Romana Exklusiv 0224
über mich wissen wollen, fragen Sie mich und nicht meine Haushälterin“, erklärte er scharf.
„Ich habe sie nicht gefragt. Sie hat es mir von sich aus erzählt.“
„Sie erwarten doch nicht, dass ich glaube, sie hätte die große Tragödie nicht erwähnt? Dass meine Frau durch einen schrecklichen Autounfall ums Leben gekommen ist und ich ihren Tod betrauere und beklage?“ Der Spott in seiner Stimme war unüberhörbar, und Rachel vermutete, dass Esperenza schon mehrfach darüber gesprochen hatte.
Luis erhob sich und beugte sich so nah zu ihr, dass sie sich unwillkürlich zurücklehnte. Wütend funkelte er sie an. „Wenn Ihnen Ihr Arbeitsplatz lieb ist, an dem nicht nach Papieren gefragt wird, sollten Sie sich aus meinem Leben heraushalten“, meinte er eindringlich.
„Und wenn nicht?“
„Es gibt viele Möglichkeiten, etwas zu beenden, vergessen Sie das nicht.“
Rachel fröstelte trotz des lauen Frühlingsabends. Sie konnte sich seinem Blick nicht entziehen, kam gegen seine starke Willenskraft nicht an. Offenbar hatte Luis seine Frau sehr geliebt, sodass er ihr Andenken um jeden Preis schützen wollte.
Einen Moment lang beneidete sie die Tote. Wie war es wohl, wenn jemand so für einen empfand? Wenn man wusste, dass ein Mann alles tun würde, damit man glücklich war?
„Ich bitte um Entschuldigung, falls ich etwas falsch gemacht habe. Ich habe Esperenza nicht über Ihr Leben ausgefragt und werde in Zukunft weghören, wenn sie daraus zu erzählen anfängt.“
Die Atmosphäre war äußerst spannungsgeladen. Plötzlich nickte Luis kurz und setzte sich wieder hin, als wäre nichts geschehen.
Rachel überlegte verzweifelt, wann sie wohl aufstehen und die Terrasse verlassen konnte, ohne dass es wie eine Flucht aussah. Jede Sekunde, die verstrich, erschien ihr wie eine Ewigkeit.
Sie zwang sich, ihre Gabel zum Mund zu führen, doch das Essen blieb ihr im Hals stecken, und so trank sie einen Schluck Eistee, um es hinunterzuspülen. Sie hatte wahrlich genug eigene Probleme und kein Interesse, sich in seine Familienangelegenheiten zu mischen. Wenn Luis sie weiter für eine Spionin hielt, konnte sie nicht in seinem Haus bleiben, egal, wie dringend sie sich etwas Geld verdienen musste. Nur, wie konnte sie ihn davon überzeugen, dass von ihr weder für ihn noch für das Andenken an seine Frau eine Gefahr ausging?
3. KAPITEL
Glücklicherweise fand das gemeinsame Abendessen dann ein schnelles Ende, als Esperenza draußen erschien und Luis informierte, dass er am Telefon verlangt würde. Er stand sofort auf und verließ die Terrasse. Erleichtert atmete Rachel auf.
„Schmeckt es Ihnen nicht?“ Esperenza blickte auf den noch recht vollen Teller.
„Doch, es ist köstlich. Wir … haben uns nur so angeregt unterhalten, dass ich nicht zum Essen gekommen bin.“
Die ältere Frau nickte und kehrte ins Haus zurück.
„Na wunderbar, jetzt hast du vermutlich den einzigen Menschen zwischen hier und Madrid gegen dich aufgebracht, der nicht nach Arbeitspapieren fragt. Ich gratuliere“, sagte Rachel leise und schob sich ein Stück Fleisch in den Mund. Nun konnte sie das vorzügliche Essen ohne Luis’ störende Gegenwart genießen.
Sie fragte sich, wie seine Frau gewesen war und wie ihr Leben miteinander ausgesehen hatte. Allem Anschein nach hatte eine große Liebe die beiden verbunden.
Wie hätte es sich wohl zwischen Paul und mir entwickelt, wenn ich Dads Diktat gefolgt wäre und ihn geheiratet hätte? überlegte sie. Hätte sie Paul lieben gelernt, oder hätten sie sich im Lauf der Zeit immer weiter voneinander entfernt?
Wie war die Ehe ihrer Eltern verlaufen? Warum hatten sie sich schließlich getrennt? Und wie hatte ihr Vater sie all die Jahre anlügen können? Auch fragte sie sich immer wieder, warum ihre Mom sie über zwanzig Jahre ignoriert hatte. Diese hatte gewusst, wo ihre einzige Tochter lebte, aber nie versucht, Kontakt zu ihr aufzunehmen. Möglicherweise hatte sie wieder geheiratet und eine neue Familie gegründet, sodass sie, Rachel, sogar Halbgeschwister hatte?
Hätte sie nur mehr über ihre Familie gewusst! Leider weigerte sich ihr Dad, ihr etwas über ihre Mutter zu erzählen, sagte lediglich, dass sie besser dran wäre, wenn sie sie nicht kannte. Sie hatte so viele Fragen, doch er beantwortete keine Einzige. Als sie zufällig auf die Scheidungspapiere gestoßen war und sich an ihn gewandt hatte, war er wütend geworden, weil sie ihn mit dem Thema belästigte und sich in Dinge einmischte, die
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