Romana Exklusiv 0225
ich ihn von seiner Meinung abbringen könnte.“
„Du kannst mit ihm reden“, schmeichelte Leonora. „Sag ihm, wie glücklich ich seinen Vater mache. Das habe ich auch.“
„Ja, ich weiß. Ich habe es bereits versucht, aber es hat nichts gebracht. Wahrscheinlich, weil er uns beide über einen Kamm schert. Und dass du Eduardo erlaubt hast, mir ein Erste-Klasse-Ticket zu kaufen, war auch nicht besonders geschickt. Ich kann nicht einmal anbieten, ihm das Geld zurückzuzahlen.“
„Eduardo wäre gekränkt, wenn du es nur versuchen würdest“, versicherte Leonora. „Die Perazas gehören zu den reichsten Familien im Land. Allein ihre Beteiligungen müssen Millionen wert sein.“
„Diesmal bist du wirklich auf die Füße gefallen“, bemerkte Nicole.
Ihre Stiefmutter lachte. „Stimmt!“ Sie legte eine Kunstpause ein. „Und du könntest es auch, wenn du geschickt vorgehst. Du hast alles, was eine Frau braucht, um einem Mann den Kopf zu verdrehen.“
„Und auf wen sollte ich mich deiner Ansicht nach konzentrieren?“
„Auf den, der am empfänglichsten ist. Patricio sieht seinem Bruder vielleicht sehr ähnlich, hat allerdings einen ganz anderen Charakter.“
Nicole gab auf. Leonora war ein hoffnungsloser Fall. „Ich bin nicht daran interessiert, in die Familie Peraza einzuheiraten. Du hast anscheinend vergessen, dass ich mit Scott verlobt bin.“
„Scott!“, wiederholte Leonora verächtlich. „Aus dem wird doch nie etwas.“
„Aus ihm ist schon etwas geworden.“
„Stellvertretender Filialleiter eines Kaufhauses! Du liebst ihn ja nicht einmal.“
Nicole schluckte ihren Protest hinunter und fragte stattdessen sanft: „Und warum sollte ich ihn dann heiraten?“
„Weil er dich dazu überredet hat“, erklärte Leonora ungerührt. „Du weißt es, ich weiß es, und er weiß es vermutlich auch. Mit deinem Aussehen musst du dich nicht mit zweiter Wahl begnügen.“
„Und die erste Wahl wäre natürlich der Mann mit dem meisten Geld!“
„Es geht nicht nur ums Geld, Schatz. Wie ich sehe, ist Scott noch nicht dazu gekommen, dir einen Ring zu kaufen“, fügte Leonora hinzu.
„Wir haben uns darauf geeinigt, dass es nicht nötig ist“, erwiderte Nicole ruhig.
„Du meinst, er hat es beschlossen. Aber das überrascht mich nicht. Dieser Geizhals!“
Nicole kam zu dem Ergebnis, dass es Zeitverschwendung war, böse auf Leonora zu sein. Leonora mochte zwar ihre Fehler haben, doch sie war nicht falsch. Aus ihrer Meinung über Scott hatte sie noch nie einen Hehl gemacht.
Scott war gegen diese Reise gewesen. Und selbst jetzt gestand Nicole sich nur widerstrebend ein, dass sie das dringende Bedürfnis verspürt hatte wegzufahren, weil sie Zeit und Abstand brauchte, um sich über gewisse Dinge klar zu werden. Leonora hatte recht, wenn sie ihre Gefühle für Scott anzweifelte, denn sie war sich ihrer selbst nicht so sicher.
„Geh erst mal duschen“, erklärte Leonora. „Und wenn du gern ein Nickerchen machen möchtest, hast du genug Zeit.“
„Ja, vielleicht tue ich das“, meinte Nicole, obwohl sie eigentlich nicht die Absicht hatte. „Wir essen also um neun?“
„Ja. Bei offiziellen Angelegenheiten ist das Abendessen allerdings immer erst um zehn oder noch später. Aber komm vorher in den Salon, damit wir einen Drink nehmen können.“
Als Leonora die Tür hinter sich schloss, war Nicole erleichtert, denn sie musste unbedingt nachdenken. Scott hin oder her, sie fand die Vorstellung, sich einen der beiden Söhne zu angeln, einfach lächerlich. Und selbst wenn sie es vorgehabt hätte, dann hätte sie spätestens beim Gedanken, Marcos Peraza als Ehemann oder Schwager zu bekommen, ihre Meinung geändert.
Das Bad war mit der eingelassenen Wanne und den goldenen Armaturen sehr luxuriös ausgestattet. Als sie wieder herauskam, war es immer noch etwas zu früh, um sich zum Essen umzuziehen. Sie zog ihren Satinmorgenmantel über und trat auf den überdachten Balkon, der zum Innenhof hinaus lag.
Die Nachtluft war angenehm kühl. Der Hof war durch mehrere Lichtquellen erleuchtet. Von unten waren Stimmen zu hören. Ihr Spanisch war gut genug, dass Nicole alles verstehen konnte, und sie erkannte Marcos’ Stimme.
„Ich traue keiner von ihnen“, erklärte Marcos.
„Du traust sowieso kaum jemandem“, erwiderte der andere Mann, der eine etwas hellere Stimme hatte. „Willst du Vater etwa zumuten, dass er bis zu seinem Lebensende allein bleibt?“
„Es ist besser, als wenn er betrogen wird. Er sieht
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