Romana Exklusiv 0225
Inseln zu erforschen. Ernsteren Verdacht hätte sie spätestens dann schöpfen sollen, als Tori sich auffallend lange mit Jolame, dem für die Kanus zuständigen jungen Fidschi, unterhielt und sich beim Aussuchen ihrer Boote und Paddel ausführlich diverse empfehlenswerte Ausflugsziele von ihm beschreiben ließ.
Arglos, wie sie war, hatte Sarah nicht weiter darüber nachgedacht, was wirklich in Tori vorging. Zu sehr ließ sie sich von der herrlichen Landschaftskulisse, der Schönheit des sie umgebenden Pazifischen Ozeans und dem Spaß am Paddeln vereinnahmen.
Bis schließlich beim Anblick der auffallend hügeligen Silhouette der Insel, auf die sie zusteuerten, Sarah richtig bewusst wurde, wohin der Hase lief.
„Wir können dort nicht an Land gehen“, sagte sie. „Diese Insel ist in Privatbesitz.“
„Ach ja?“ Toris Überraschung wirkte nicht echt. Auch schien sie nicht einmal zu erwägen, dass sie sich womöglich verfahren hatten.
„Siehst du das Haus? Du kannst nicht einfach auf jemandes Privatgrundstück herumspazieren.“
„Wir probieren die andere Seite der Insel.“
„Als ich gestern losschwamm, wies man mich ausdrücklich darauf hin, bei keiner privaten Insel an Land zu gehen. Sieh …“ Sarah machte mit ihrem Arm eine große Kreisbewegung. „Es gibt hier ein Dutzend Eilande, die meisten davon näher zu unserem Ferienort. Warum willst du ausgerechnet zu diesem ?“
Tori blieb stumm.
„Oh nein !“, stöhnte Sarah auf. „Wer ist der Besitzer, Tori?“
„Keine Ahnung.“
„Victoria!“
„Ja, schon gut. Soweit ich weiß, gehört die Insel Ben. Er hat heute frei, vielleicht ist er zu Hause.“
„Wollte er uns zu Besuch haben, hätte er uns eingeladen.“
„Vielleicht wird es eine nette Überraschung.“
„Nein. Wir werden nicht dorthin fahren.“
„ Ich schon.“ Toris Kanu startete schon in besagte Richtung, als Sarah ihr Paddel quer über Toris schob. Tori stöhnte. „Hör zu, Schwesterherz, er weiß doch nicht, dass wir absichtlich hingepaddelt sind. Auf der anderen Seite der Insel gibt es einen hübschen kleinen Strand. Wenn wir von dort angeschlendert kommen und ihm begegnen, dann ist das nichts weiter als ein netter Zufall, nicht wahr? Hör auf, dich verrückt zu machen. Es ist nichts dabei.“
Sarah gab nach. Sie musste kräftig zulegen, um ihre vorauspaddelnde Begleiterin einzuholen. Das Unternehmen konnte brenzlig werden, würde Sarah sie einfach gewähren lassen. Tori war inzwischen deutlich die körperliche Anstrengung anzusehen. Sie wirkte erschöpft. Vielleicht konnte Sarah, sollten sie beim Betreten des Privatgeländes erwischt werden, die Situation mit der Behauptung entschärfen, sie beide hätten auf ihrer Tour die Orientierung verloren und Tori bräuchte eine Ruhepause, um genügend Kräfte für den Rückweg zum Ferienort zu sammeln.
„Am Strand auf der anderen Inselseite verzehren wir gleich unser Picknick, schwimmen eine Runde, ruhen uns kurz aus und kehren dann um“, sagte Sarah. „Wir werden nicht weiter dort herumlaufen und versuchen, Doktor Dawson zu überraschen.“
„In Ordnung.“ Tori schien sich inzwischen viel mehr Gedanken wegen etwas anderem zu machen. „Um Gottes willen! War da eine Haifischflosse?“
„Wo? Ich sehe keine.“
„Die Wellen da hinten sind ziemlich gewaltig. Was ist, wenn mein Kanu kentert, und da ist tatsächlich ein Hai?“
Sarah schmunzelte über Toris entsetztes Gesicht. „Ein Grund mehr, doch besser gleich umzukehren.“
„Nein, auf keinen Fall!“ Mit neuer Entschlusskraft stieß Tori das Paddel ins Wasser und hielt energisch auf die Brandung zu. Die Wellen sind doch eigentlich überhaupt nicht hoch, redete sie sich gut zu und war dann so mit sich zufrieden, erfolgreich bis fast an ihr Ziel gelangt zu sein, dass sie auf dem letzten Stück zum Strand nicht mehr im Kanu sitzen blieb, sondern schon aufstand. Sarah beobachtete, wie Toris Paddel einen eleganten Bogen durch die Luft beschrieb und, während Tori rückwärts ins seichte Wasser plumpste, in den Sog einer Welle geriet und zurück in Richtung offenes Meer getrieben wurde. Als das herrenlose Kanu dem Paddel zu folgen drohte, tauchte Sarah beherzt ins Wasser und hielt es auf.
„Hoppla.“ Tori watete an den Strand, und gemeinsam mit Sarah zog sie nacheinander beide Kanus an Land. „Mein Paddel hast du nicht retten können?“ Sie biss sich auf die Lippe, als sie Sarahs empörten Blick sah, grinste dann aber überhaupt nicht reumütig. „Hauptsache, der
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