Romana Exklusiv 0225
Antwort von ihr zu erwarten, denn er trank gut gelaunt seinen Kaffee.
„Wo ist Patricio eigentlich?“, erkundigte sich Leonora.
„Auf dem Weg nach Ciudad Guayana“, erwiderte Marcos ruhig. „Geschäftlich.“
Sie warf ihm einen argwöhnischen Blick zu. „Musste er denn unbedingt weg?“
„Ja, es musste jemand hinfahren, der eine höhere Stellung hat.“
„Dann wäre es doch besser gewesen, wenn du dich darum gekümmert hättest, oder?“
Er zuckte gleichgültig die Schultern. „Mein Bruder ist durchaus in der Lage, sich darum zu kümmern.“
Übertreib es nicht, dachte Nicole, als Leonora etwas erwidern wollte, und atmete erleichtert auf, als diese schwieg. Marcos hatte ohnehin schon eine schlechte Meinung von ihr. Es wäre unklug gewesen, ihm zu unterstellen, dass er seinen Bruder ganz bewusst weggeschickt hatte. Die Vorstellung war sowieso lächerlich. Egal, was Leonora oder Eduardo im Sinn hatten, es war unwahrscheinlich, dass Patricio ähnliche Interessen verfolgte oder Marcos es befürchtete.
Widerstrebend ging Nicole nach dem Frühstück mit Leonora nach oben, um sich umzuziehen. Sobald sie außer Hörweite waren, fragte sie vorwurfsvoll: „Was führst du eigentlich im Schilde?“
„Inwiefern, Schatz?“, meinte Leonora unschuldig.
„Du weißt genau, was ich damit sagen will. Ich bin nicht daran interessiert, mir einen reichen Ehemann zu angeln. Und Patricio ist auch nicht auf der Suche nach einer Ehefrau.“
„Eduardo zufolge ist es höchste Zeit, dass Patricio heiratet“, antwortete Leonora ungerührt. „Und seiner Ansicht nach wärst du die ideale Frau für ihn.“
„Du meinst, du hast ihn davon überzeugt!“
„Das war nicht nötig. Er ist auf die Idee gekommen, nachdem er euch beide gestern Abend beobachtet hatte. Er sagt, Patricio braucht eine Frau, die ihn mitreißt.“
„Das hängt wohl kaum von ihm ab.“
„Vielleicht nicht ganz, aber Patricio scheint richtig vernarrt in dich zu sein.“
Nicole atmete scharf ein. „Er hat sich an mich herangemacht, das war alles!“
„In den Augen seines Vaters offenbar nicht – genauso wenig wie in Marcos’.“
„Du glaubst doch nicht wirklich, dass er Patricio absichtlich weggeschickt hat.“
„Ich würde es ihm durchaus zutrauen.“ Leonora öffnete eine Tür. „Da sind wir.“
Das Schlafzimmer, das sie mit Eduardo teilte, war genauso eingerichtet wie die Räume im Erdgeschoss. Ironisch verzog sie das Gesicht, als sie zu dem Schrank voranging, der die ganze Wand einnahm. „Ich kann es kaum erwarten, hier alles umzugestalten. Stell dir nur vor, wie es ist, jeden Morgen in dieser Umgebung aufzuwachen!“
„Moderne Möbel würden hier überhaupt nicht herpassen“, bemerkte Nicole kurz angebunden.
„Es gibt so etwas wie Kompromisse, Schatz.“ Leonora nahm eine Reithose und Reitstiefel aus dem Schrank. „Hier, probier die an. Dein Shirt kannst du anbehalten.“
„Versprich mir, dass du dir diese alberne Idee aus dem Kopf schlägst“, sagte Nicole heftig, als sie die Sachen entgegennahm.
Leonora zuckte die Schultern. „Vielleicht, aber ob Eduardo es tut …“
„Ich werde dafür sorgen, dass er keinen Grund mehr dazu hat, sich Hoffnungen zu machen.“
„Wie du meinst. Ich hoffe nur, dass du es nicht bedauerst.“
Das Einzige, was ich bedauern könnte, ist, dass ich überhaupt hergekommen bin, überlegte Nicole wenige Minuten später beim Umziehen.
Kurz darauf trat sie Marcos gegenüber, der ein schlichtes weißes Hemd, das am Kragen offen stand, sowie eine perfekt sitzende Reithose trug. Sie musste sich eingestehen, dass sie bei seinem Anblick ein erregendes Prickeln verspürte. Das durfte er ihr auf keinen Fall anmerken!
Durch den wunderschön angelegten Garten gingen sie zu den Stallungen. Der Rotschimmelwallach, der bereits gesattelt war, wirkte nicht besonders sanftmütig, denn er warf den Kopf hin und her und schnaubte, als sie zaghaft die Hand ausstreckte und seine Nüstern streichelte.
„Zu viel für Sie?“, erkundigte Marcos sich lässig, nachdem sie die Hand schnell wieder zurückgezogen hatte. „Vielleicht sollten wir Ihnen ein älteres Pferd aussuchen.“
„Nein!“, entgegnete sie heftiger als beabsichtigt und fügte dann freundlicher hinzu: „Das ist schon in Ordnung. Wie heißt er?“
„Rojo.“
Nicole fasste sich ein Herz, ergriff die Zügel und sah dem Tier in die Augen. „Dann los, Rojo.“ Dass Marcos ihr seine Hilfe anbot, ignorierte sie. Sie steckte den linken Fuß in den
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