ROMANA EXKLUSIV Band 0173
von Robert verkraften musste. Bei dem Gedanken, dass Steve sie bemitleiden würde, richtete Lauren sich auf. Auf sein Mitleid konnte sie verzichten!
„Tut mir leid“, erwiderte sie. „Ich habe schon eine Verabredung.“
„Dann sag sie ab.“
Lauren schüttelte lächelnd den Kopf. „Das kann ich nicht.“
Steve hatte die Augenbrauen zusammengezogen und sah sie an. Das Glitzern in seinen grauen Augen zeigte ihr, dass er allmählich zornig wurde.
„Du musst mich jetzt entschuldigen“, wiederholte Lauren. „Ich habe heute Morgen wirklich viel zu tun.“ Als sie auf den Brief blickte, merkte sie, dass ihre Hände zitterten. Nur mühsam gelang es ihr, den Brief ruhig zu halten. Steve stand neben ihr. Aus den Augenwinkeln sah sie seine zu Fäusten geballten Hände und spürte die unverhohlene Drohung, die sein Körper signalisierte.
Dann drehte er sich um und verließ das Büro.
Da sie wusste, dass ihre Kollegen sie neugierig beobachteten, ging sie hoch erhobenen Hauptes hinaus und zur Toilette. Dort schloss sie sich ein, lehnte sich an die Wand und barg das Gesicht in den Händen. Sie zitterte heftig, und Tränen brannten ihr in den Augen. Zumindest hatte sie Steve nicht gezeigt, wie sehr sie litt. Sie war sicher, dass sie ihn getäuscht hatte – aber der Preis dafür war hoch gewesen!
Erst nach beinahe zehn Minuten fühlte Lauren sich stark genug, das Büro wieder zu betreten. Sie hatte sich das Gesicht gekühlt und die Blässe und die Spuren der Tränen unter dem sorgfältigen Make-up versteckt.
„Freddy hat dich gesucht!“, rief ein Kollege ihr zu. Lauren nickte und schaffte es zu lächeln, bevor sie zu ihrem Chef ging.
„Ist es nicht schön, dass Steve wieder da ist?“, neckte er sie. „Aber heute sind Sie zu beschäftigt, um sich mit ihm zu treffen“, fügte er hinzu. „Ich möchte, dass Sie den ‚Entenmann‘ interviewen – diesen Wissenschaftler, der in den Londoner Parks das Leben der Enten erforscht. Eigentlich sollte Steve die Fotos machen, aber ich brauche ihn für einen anderen Auftrag. Der südamerikanische Diktator, der zurzeit auf Staatsbesuch ist, wird heute das Unterhaus besuchen. Da Steve den Mann kennt, wird er sicher einige ungewöhnliche Aufnahmen von ihm machen können.“
„Sprechen Sie von dem Diktator, der ständig Morddrohungen erhält?“, erkundigte Lauren sich ängstlich.
„Ja, genau der. Aber vielleicht verdient er sie ja auch!“ Freddy gab Lauren ein gelbes Blatt, auf dem er Stichworte für das Interview notiert hatte.
„Und was ist, wenn man während des Fototermins ein Attentat auf ihn verübt?“, fragte Lauren stirnrunzelnd.
„Daraus würde sich bestimmt eine Schlagzeile machen lassen!“
„Aber Steve könnte dabei getötet werden!“
„Es könnte jeden erwischen, der in der Nähe ist. Schätzchen, ich kann Steve nicht in Watte packen, damit Sie glücklich sind. Sie tun Ihre Arbeit, und Steve tut seine. Keine Sorge, es wird schon nichts passieren. Die Gefahr, dass Steve ums Leben kommt, wenn er die Straße überquert, ist viel größer.“
Obwohl Lauren wusste, dass Freddy recht hatte, konnte sie den ganzen Morgen über an nichts anderes denken. Es fiel ihr schwer, sich auf den kauzigen Wissenschaftler zu konzentrieren, den sie an einem kleinen, von schnatternden Enten bevölkerten See interviewte. Im Geist sah sie Bilder vor sich, wie Steve angeschossen wurde, im Kugelhagel taumelte oder von einer Bombenexplosion zerfetzt wurde. Bisher hatte er jeden Auftrag überlebt, als hätte er einen Schutzengel. Aber vielleicht war heute der Tag, an dem sein Schutzengel nicht mehr die Hand über ihn hielt?
Als Lauren am Mittag in die Redaktionsräume der Gazette kam, war sie froh, im Vorbeigehen einen kurzen Blick auf Steve zu erhaschen. Zusammen mit dem Fotoredakteur beugte er sich über den Tisch und betrachtete glänzende große Schwarzweißfotos. Erst dann merkte Lauren, dass noch jemand in dem Raum stand. Was wollte Patty bei den beiden Männern im Büro?
Ein Schauder lief Lauren über den Rücken. Vielleicht traf Steve sich wieder mit Patty? Von quälenden Zweifeln geplagt ging Lauren zu ihrem Schreibtisch. Sie wusste, dass Patty Steve noch immer mochte. Aber die Idee, dass die beiden dort anfangen würden, wo sie aufgehört hatten, war ihr bisher nicht gekommen. Vielleicht mochte Steve Patty doch lieber, als er zugeben wollte …
Hör auf!, ermahnte Lauren sich. Die Beziehung von Steve und Patty geht dich nichts an. Schließlich hast du deine
Weitere Kostenlose Bücher