Romana Exklusiv 0225
startet am Flughafen eine Militärmaschine.“ Die hübsche einheimische Krankenschwester sprach ein gutes Englisch. „Es gibt Platz genug für Victoria und auch für Sie als Begleitung.“
„Reicht die Zeit, um unser Gepäck aus der Ferienwohnung zu holen?“
„Darum hat man sich schon gekümmert. Ihre Koffer sind bereits gepackt und sollten in Kürze hier eintreffen.“
„Oh?“ Sarah war überrascht und betroffen zugleich. Jegliche Kontrolle über die Situation war ihr entzogen. „Danke … Wer hat das organisiert?“
„Dr. Dawson.“
Natürlich. Er konnte es kaum erwarten, sie beide abreisen zu sehen. Kein Wunder, hatte Tori ihm doch zu verstehen gegeben, dass er nur für einen Urlaubsflirt gut war. Aber hatte er anfangs nicht selbst signalisiert, keinesfalls mehr als eine kurze, unverbindliche Affäre zu wollen? Wie konnte er da beleidigt sein? Verwirrung, Enttäuschung und Erniedrigung kämpften in ihr mit der Sorge um Tori und dem peinlichen Gefühl, etlichen Leuten auf der Insel erhebliche Umstände zu bereiten.
Nicht dass dies Nasoya von ihrer Ferienanlage etwas auszumachen schien. „Ich muss heute sowieso nach Suva fahren, zum Einkaufen“, versicherte er Sarah.
Er zog das letzte Gepäckstück von einem Rollstuhl, den er kurzerhand zum Gepäckwagen umfunktioniert hatte. Der Reißverschluss der übervollen Reisetasche war nicht ganz zugezogen, und Sarah war es hochnotpeinlich, als ein paar herausquellende Wäschestücke auf den abgenutzten Linoleumboden des Wartezimmers fielen.
Sie war so damit beschäftigt, die Kleidungsstücke aufzulesen, dass sie die Kaurimuschel, die die kleine Milika ihr geschenkt hatte, nicht gleich fing, als sie gleichfalls aus der Tasche purzelte. Das wunderschöne Gehäuse der Porzellanschnecke rollte hinter einen Vorhang.
„Sie haben zu viel gekauft.“ Mit einem breiten Grinsen hob Nasoya einen von Toris limonenfarbenen BHs auf. „Es passte nicht alles in die Tasche hinein.“
Mit angespanntem Lächeln und geröteten Wangen verzichtete Sarah darauf, ihm zu widersprechen. Die Gepäckmenge rührte hauptsächlich von den vielen ihr überreichten Geschenken her. Dabei beanspruchte den meisten Platz der Bastrock – für sie eine bedeutsame Erinnerung an ihr außergewöhnliches Erlebnis.
Aber Sarah wollte auch die Kaurimuschel nicht verlieren.
Sie ignorierte die auf sie gerichteten Blicke der ringsum Wartenden und ging auf die mit dem Vorhang versehene Kabine zu. Sie zögerte nur einen Augenblick, dann trat sie hinein. Sie sah ein Bett, in dem ein kleines Mädchen lag.
„Guten Tag!“
„Hallo!“ Das Mädchen klang schüchtern und wandte das Gesicht ab. Aber es sprach englisch. Sarah lächelte.
„Hast du zufällig gesehen, wie eine Muschel unter dem Vorhang hier hereingerollt kam?“
Das Mädchen nickte, drehte sich in ihre Richtung und hielt die Muschel hoch. Sarah musste an sich halten, um keinen Schreckenslaut auszustoßen.
Ihr war, als hätte sie zwei Kinder vor sich. Zuerst hatte sie im Profil das hübsche Gesicht einer etwa Vierjährigen gesehen, mit schulterlangen blonden Locken.
Doch die andere Gesichtshälfte war wie eine böse Karikatur der ersten – knallrote, sich schälende Haut, Auge, Ohr und Mundwinkel verzogen, und nur wenige kurze Haarsträhnen.
Die beträchtliche Entstellung konnte nur die Folge einer schlimmen Verbrennung sein.
„Kümmert sich hier jemand um dich?“
Das Mädchen nickte. „Nanny“, sagte sie. „Sie holt mir gerade etwas zu trinken.“
„Wie heißt du denn?“
„Phoebe.“
„Würdest du die Muschel gerne behalten, Phoebe?“
Phoebe nickte bedächtig und sah Sarah vorsichtig an. „Sie ist hübsch“, sagte sie schließlich.
Sarah nickte gerührt. „Genau wie Phoebe.“
Mit einem kräftigen Ruck wurde der Vorhang zurückgezogen. Sarah empfand es wie ein taktloses Eindringen in einen höchst privaten Moment. Auch war sie nicht auf den gestrengen Blick der korpulenten einheimischen Frau vorbereitet.
„Wer sind Sie? Was suchen Sie hier? Ist nicht erlaubt.“
„Entschuldigung.“ Sarah riss sich zusammen. „Eine Muschel von mir rollte aus Versehen hinter diesen Vorhang. Ich wollte sie eben nur kurz auflesen.“
„Tun Sie das und gehen Sie dann.“
„Nein, Nanny. Es ist jetzt meine Muschel.“
Sarah nickte. „Ich habe sie ihr geschenkt“, erklärte sie und zog sich zurück. Vor dem Vorhang wartete sie und horchte, ob das Kind die Muschel behalten durfte. Dann vernahm sie Phoebes zartes
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