Romana Exklusiv 0225
befahl er scharf, als sie etwas erwidern wollte. „Ich habe euch eben zusammen gesehen.“
„Was genau hast du gesehen?“, erkundigte sie sich ruhig.
Marcos war dicht vor ihrer Liege stehen geblieben und blickte auf sie herunter. Sein Hemd war bis zur Taille aufgeknöpft, als wollte er sich abkühlen, und feine Tropfen glitzerten in seinem dunklen Brusthaar. Unwillkürlich befeuchtete sie sich die Lippen mit der Zunge und fragte sich, wie er wohl reagieren würde, wenn sie dem Impuls nachgab und sich ihm in die Arme warf.
„Du hast ihn geküsst“, warf er ihr vor. „ Und ihn veranlasst, dich auch zu umarmen.“
„Als Umarmung kann man das kaum bezeichnen.“ Es wunderte sie selbst, dass ihre Stimme so ruhig klang. „Ich habe ihn bloß auf die Wange geküsst und er mich auch. Es war eine rein freundschaftliche Geste. Mir ist zwar klar, dass du es nicht gern siehst, wenn wir ein freundschaftliches Verhältnis zueinander haben, aber deswegen kann ich ihn nicht vor den Kopf stoßen.“
Seine dunklen Augen funkelten vor Zorn. Marcos stützte sich mit einem Bein auf der Liege ab und zog sie am Kragen ihrer Bluse hoch, um die Lippen auf ihre zu pressen. Da er ihren Kopf zurückbog, konnte sie sich nicht richtig wehren, sondern nur mit den Fäusten blindlings auf ihn einschlagen. Als er sich schließlich von ihr löste, atmete sie stoßweise und versuchte, das Gefühlschaos zu bekämpfen, das er in ihr ausgelöst hatte.
„Damit hätte ich wohl irgendwann rechnen müssen“, brachte sie hervor.
„Du schuldest mir mehr als ein paar Küsse“, sagte er. „Wenn du hierbleibst, wirst du teuer dafür bezahlen, das verspreche ich dir.“
„Wenn ich jetzt abreise, verpasse ich die Taufe“, wandte Nicole mit bebender Stimme ein. „Soll ich deinen Vater auch vor den Kopf stoßen?“ Sie machte eine flehende Geste. „Können wir nicht wenigstens ihm zuliebe vernünftig miteinander umgehen?“
Ein Muskel zuckte an seiner Wange, als Marcos ihr Gesicht betrachtete. „Warum sollte ich einer Frau wie dir überhaupt Respekt entgegenbringen? Genau wie deine Stiefmutter verfolgst du doch nur deine eigenen Ziele.“
„So hast du Leonora damals vielleicht eingeschätzt“, verteidigte sie ihre Stiefmutter, „aber du musst blind sein, wenn du nicht merkst, was sie für deinen Vater empfindet. Sie hat ein Kind von ihm bekommen, verdammt!“
„Sie behauptet, es wäre ein Unfall gewesen.“ Er war wieder aufgestanden und hatte die Hände in die Hosentaschen geschoben. Seine Miene war hart. „Eine Versicherung für den Fall, dass mein Vater es sich anders überlegen sollte, würde ich sagen. Die Schwangerschaft war eine einzige Qual für sie, und sie empfindet auch nichts für das Kind.“
Im ersten Punkt musste sie ihm recht geben. Allein die Tatsache, dass sie zugenommen hatte, musste Leonora in eine Depression gestürzt haben. Und sie hatte ganz sicher kein Interesse daran, rund um die Uhr für ihr Kind da zu sein. Der zärtliche Ausdruck in ihren blauen Augen war jedoch unverkennbar gewesen, als sie ihn an diesem Morgen in den Armen gehalten hatte.
„Nicht alle Frauen haben von Natur aus einen ausgeprägten Mutterinstinkt“, räumte Nicole ein. „Das heißt allerdings nicht, dass ihnen ihr Kind nichts bedeutet. Und Leonora wäre sicher nie auf die Idee gekommen, Eduardo durch irgendetwas an sich binden zu müssen. Dein Problem ist, dass du nie von deiner Meinung abweichst, Marcos. Gut, ich habe dich schlecht behandelt. Wenn ich versuchen würde, dich davon zu überzeugen, dass meine Gefühle für dich echt waren, wäre es Zeitverschwendung, ich weiß. Ich erwarte auch nicht, dass du mir verzeihst oder es vergisst. Aber können wir nicht wenigstens während meiner Anwesenheit Waffenstillstand schließen? Danach wirst du mich nie wiedersehen.“
Irgendetwas flackerte in seinen Augen auf, doch seine Miene blieb hart. „Wie du ganz richtig festgestellt hast, weiche ich nicht von meiner Meinung ab.“
Langsam sank Nicole wieder auf den Liegestuhl, als Marcos wegging. Sie war ganz sicher, dass es keine leere Drohung gewesen war. Wenn sie blieb, würde sie dafür bezahlen.
Dann tu es doch, sagte sie sich in einem Anflug von Leichtsinn. So würde sie wenigstens etwas von ihm haben – vielleicht sogar zu ihm durchdringen. Er hatte sie damals geliebt. Möglicherweise würde seine Liebe zu ihr wieder aufflammen. Und selbst wenn nicht, was hatte sie zu verlieren?
Um fünf ging Nicole in die Babysuite und spielte
Weitere Kostenlose Bücher