Romana Exklusiv 0225
alleinstehend.“
„Das ist doch wohl kein zwingender Grund, meinen Antrag zurückzuweisen. Carol war es ebenfalls.“
„Sie war verwitwet. Das ist etwas anderes.“
„Wieso das denn?“
„Sie sind viel zu jung, intelligent und hübsch, um es bereits aufgegeben zu haben, den Partner fürs Leben zu finden, Sarah.“
„Was hat das mit meinem Antrag zu tun?“
„Irgendwann in absehbarer Zeit werden Sie heiraten. Und eigene Kinder bekommen.“
„Selbst wenn dies der Fall wäre, würde ich trotzdem gern ein Pflegekind haben. Ein Mann, der mich genug liebt, mich zu heiraten, würde das selbstverständlich akzeptieren.“
„Wenn dem so ist, dann kommen Sie wieder zu mir, wenn Sie verheiratet sind. Und bringen Sie Ihren Ehemann mit. Sind Sie sich dann beide einig, werde ich nur zu gern Ihren Antrag weiterleiten. Wir brauchen engagierte Frauen wie Sie.“ Neugierig zog sie die Brauen hoch. „Gibt es da vielleicht schon jemanden …?“
„Nein.“ Die Antwort klang barscher, als Sarah lieb war, aber Verbitterung und Enttäuschung gewannen allmählich die Oberhand. „Wollen Sie damit sagen, dass, sollte ich nicht heiraten, meine Chancen bei Ihnen bei null lägen?“, fragte sie frustriert.
„Wenn Sie in, sagen wir, zehn Jahren noch genauso denken wie heute und auch dann Ihre Lebensverhältnisse stabil sind, wird Ihr familiärer Status keine ausschlaggebende Rolle mehr spielen.“
„Zehn Jahre! Da bin ich vierzig !“
„Und werden wesentlich mehr Lebenserfahrung haben und Ihre Lebensziele noch besser kennen. Und auch dann sind Sie nicht zu alt, um als Pflegemutter anzufangen. Carol war weit über vierzig, als Sie in ihr Haus kamen.“ Die Sachbearbeiterin machte eine Pause und sah sie mitfühlend an. Ihre Gesichtszüge wurden weich, und als sie weitersprach, war ihr Ton so mütterlich, dass Sarah ihre Meinung, die Frau sei für den Job völlig ungeeignet, revidieren musste. „Schränken Sie nicht voreilig die Vielfalt der Wege ein, die Ihnen offenstehen, Sarah. Und es wäre bitterschade, würden Sie Ihrem Seelenverwandten nicht begegnen, nur weil Sie sich verfrüht ganz auf Pflegekinder konzentrieren.“
„Ein wirklicher Seelenverwandter würde auch ein Pflegekind akzeptieren, oder?“, fragte Sarah, als sie Tori nach ihrer Rückkehr von dem Besuch bei der Antragsstelle berichtete.
„Nicht zwingend. Auch ich mag Kinder sehr, aber ich möchte trotzdem nicht Pflegemutter für fremde Kinder sein. Doch deswegen bin ich kein schlechter Mensch.“
„Du würdest aber, wenn du einen Mann wirklich liebst, die Kinder, die er mitbringt, annehmen, oder?“
„Nur wenn es seine eigenen Kinder sind und ich keine andere Wahl hätte, aber dazu wird es bei mir nie kommen.“ Tori war dieser Diskussion, die sie nicht zum ersten Mal führten, sichtlich überdrüssig. „Ein Mann mit Kindern schreckt mich von vornherein ab. Wahrscheinlich, weil ich selbst mit so vielen fremden Kindern groß geworden bin. Natürlich will ich später auch einmal selber Kinder, aber nach meiner Jugendzeit in einem stets vollen Haus schätze ich meinen Freiraum und die Ruhe, die es zurzeit in meinem Leben gibt. Auch mit einem künftigen Ehepartner würde ich gern erst eine Weile allein sein, bevor ich ständig kleine Quälgeister im Schlepptau habe. Können wir jetzt los, Sarah?“
„Es ist gerade mal zwei Uhr. Meine Schicht beginnt erst in einer Stunde.“
„Ich habe aber angekündigt, um halb drei da zu sein.“
„Willst du das wirklich, Tori? Du hast erst gestern den Gehgips bekommen.“
„Kein Problem. Die Notaufnahme ist momentan so unterbesetzt, dass man über mein Erscheinen begeistert ist. Ich werde nur leichte Arbeiten übernehmen und kann aufhören, wenn es mir zu viel wird.“ Fest entschlossen humpelte Tori zur Haustür. „Wahrscheinlich sitze ich nur am Telefon und organisiere die Patientenbettenverteilung, aber das ist tausend Mal besser, als zu Hause rammdösig zu werden.“
Sarah holte ihre Wagenschlüssel und folgte Tori. „Das kann ich verstehen“, sagte sie, wobei ihre Zustimmung nicht das zuvor verhandelte Thema mit einschloss.
Auf der Kinderstation wurde Sarah zuerst von der fünf Monate alten Juliette mit einem schweren Fall von Magen-Darm-Katarrh in Atem gehalten, dann widmete sie sich den Eltern des kleinen Carlos, mit denen ein Vorbereitungsgespräch wegen der anstehenden Operation ihres Sohnes anberaumt war. Carlos, ein dreijähriger überdurchschnittlich intelligenter Junge, der mit seinem
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