ROMANA EXKLUSIV Band 0173
versessen darauf.“
„Gott sei Dank“, erwiderte Marian lächelnd. „Auf diese Weise stehen wenigstens keine Gläubiger vor meiner Tür.“
Sam tätschelte ihr neckend den Po. „Und was, wenn du deine Tür für mich öffnen würdest?“
Marian ging lachend auf diesen harmlosen Flirt ein, denn sie wusste, dass Sams Gefühle in Wahrheit für seine Kinder reserviert waren, die in den Ferien immer aus Australien zu Besuch kamen. „Tut mir leid, Sam, aber du bist Australier“, sagte sie mit einem verführerischen Augenaufschlag. „Keine anständige Neuseeländerin würde sich mit einem Aussie einlassen.“
„Wie kannst du mein Land so beleidigen!“, protestierte Sam in gespielter Empörung, ehe er sich unterbrach. „Oh, ich sehe gerade, Robert Bannatyne wartet auf mich. Aber wir werden dieses interessante Gespräch später fortsetzen, meine Liebe!“
Ohne auch nur in die Richtung zu blicken, wo Robert Bannatyne stand, durchquerte Marian das Foyer und betrat den Andenkenladen. Asa, die Inhaberin, begrüßte sie freudig und führte sie sofort durch einen Perlenvorhang in das kleine Hinterzimmer, um sich in Ruhe Marians neue Arbeiten anzusehen.
Fünf Minuten später spürte Marian ein vertrautes Kribbeln im Nacken und blickte irritiert auf. Während sie und Asa mit den Bildern beschäftigt gewesen waren, hatte unbemerkt Robert Bannatyne den Laden betreten. Anders als die gewöhnlichen Touristen schaute er sich nicht erst in dem Geschäft um, sondern blieb an der Tür stehen, den Blick erwartungsvoll auf den Perlenvorhang gerichtet.
Marian stieß Asa an und deutete zur Tür. Sofort eilte Asa in den Laden hinaus, ihr Lächeln noch strahlender als sonst. Kein Wunder, dachte Marian. Im Schatten der mondbeschienenen Palmen war Robert Bannatyne ihr mehr wie eine Traumgestalt vorgekommen. Aber hier, auf diesem beengten Raum, wirkte seine geballte Männlichkeit atemberaubend.
„Im Schaufenster sind ein paar Acryl-Gemälde ausgestellt“, hörte sie ihn mit seiner wohlklingenden Stimme sagen. „Haben Sie noch andere Arbeiten desselben Künstlers?“
„Zufällig hat die Künstlerin gerade einige neue Arbeiten gebracht“, antwortete Asa und rief nach hinten: „Marian, bringen Sie doch die Mappe mit Ihren Bildern.“
Einen Moment zögerte Marian unschlüssig. Urplötzlich kam ihr der völlig verrückte Gedanke, dass ihr Leben nie mehr so sein würde wie zuvor, wenn sie durch diesen Perlenvorhang hinausgehen würde. Aber hatte ihre Intuition sie nicht schon oft im Stich gelassen? Hätte sie sonst Gerald geheiratet?
Entschlossen nahm sie die Mappe und ging in den Laden.
Roberts unwahrscheinlich blaue Augen blitzten überrascht auf, als Marian in einem ärmellosen goldenen T-Shirt und einem fließenden Hosenrock in sanften Gold- und Erdtönen durch den Perlenvorhang trat. „Guten Morgen, Miss Doyle“, sagte er dann kühl. „Ihre Arbeiten im Schaufenster gefallen mir, sind aber zu gefällig für meinen Geschmack. Haben Sie auch etwas Ernsteres?“
„Schauen Sie diese in Ruhe durch“, schlug Asa vor und legte ihm die Mappe vor. „Wenn Sie darunter nichts finden, was Ihnen gefällt, kann Marian Ihnen auch noch andere Arbeiten zeigen. Was sie hier verkauft, ist natürlich auf den Geschmack der Touristen ausgerichtet, wenn Sie verstehen …“
„Ja, natürlich.“ Robert beugte sich über die Mappe und studierte die Bilder aufmerksam.
Marian fiel es schwer, den Blick von ihm zu wenden. Porträtmalerei war nicht ihre Stärke, aber dieses markante Gesicht musste jeden Künstler als Herausforderung reizen. Es war nicht bloß männlich schön, sondern verriet eine bezwingende Mischung aus einem zutiefst leidenschaftlichen Naturell, das von einer eisernen Willenskraft gnadenlos im Zaum gehalten wurde. Eine bloße Kohleskizze wurde der Intensität dieser Züge nicht gerecht. Nein, hier war die Kraft und Ausdrucksvielfalt von Ölfarben gefordert.
Ganz in diese Überlegungen versunken, bemerkte Marian zu spät, dass Robert Bannatyne längst seine Aufmerksamkeit von ihren Bildern abgewandt und auf sie gerichtet hatte. Sie fühlte sich ertappt und errötete.
„Was für ein ungewöhnlich forschender Blick“, sagte Robert gelassen.
Es gelang ihr zu lächeln. „Der Blick einer Künstlerin, die darauf brennt, Sie zu malen“, gestand sie freimütig.
„Ich fühle mich geschmeichelt“, erklärte er spürbar reserviert. „Aber ich verzichte doch lieber. Und von diesen Bildern ist auch keines nach meinem Geschmack.
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