ROMANA EXKLUSIV Band 0173
Wie sind Ihre anderen Arbeiten? Gleicher Art?“
„Nein“, sagte Marian kurz und entschieden.
„Marian hat unten am Strand ihr Atelier“, warf Asa ein, die gern die Gelegenheit nutzte, einem ihrer Schützlinge unter die Arme zu greifen. „Warum nehmen Sie Mr. Bannatyne nicht mit, Marian, und zeigen ihm ein paar von Ihren anderen Arbeiten?“
Erneut von beunruhigenden Vorahnungen beschlichen, antwortete Marian ausweichend: „Wenn Sie wirklich interessiert sind, Mr. Bannatyne, könnten wir ja einen Termin vereinbaren.“
„Was spricht gegen jetzt gleich?“
„Nichts …“ Sie fühlte sich in die Enge gedrängt, denn es war ihr nicht wohl bei dem Gedanken, ihn in ihr Haus und ihr Atelier mitzunehmen.
„Dann komme ich mit und sehe mir die Bilder an“, erklärte Robert in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. „Es ist nicht weit, wie ich annehme?“
Ehe Marian etwas erwidern konnte, mischte sich Asa erneut wohlmeinend ein. „Ein schöner Spaziergang am Strand, höchstens zehn Minuten“, versicherte sie bereitwillig und strahlte Marian an. „Lassen Sie die Mappe mit den Bildern hier, meine Liebe.“
Damit war die Sache entschieden. Marian gab sich geschlagen und verließ zusammen mit Robert Bannatyne den Laden.
Als sie aus der Hotelhalle in das gleißende Sonnenlicht traten, setzte sie sich ihre Sonnenbrille auf und sagte höflich: „Ich bin über den Strand gekommen, Mr. Bannatyne. Wenn Sie lieber mit dem Auto fahren möchten, kann ich …“
„Nein.“ Er trug eine sportlich-exklusive Leinenhose und ein feines Chambrayhemd, dessen Pastellton gerade das intensive Blau seiner Augen betonte. Allerdings verbarg er letztere in diesem Moment hinter einer dunkel getönten Sonnenbrille. „Ich gehe gern zu Fuß.“
Die Hotelanlage war mit spärlich bekleideten, fröhlichen Menschen bevölkert, die sich aufmachten, einen weiteren Tag im Paradies zu genießen. Das gedämpfte Tosen der Wellen, die sich draußen an dem Riff brachen, bot einen steten Kontrapunkt zu dem sanften Rauschen des Windes in den Kokospalmen. Langschwanzpapageien mit ihrem leuchtend grünen, blauen und roten Gefieder zeterten vernehmlich in den Wipfeln der Palmen. Aber Marian hatte das seltsame Gefühl, dass sie und Robert Bannatyne von einer undurchdringlichen Stille eingehüllt seien, als sie das Hotel hinter sich ließen und wortlos den Weg zum Strand einschlugen.
Noch nie zuvor war Marian diesen Weg gegangen, ohne ihn mit den Augen einer Künstlerin auf Motivsuche zu sehen: die frischen, lebhaften Farben, die krasse Silhouette der Bergkette im Herzen der Insel, die endlose blaue Weite des Meers, das sich von Horizont zu Horizont erstreckte. Diesmal jedoch schien ihre ganze Aufmerksamkeit auf den Mann an ihrer Seite konzentriert, und das ärgerte sie.
„Leben Sie schon lange hier?“, brach Robert überraschend das Schweigen.
Offenbar wollte er höflich sein, und Marian entschied sich, seinem Beispiel zu folgen. „Seit einem Jahr. Und aus welchem Teil von Neuseeland stammen Sie?“
„Aus Hawkes Bay.“
Weinberge, alter Geldadel, prachtvolle Villen und ein wunderbares Klima … ja, Robert Bannatyne passte dorthin.
„Wo haben Sie gelebt, bevor Sie hierherkamen?“, fragte er weiter.
„In Auckland.“ Auch sie konnte kurz angebunden sein.
Sie hatten die letzten Sonnenanbeter und neugierigen Blicke hinter sich gelassen und gingen schweigend nebeneinander her. Noch nie war Marian der Weg so weit vorgekommen.
Das Haus, in dem Marian wohnte, lag auf einem üppig grünen Naturrasen, der zum Strand hin mit einer steinernen Balustrade abgegrenzt war. Sowohl das Haus wie auch die Balustrade waren von einheimischen Handwerkern aus Korallenstein erbaut worden und wirkten trotz des imposanten Stils an dieser polynesischen Küste nicht fehl am Platz. Ein Pfad aus Muschelsplittern führte durch einen Palmenhain, vorbei an leuchtend blühenden Hibiskussträuchern und duftenden Jasminbäumen zu einer großen Terrasse.
„Treten Sie ein“, bat Marian Robert nervös.
„Wo befindet sich Ihr Atelier?“
„Bitte. Hier entlang“, wies Marian ihm den Weg, verärgert über seinen herablassenden Ton. Plötzlich kam ihr der entsetzliche Gedanke, die Porträtskizze, an der sie sich abends zuvor versucht hatte, könne noch offen herumliegen. Nach einem panischen Blick durch das Atelier atmete sie erleichtert auf. Der Skizzenblock war gut versteckt. „Die Bilder, die zum Verkauf stehen, finden Sie hier an der Wand“, erklärte sie.
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