Romana Exklusiv 0225
Picknickkorb ist gerettet, oder?“
Sie suchten sich ein Plätzchen im Schatten einer uralten Palme. Der Strand, an dem sie gelandet waren, war von einzigartiger Schönheit. Zu beiden Seiten steil ansteigende Hügel aus dunklem Vulkangestein schienen die Bucht vom Rest der Insel zu trennen. Unter den Palmen wuchsen dichte Büsche, die erst beim Betreten des Strandes sichtbar wurden. Sarahs Anspannung ließ etwas nach. Nun waren sie hier, und es war wirklich ein unwiderstehlich idyllisches Fleckchen Erde, also sollten sie es für die kurze Zeit auch genießen. Den Seufzer der Entspannung, der sich ihr entrang, als sie in den Picknickkorb langte, verstand Tori allerdings wohl eher als Klage.
„Vielleicht wird das Paddel wieder an Land gespült“, versuchte sie Sarah zu trösten.
„Wohl kaum. Ich werde dich heimwärts schleppen müssen. Wir sollten hier ein langes Stück einer kräftigen Kletterpflanze suchen, das uns als Leine dienen kann.“
„Wir könnten auch losgehen und schauen, ob Ben hier irgendwo ein Paddel herumliegen hat.“
„Nein, das lassen wir bleiben.“
Tori blieb stumm, bis sie sich an den frischen Früchten und Sandwichs, die man ihnen vom Buffet mitgegeben hatte, satt gegessen hatten. Dann machte Tori es sich in der Sonne bequem, streifte ihr T-Shirt ab und kramte die Sonnenmilch hervor.
„Daheim wird jeder an meiner Bräune ablesen, dass ich auf einer Tropeninsel Urlaub gemacht habe.“ Sie legte sich auf den Rücken und schloss zufrieden die Augen. „Gehst du jetzt schwimmen?“
„Erst will ich das Picknick etwas verdauen.“ Das Essen, die körperliche Betätigung und die Hitze machten Sarah schläfrig. Im Schatten machte sie es sich mit einem zusammengerollten Handtuch als Kissen im Sand gemütlich. „Bleib nicht zu lange in der Sonne“, rief sie Tori zu. „Du bekommst viel schneller einen Sonnenbrand als ich.“
„Ich passe schon auf.“ Tori rollte sich auf den Bauch. „Allerdings – bekäme ich einen Sonnenbrand, müsste ich einen Arzt aufsuchen, nicht wahr …?“
Mit einem gereizten Aufstöhnen kniff Sarah die Augen zu. Tori verstand die Reaktion sofort und fiel in Schweigen, sodass nur noch das sanfte rhythmische Wellenrauschen zu hören war.
Sarah hatte überhaupt nicht einschlafen wollen und wusste nicht, wie lang sie geschlummert hatte, aber etwas musste ihren sechsten Sinn alarmiert haben, denn plötzlich riss sie die Augen auf … und merkte, dass sie allein am Strand war.
Zuerst dachte sie nervös, Tori sei ins Wasser gegangen. Doch Tori würde niemals im offenen Meer schwimmen, ohne zuvor Sarah zu bitten, vom Land aus wegen der Haie Obacht zu geben. Also konnte Tori nur an Land unterwegs sein. Mit plötzlich beklommenem Gefühl wusste Sarah sofort, was Tori suchte.
Sie sprang auf, suchte erst mit den Augen den Strand ab und folgte dann den Fußspuren im weichen Sand. Am Ende des Strands schlugen die Wellen mit weitaus größerer Heftigkeit gegen das angrenzende schwarze Felsgestein. Tori hatte an diesem gefährlichen Punkt gewiss die Richtung gewechselt.
Der Pfad, dem Sarah nun folgte, führte zur Rückseite der schmalen Bucht, wo ein kleiner Wasserfall, verborgen hinter Bäumen und Felsen, zum Vorschein kam. Für die Schönheit der glasklaren Kaskade hatte Sarah jedoch im Moment keinen Blick, ebenso wenig registrierte sie das wohlklingende Rauschen des Wassers oder den aromatischen Duft der wild wachsenden exotischen Blumen inmitten des Farnkrauts.
Ihre Aufmerksamkeit konzentrierte sich ganz auf die über ihr gelegenen Bereiche und auf den sichersten Weg, dorthin zu gelangen. Robustes elastisches Gras wuchs zwischen den Felsen. Weiter oben wurde der Grund ebener und sah fast wie ein richtiger Weg aus, der aber im Schatten weiterer Bäume immer unkenntlicher wurde. Die Felsformation wies genügend Vorsprünge und Mulden auf, die ihren Füßen und Händen guten Halt boten.
„Tori!“
Sarah blieb auf dem höchsten Punkt der Felsen stehen, nahm von dort aus noch einmal den Strand in Augenschein und suchte ihn systematisch ab. Ihre leuchtend blauen Kanus stachen deutlich aus dem gleißend weißen Sand hervor. Toris roter Bikini müsste genauso gut zu sehen sein, dachte Sarah.
„Tori!“
Dieses Mal hatte Sarah viel lauter gerufen. Aus Angst, etwas Rotes auf dem Wasser treiben zu sehen, hatte sie kaum aufs Meer zu blicken gewagt. Nun mischte sich ihr Angstgefühl mit Zorn.
Wie konnte Tori nur so unvernünftig sein, sich einfach ganz allein auf und davon
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