Romana Exklusiv 0225
ins Gericht zu gehen.
Wenn jedoch jemand im Hotel davon erführe, würde sie im Boden versinken. Matthew war, Gott sei Dank, ein Gentleman. Er würde niemals etwas sagen. Aber würden die Kollegen nicht trotzdem spüren, dass etwas zwischen ihnen geschehen war?
Stephanie drehte sich zu ihrem Computer um und sah in Matthews Terminkalender. Um neun Uhr fünfzehn hatte er ein Meeting mit der Finanzabteilung. Zum Glück brauchte sie nicht dabei zu sein. Es wäre wohl das Beste, ihm aus dem Weg zu gehen. In der Personalabteilung würde sie unter einem Vorwand nach einer geeigneten Person suchen, die ihren Job übernehmen konnte.
Zwei Wochen. Sie rief ihren eigenen Terminkalender auf und machte an dem betreffenden Tag ein dickes Kreuz.
Du wirst das schon machen, du bist eine Rossi, dachte sie. Was einen nicht umbringt, macht einen stärker …
Matthew aus dem Weg zu gehen war nicht so schwer, wie Stephanie gedacht hatte. Er kam an diesem Montag erst sehr spät in sein Büro. Sie hatte gar nicht gemerkt, wann er gekommen war. Nur zufällig hatte sie ihn durch den Türspalt im Gespräch mit seiner Sekretärin gesehen.
Als sie ihn auch am Dienstag nicht zu Gesicht bekam, dämmerte es ihr, dass er ihr ebenfalls aus dem Weg ging. Statt wie bisher auf den Knopf der internen Kommunikationsanlage zu drücken und „Stephanie, sind Sie da? Kommen Sie bitte zu mir“ zu rufen, beschränkte er sich darauf, ihr E-Mails oder geschriebene Memos zu schicken.
Am dritten Tag, am Mittwoch, hinterließ er ihr die Nachricht, er würde in Connecticut und Boston einige Grundstücke, die sich möglicherweise für den Bau eines neuen Hotels eigneten, besichtigen. Normalerweise hätte er sie aufgefordert, mit ihm zu kommen, aber dieses Mal tat er es nicht. Einerseits war sie erleichtert darüber, aber andererseits auch enttäuscht.
Ihre gemeinsame Nacht schien ihm nicht viel bedeutet zu haben. Sie war wohl doch nur eine schnelle, neue Eroberung gewesen, ein zusätzlicher Strich auf seiner Liste.
Am späten Freitagnachmittag begann sie, ein Resümee der zurückliegenden Woche zu ziehen. Eine Woche war überstanden, eine weitere stand ihr noch bevor. Sie schaute auf ihre leichte Reisetasche, die sie für das Wochenende gepackt hatte, da sie es weitestgehend bei ihren Eltern in Brooklyn verbringen würde. Um fünf Uhr würde sie zur U-Bahn eilen – die um diese Tageszeit zum Bersten voll war. Kurz vor fünf frischte Stephanie schnell ihren Lippenstift auf und steckte den Haarknoten noch einmal fest.
Es hatte begonnen zu regnen. Das Wasser trommelte gegen die Scheiben ihres Büros. Damit hatte sie nicht gerechnet – sie hatte weder einen Schirm noch einen Regenmantel dabei. Bevor sie bei der U-Bahn-Station ankäme, würde sie durch und durch nass sein. Aber sie hatte ja nichts Besonderes vor, sie fuhr nur zu ihrer Familie nach Brooklyn.
Sie machte noch schnell ein paar Notizen, was am Montag zuerst erledigt werden musste. Auf ihre Memos bezüglich ihrer Vorschläge für ihre Nachfolge hatte Matthew bisher nicht geantwortet.
Plötzlich klopfte es an der Tür. Stephanie fuhr hoch und sah erstaunt, dass Matthew seinen Kopf zur Tür hereinsteckte.
„Ah, du bist noch hier. Kann ich dich einen Moment sprechen?“ Er kam herein und blieb vor ihrem Schreibtisch stehen.
„Ja, natürlich. Gibt es ein Problem?“ Sie bemerkte mit Entsetzen, dass sie vor Überraschung, ihn unerwartet zu sehen, stammelte.
Stephanie hatte Matthew fast eine Woche lang nicht gesehen. Sein Anblick hatte eine viel stärkere Wirkung auf sie, als sie sich vorgestellt hatte. In seinem dunkelblauen Anzug mit den feinen Nadelstreifen, dem weißen Hemd und der burgunderroten Seidenkrawatte sah er unglaublich beeindruckend aus. Sein dichtes, leicht welliges Haar hatte er straff zurückgekämmt. Aber auf seinem gebräunten Gesicht glaubte sie Spuren von Müdigkeit zu entdecken.
Wenn sie sich in den vergangenen Tagen gefragt hatte, wie sehr ihr das Erlebnis mit ihm in Blue Water Cay unter die Haut gedrungen war – jetzt hatte sie die Antwort. Ihr stockte fast der Atem.
Matthew lächelte sie an und setzte sich in den Sessel vor ihrem Tisch. „Keine Angst. Ich bin nicht gekommen, um einen neuen Notfall auf einer tropischen Insel anzukündigen.“
„Ich glaube, dieses Mal könnte ich auch nicht mitkommen.“
Sie sah, wie das Lächeln von seinem Gesicht verschwand. „Dann ist es ja gut, dass kein Notfall vorliegt. Denn ich wüsste nicht, wie ich ihn ohne dich
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