Romana Exklusiv 0190
sondern auch eine lebhafte Blondine in einer makellosen dunkelblauen Uniform, die zweifelsohne geübter darin war, ältere Touristen bei Verdauungsproblemen zu beraten. Nichtsdestotrotz reinigte sie geschickt Floras Verletzungen, strich antiseptische Salbe auf die schlimmsten Kratzer und klebte Pflaster darüber.
„Man rechnet einfach nicht mit so etwas“, meinte sie und betrachtete ihr Werk zufrieden. „Nicht bei helllichtem Tag auf einer belebten Straße. Und warum ausgerechnet Sie? Sie tragen schließlich keine Rolex und sind auch nicht mit Juwelen behangen.“
Flora nickte matt. Die gleiche Frage hatte sie sich auch schon gestellt. Vermutlich hatte der Räuber sie zufällig ausgewählt. Sie war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen.
Und sie war noch immer am falschen Ort, nur dass sich ihr jetzt keine Fluchtmöglichkeit bot.
Fabio Valante hatte sich taktvoll zurückgezogen, während sie behandelt wurde, aber inzwischen hatte der Zimmerservice den Tee serviert, und Fabio würde sich gleich wieder zu ihr gesellen.
Dann werde ich mich erneut bei ihm bedanken müssen, dachte sie gereizt. Außer dem Tee war nämlich eine Tragetasche gebracht worden, die der Aufdruck einer eleganten Boutique schmückte. Darin befand sich neben einem Paar Strümpfe auch eine schneeweiße Seidenbluse. Beunruhigenderweise wies beides die richtige Größe auf – wodurch Flora sich in ihrem Verdacht bestätigt sah, dass dieser Mann sich mit Frauen viel zu gut auskannte.
Dementsprechend kühl und zurückhaltend war ihre Begrüßung, als er zurückkam.
„Fühlen Sie sich besser?“ Er ließ den Blick seiner grünen Augen über sie wandern, als würde der dicke, alles verhüllende Frotteestoff nicht existieren. Als wäre ihm jeder Zentimeter ihres Körpers aufs Intimste vertraut.
Ihr Herz klopfte, als wollte es zerspringen, während sie zwischen Erregung und Panik schwankte. „Himmel, ja. So gut wie neu.“ Unter Aufbietung all ihrer Willenskraft gelang es ihr, fröhlich zu klingen.
„Man hat mir versichert, dass Ihre Kleidung in Kürze ebenfalls wieder tadellos sein wird.“ Er nahm ihr gegenüber Platz. „Die Sachen genießen äußerste Priorität. Leider schien mir Ihre Bluse ruiniert zu sein.“
Flora errötete. „Ja.“ Sie griff nach ihrer Handtasche. „Ich möchte Sie dafür entschädigen.“
„Gern.“ Er streifte das Jackett ab und warf es über die Sofalehne. Dann knöpfte er die Weste auf, bevor er sich entspannt in die Polster zurücklehnte. „Essen Sie heute mit mir zu Abend.“
Sie erschrak. „Unmöglich.“
„Perche no? Warum nicht?“
„Das habe ich Ihnen bereits erklärt.“ Ihre Wangen begannen zu glühen, die Hitze breitete sich über ihren ganzen Körper aus. „Ich bin verlobt und werde bald heiraten.“
Er zuckte die Schultern. „Ich weiß.Was hat das mit unserem Dinner zu tun?“
„Zählt das nicht für Sie?“
„Warum sollte es? Ich könnte doch auch fidanzato sein.“
„Und … Sind Sie es?“
„Nein.“ Täuschte sie sich, oder hatte ein bitterer Unterton in seiner Stimme mitgeschwungen? „Ich bin Junggeselle, mia bella. Allerdings würde es für mich keinen Unterschied bedeuten.“ Seine grünen Augen funkelten spöttisch. „Schließlich habe ich nicht vorgeschlagen, dass wir die Mahlzeit im Bett einnehmen sollen.“ Er ließ ihr Zeit, seine Worte zu verdauen, bevor er sich liebenswürdig erkundigte: „Fühlen Sie sich stark und sicher genug, um den Tee einzuschenken?“
„Natürlich.“ Flora riss sich zusammen. „Milch und Zucker?“
„Nur Zitrone. Danke.“
Wie durch ein Wunder schaffte sie es, die schwere Kanne so zu handhaben, dass der Inhalt allein in den zarten Tassen landete und sich nicht über Tablett, Tisch und Teppich ergoss. Es war jedoch ein schwieriges Unterfangen, und der Instinkt sagte ihr, dass Fabio Valante sich insgeheim königlich über ihre Probleme amüsierte.
Als sie ihm die Tasse reichte, wurde der Wunsch, ihm den Tee über den Schoß zu schütten, schier übermächtig.
„Haben Sie Ihre Kunden angerufen?“
„Ja.“ Gott sei Dank ein unverfängliches Thema, dachte sie erleichtert. „Sie waren überaus verständnisvoll und haben einen neuen Termin vereinbart.“
„Meinen Sie nicht, dass Ihr fidanzato ähnlich verständnisvoll wäre und Sie mir überlassen würde – für einen Abend?“
Ihr stockte der Atem. „Ich weiß, dass er das nicht tun würde.“
„Sonderbar“, erwiderte er versonnen. „So besitzergreifend kann er
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