Romana Exklusiv 0225
unwillkürlich. Ihre Knospen wurden fest, und ihre Haut begann zu prickeln, als würde er sie streicheln. Er wusste ganz genau, welche Gefühle er in ihr weckte. Und wenn er die Gelegenheit hatte, würde er dieses Wissen vielleicht sogar ausnutzen. Sie würde ihm jedoch keine Gelegenheit geben.
„Sehen wir Patricio noch vor der Taufe?“, erkundigte sie sich und war überrascht, weil ihre Stimme so ruhig klang. „Und Isabella natürlich.“
„Sie kommen morgen Mittag zum Essen“, erwiderte Eduardo. „So kurz vor der Geburt verbringt Isabella ihre Abende lieber zu Hause.“
„Noch ein Flitterwochenbaby“, bemerkte Leonora trocken. „Aber bei den beiden war es wohl vielmehr Absicht als ein Unfall.“
Nachdem sie beobachtet hatte, wie Leonora ihren Sohn ansah, wünschte Nicole, sie würde nicht immer so tun, als wäre er unerwünscht. Es würde Marcos nur in seiner Meinung über sie bestätigen, und Eduardo hörte es sicher auch nicht gern.
„Jedenfalls ist es ein Segen“, erklärte Nicole fröhlich. „Ich freue mich schon darauf, Luis richtig kennenzulernen, wenn er wach ist. Von wem hat er die Augenfarbe?“
„Zuerst waren sie blau, aber sie sind ganz schnell dunkler geworden“, antwortete Leonora. „Er ist durch und durch ein Peraza.“
„Er hat das Naturell seiner Mutter“, meinte Eduardo lächelnd. „Selbst mit zwölf Wochen muss er seinen Willen schon durchsetzen.“
„Als würde ich meinen Willen immer bekommen!“, rief sie gespielt entrüstet.
„Als könnte ich dir je einen Wunsch abschlagen“, konterte er lachend.
Diesmal blickte Nicole vorsichtshalber nicht in Marcos’ Richtung. Trotzdem merkte sie, dass er sie beobachtete. Falls er Rachepläne schmiedet, kann er es vergessen, dachte sie. Allerdings war ihr klar, dass sie ihm kaum würde widerstehen können, wenn er es versuchte. Sie begehrte ihn genauso wie damals – sogar noch mehr. Das letzte Jahr war die Hölle gewesen, und zwar in jeder Hinsicht. Sie hätte nicht wieder nach Venezuela kommen dürfen. Es war ein Fehler gewesen, für den sie wahrscheinlich bezahlen musste!
Kurz nach dem Abendessen täuschte sie Müdigkeit vor und ging nach oben. Verwundert stellte sie fest, dass kein Schlüssel in ihrer Zimmertür steckte, verwarf aber den Gedanken, dass Marcos ihn herausgezogen hatte, damit er ihr heute Nacht einen Besuch abstatten konnte.
Möglicherweise will er sich auch gar nicht an mir rächen, überlegte sie, während sie sich fürs Bett fertig machte. Warum hätte er den Wunsch verspüren sollen, sie zu berühren, wenn allein ihr Anblick ihm so zuwider war? Wahrscheinlich begnügte er sich damit, ihr ein wenig Angst zu machen.
Patricio freute sich darüber, sie wiederzusehen, während Isabella lediglich gute Miene zum bösen Spiel machte. Abgesehen von dem runden Bauch sah sie fast genauso aus wie damals.
Nicole ertappte sich dabei, wie sie Isabella beobachtete, um herauszufinden, ob sie Marcos noch anhimmelte. Nichts deutete jedoch darauf hin. Sie freute sich für Patricio, denn er betete Isabella offenbar an.
Wenn ich mein Leben nicht so verkorkst hätte, könnte ich hier auch schwanger sitzen, dachte sie reumütig. Verstohlen blickte sie zu Marcos, und das Herz ging ihr über. Sie hätte so gern ein Kind von ihm bekommen.
Als hätte er es gespürt, sah er sie an. Ein harter Ausdruck trat in seine Augen. Nicole senkte den Blick, damit Marcos nicht merkte, wie stark ihr Verlangen war. Was immer er damals für sie empfunden haben mochte, nun war es nur noch Verachtung. Es überraschte sie kaum, war aber trotzdem schmerzlich.
Nach dem Essen verschwand er sofort. Da sie nicht allein in ihrem Zimmer Siesta halten wollte, machte sie es sich mit einem Buch auf einem der Liegestühle bequem. Sie konnte sich jedoch nicht auf ihre Lektüre konzentrieren, weil sie sich daran erinnerte, wie Marcos beim letzten Mal ungefähr zur selben Zeit zu ihr gekommen war. Damals hatte sie sich bereits hoffnungslos in ihn verliebt, selbst wenn sie es sich nicht eingestehen wollte. Wenn Scott nicht gewesen wäre …
Es war natürlich einzig und allein ihre Schuld gewesen. Jedenfalls hatte es keinen Sinn, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, was gewesen wäre, wenn. Sie würde die nächsten Tage durchstehen, so gut sie konnte, und dann alles hinter sich lassen. Irgendwann würde sie einen anderen Mann kennenlernen.
„Ich hatte gehofft, dass ich dich allein erwische“, ließ sich plötzlich Patricio vernehmen, der aus dem Haus
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