden wird …
Flora biss sich auf die Lippe und konzentrierte sich wieder auf den Bericht, den sie für eine Frau verfasste, die eine übermöblierte, überteuerte Wohnung in Notting Hill verkaufen wollte. Sie vermutete jedoch, dass es reine Zeitverschwendung war und Mrs. Barstow sich weigern würde, auch nur einen der Beistelltische zu entfernen, die aus dem Wohnzimmer einen Hindernisparcours machten, oder gar an den Besichtigungstagen ihren stinkenden, bösartigen Pekinesen aus den Räumen zu verbannen.
Wahrscheinlich wird sie sogar versuchen, um mein Honorar zu feilschen, dachte Flora, während sie den Report ausdruckte und unterzeichnete.
Sie wandte ihre Aufmerksamkeit den jüngsten Anfragen zu, von denen ihre Assistentin eine als besonders dringend gekennzeichnet hatte.
„Die Dame lebt in Chelsea“, erklärte Melanie. „Eine Mrs. Fairlie. Ihr Mann arbeitet bei der EU, und sie müssen in Kürze nach Brüssel übersiedeln. Sie muss das Haus also für einen schnellstmöglichen Verkauf herrichten. Sagt, wir wurden ihr empfohlen.“
„Das höre ich gern“, meinte Flora und wählte Mrs. Fairlies Nummer.
Auch Mrs. Fairlies Stimme gefiel ihr auf Anhieb – warm und wohltönend, mit einer heiteren Note, die allerdings unverhohlener Besorgnis wich, als Flora ihr mitteilte, dass sie frühestens in einer Woche einen Termin frei habe.
„O bitte, könnten Sie mich nicht zwischendurch einschieben?“, drängte sie. „Ich möchte, dass Sie das Haus sehen, bevor die Angelegenheit noch weiter gediehen ist. Die Zeit wird allmählich knapp.“
Flora studierte ihren Kalender. „Ich könnte heute Abend auf dem
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