Romana Exklusiv 0225
ein Mann wohl aus ihm werden würde. Er würde auf jeden Fall willensstark sein.
„Und attraktiv“, sagte sie und lachte. „Die Mädchen werden ganz verrückt nach dir sein.“
Sie sprach weiter mit ihm, während sie ihn vor sich herschob. Abgesehen von einigen Gärtnern waren sie allein im Garten. Der Kinderwagen war zwar hervorragend gefedert, ließ sich aber trotzdem manchmal schwer schieben. Daher setzte Nicole sich, oben an einem Abhang angekommen, auf eine Steinbank, um sich einen Moment auszuruhen.
Von dort aus hatte man einen herrlichen Blick auf die Berge, die das Tal umgaben. Spontan stand sie auf und nahm Luis aus dem Wagen, um ihm die Aussicht zu zeigen.
„Sieh dir das Anwesen an!“
Seinem konzentrierten Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hatten Luis gerade Wichtigeres zu tun. Zum Glück habe ich eine frische Windel mitgenommen, dachte sie und krauste die Nase. Als sie sich umdrehte, um Luis wieder in den Wagen zu legen und ihn zu wickeln, stellte sie entsetzt fest, dass dieser den Abhang hinunter- und auf die Auffahrt zurollte. Da sie Luis auf dem Arm hatte, hätte sie ohnehin nichts machen können. Der Kinderwagen holperte weiter, sprang hoch, als er gegen eine freiliegende Baumwurzel prallte und landete krachend in der Auffahrt, gerade als ein Auto heraufkam.
Als sie das Kreischen der Bremsen hörte, zuckte sie zusammen. Wäre Marcos schneller gefahren, wäre er nicht mit dem Kinderwagen zusammengeprallt. So jedoch war dieser unter die Räder des Lamborghini geraten, der nun quer stand, nur wenige Zentimeter von einem Baumstamm entfernt.
Wie erstarrt beobachtete Nicole, wie Marcos die Tür öffnete und ausstieg. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass der Kinderwagen leer war, blickte er zu ihr herauf.
„Imbécil!“, rief er. „Hast du nicht einmal so viel Grips, die Bremse zu betätigen?“
„Das habe ich getan!“ Inzwischen hatte sie die Fassung wiedergewonnen, obwohl sie innerlich noch immer bei der Vorstellung zitterte, was hätte passieren können.
„Und wie erklärst du dir dann das ?“ Er deutete auf den kaputten Kinderwagen. „Du kannst von Glück sagen, dass das Baby nicht drinnen war.“
„Glaubst du, ich wüsste das nicht?“, fragte sie heftig. „Die Bremse hat offenbar nicht funktioniert.“
Im nächsten Moment begann Luis zu schreien. Nicole schaukelte ihn hin und her und sprach beruhigend auf ihn ein. Sie war sich ganz sicher, dass sie die Bremse angezogen hatte. Allerdings war es gut möglich, dass sie sie nicht weit genug angezogen hatte, sodass diese sich wieder gelöst hatte, als sie Luis herausgehoben hatte. Plötzlich hatte sie ganz weiche Knie, sodass sie sich wieder setzen musste. Nachdem Marcos die Bremse getestet und festgestellt hatte, dass sie funktionierte, senkte Nicole beschämt den Kopf. Es war ihre Schuld gewesen.
Einen Augenblick lang schien es, als würden seine harten Züge etwas weicher werden. Doch es musste eine optische Täuschung gewesen sein, denn seine Stimme klang alles andere als sanft, als er sagte: „Warte da.“
Er schob den kaputten Kinderwagen an den Rand der Auffahrt, stieg wieder in seinen Wagen und fuhr zum Haus. Es würde einige Minuten dauern, bis er bei ihr wäre. Sie war durchaus in der Lage, Luis zum Haus zurückzubringen, aber offenbar traute Marcos es ihr nicht zu.
Er kam allein und ging schnell, als würde er befürchten, dass noch etwas passierte. Es war das erste Mal, dass Nicole ihn in Jeans sah. Sein Anblick brachte sie noch mehr aus der Fassung.
Als Marcos bei ihr war, stand sie auf und reichte ihm Luis. Dieser erwiderte den verblüfften Blick seines Bruders ungerührt und machte dann lautstark in die Windel. Sekundenlang funkelten Marcos’ Augen amüsiert.
„Noch etwas, was Babys normalerweise tun“, erklärte Nicole steif. „Ich schlage vor, dass du ihn gleich zu Juanita bringst. Ich erzähle unterdessen Eduardo und Leonora, was passiert ist.“
Zügig ging sie voran und drehte sich ganz bewusst nicht um. Auch wenn es ihm offenbar widerstrebte, Luis zu tragen, wäre dieser bei ihm sicher.
Sie traf Leonora und Eduardo auf der Terrasse an und beichtete ihnen, was ihr passiert war.
„Luis ist nichts passiert. Das ist das Wichtigste“, versicherte Eduardo freundlich. „Den Kinderwagen kann man ersetzen.“
Leonora war bereits nach oben geeilt, um nach Luis zu sehen. Nicole zögerte einen Moment, bevor sie vorschlug: „Ich möchte mich wirklich nicht herausreden, aber es wäre vielleicht besser,
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