Romana Exklusiv 0225
Mannes zu werfen, den sie unmöglich kennen kann?“, ergänzte Nicole mit einem sarkastischen Unterton. „Soweit ich weiß, hatte sie ihre Gruppe verloren und wollte ein Taxi anhalten, das sie zum Schiff zurückbringen sollte, als Ihr Vater sie beinah überfahren hätte. Das war wohl vielmehr Schicksal.“
Er warf ihr einen finsteren Blick zu. „Selbst wenn die Begegnung Schicksal war, hat Ihre Stiefmutter die Situation ausgenutzt, nachdem sie den Namen Peraza gehört hatte.“
„Hier bedeutet der Name vielleicht viel“, konterte sie kühl, „aber ich glaube nicht, dass sie mehr damit anfangen konnte als ich, als ich zum ersten Mal davon gehört habe. Sie stand unter Schock, und Ihr Vater hat sie in ein Hotel eingeladen, damit sie sich bei einem Drink davon erholt. Dabei sind sie ins Gespräch gekommen, und …“ Sie machte eine Pause und lächelte schwach. „… der Rest ist, wie man sagt, Geschichte.“
„Das ist noch offen“, entgegnete Marcos angespannt. „Ich werde mich durch Ihre Anwesenheit nicht von meinem Ziel abbringen lassen.“
Überrascht sah sie ihn an. „Sollte es denn so sein?“
„Ich glaube, dass Ihre Stiefmutter genau das bezweckt. Allerdings finde ich die Vorstellung gar nicht so schlimm. Sie sind nicht gerade unansehnlich.“
„Sie arroganter …“ Nicole verstummte, als er erneut den Mund verzog, und wünschte, ihr würde eine passende Antwort einfallen. „Nachdem ich mit Ihrem Vater gesprochen habe, glaube ich nicht, dass Sie ihn von seinem Entschluss abbringen können“, fuhr sie beherrscht fort. „Er hat seine Gefühle deutlich zum Ausdruck gebracht, als er mit mir telefoniert hat. Wenn Sie auch nur ein bisschen Achtung vor ihm haben, lassen Sie ihn in Ruhe.“
Er verstärkte seinen Griff ums Lenkrad, sodass seine Fingerknöchel weiß hervortraten. „Sie wagen es, mir vorzuwerfen, dass ich keine Achtung vor meinem Vater habe!“
„Ich werfe Ihnen gar nichts vor.“ Sie wollte sich von seinem Tonfall nicht einschüchtern lassen. „Sie sollen es ihm nur gönnen. Er hat eine Frau gefunden, die er liebt, und zwar zu einem Zeitpunkt, als er sich schon jenseits von Gut und Böse wähnte.“
„Wollen Sie damit behaupten, dass sie ihn auch aus Liebe heiratet?“
„Warum nicht?“
„Sie zögern, weil Sie genau wissen, dass es nicht der Fall ist“, erklärte er. „Denn Sie kennen ihren wahren Charakter ebenso wie ich. Sie ködert die Männer mit ihrem Aussehen.“
„Und so etwas würde Ihnen natürlich nie passieren. Sie wissen ja so gut Bescheid!“
„Sie schulden mir noch eine Antwort“, lenkte Marcos vom Thema ab. „Glauben Sie, dass Leonora sich nur von ihren Gefühlen leiten lässt?“
„Ich glaube nicht, dass sie einen Mann heiraten würde, für den sie überhaupt nichts empfindet, egal, wie reich er ist“, konterte sie. „Und ich glaube auch nicht, dass Ihr Vater so naiv ist, auf eine Frau hereinzufallen, die es nur auf sein Geld abgesehen hat. Sicher, mir ist klar, dass er wesentlich älter sein muss als sie, aber …“
„Der Altersunterschied beträgt weniger als zwanzig Jahre.“
Nicole schwieg einen Moment, denn sie war überrascht. „Er muss sehr jung gewesen sein, als er Ihre Mutter geheiratet hat. Wann haben Sie sie verloren?“
Marcos warf ihr einen wütenden Blick zu. „Wir sind nicht hier, um über meine Mutter zu sprechen!“
„Wir sind gleich gar nicht mehr hier, wenn Sie nicht nach vorn schauen“, sagte sie scharf, als jemand laut hupte. „Beinah wären Sie mit dem Lastwagen zusammengestoßen! Ich wollte Sie nicht aufregen“, fuhr sie fort. „Es scheint nur das Einzige zu sein, was wir gemeinsam haben.“
Es dauerte eine Weile, bis Marcos antwortete. Diesmal waren sowohl seine Miene als auch seine Stimme ausdruckslos. „Sie ist vor zehn Jahren an Malaria gestorben.“
„Dann war Eduardo sehr lange allein.“
„Er hätte nicht allein sein müssen. Es gibt viele Frauen, die ihn gern getröstet hätten.“
„Offenbar war keine dabei, mit der er eine Beziehung eingehen wollte. Ich behaupte ja nicht, dass Leonora den Platz Ihrer Mutter einnehmen könnte – genauso wenig wie sie den meiner Mutter eingenommen hatte –, aber durch sie hat Ihr Vater vielleicht wieder Spaß am Leben.“
„Und zu welchem Preis?“
„Das bereitet Ihnen also Kopfzerbrechen, stimmt’s?“, fragte Nicole vorwurfsvoll. „Sie haben Angst davor, dass sie Sie um Ihr Erbe bringen könnte.“
„Das reicht!“ Er presste die Lippen zusammen.
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