ROMANA EXKLUSIV Band 0173
schon lange keine Frau mehr gehabt. Vielleicht war auch er vorsichtig, was Affären mit Fremden betraf, und möglicherweise sorgte er sich gerade jetzt, ob dieser Augenblick der Schwäche nicht fatale Konsequenzen für ihn haben könnte.
Als Marian zu Hause ankam, ging sie entschlossen in ihr Atelier. „Kein Mann wird mich von meiner Arbeit abhalten“, sagte sie trotzig. Ihr Blick fiel auf die drei Bilder, die Robert gekauft und nun bei ihr zurückgelassen hatte. Was würde mit ihnen geschehen? Würde Robert den Scheck sperren lassen?
Zögernd drehte sie das Bild um, das die kahlen Berge von El Amir darstellte. Immer noch sprach aus dem Gemälde eine Atmosphäre düsterer Bedrohung, immer noch war die sengende, feindselige Hitze greifbar, die dieses Land seit Urzeiten verbrannt und ausgedörrt hatte. Doch zum ersten Mal empfand Marian diese Bedrohung nicht mehr als persönlich.
Für den Rest des Tages malte Marian wie besessen bis spät in die Nacht und behielt dies auch an den folgenden Tagen bei. Was sie malte, waren aber keine hübschen Souvenirs für Touristen, sondern ihr Tribut an die Südsee, mit all ihrer verschwenderischen Schönheit, ihren Gefahren, ihren Verlockungen.
Als Marian am Ende der Woche erschöpft den Pinsel beiseitelegte und ihr Werk betrachtete, konnte sie zufrieden sein. Auf der Leinwand erstrahlte die Lagune, ein abgedroschenes Motiv, dem sie jedoch abseits aller Klischees eine völlig neue Qualität verliehen hatte.
Es war das Beste, was sie je gemalt hatte. Wieder etwas, wofür sie Robert Bannatyne danken musste? Warum dann aber diese Verzweiflung, dieser quälende Schmerz in ihrem Herzen?
„Weil du eine Närrin bist“, sagte sie laut und wandte sich ab. Das Läuten des Telefons ließ sie zusammenschrecken. Ein Hoffnungsfunke keimte auf. Doch er erstarb, sobald sie am anderen Ende der Leitung Tegan Sinclairs Stimme hörte.
„Hallo!“ Marian gab sich alle Mühe, sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen, denn Tegan war ihre älteste und beste Freundin. „Warum schreibst du mir nicht mehr? Was ist los?“
Tegans Lachen verriet alles. „Oh Marian, ich habe eine wundervolle Neuigkeit, und du bist nach Kieran und meinen Eltern die Vierte, die es erfährt. Ich bin schwanger!“
Neid traf wie ein Dolchstoß mitten in ihr Herz. Marian wusste inzwischen, dass sie kein Baby von Robert bekommen würde. Im Grunde war sie froh und erleichtert, aber es blieb auch ein … Rest an Enttäuschung. Vermutlich Torschlusspanik, dachte sie ironisch, ehe sie in angemessen begeistertem Ton erwiderte: „Wunderbar! Wie fühlst du dich?“
„Bestens, meine Liebe. Ach Marian, ich bin so glücklich! Und Kieran ist völlig aus dem Häuschen.“
„Das kann ich mir vorstellen. Hey, werde ich Patentante, oder gibt es eine bessere Kandidatin?“
„Es könnte keine bessere geben“, entgegnete Tegan entschieden. „Betrachte dich also hiermit als eingeladen oder wie immer man das bei Paten ausdrückt. Ist bei dir alles in Ordnung? Du klingst etwas bedrückt.“
Sie hatte Tegan noch nie etwas vormachen können. Ihre Freundin hatte damals auch als Erste erkannt, dass Marian ihre traumatischen Erfahrungen in El Amir nicht so leicht überwinden würde. In den folgenden Monaten waren dann Tegan und Kieran, ihr attraktiver Ehemann, Marians einziger Halt gewesen, als ihre Ehe mit Gerald unter der Belastung zerbrochen war.
„Nein, es ist alles in Ordnung“, sagte sie rasch. „Sogar bestens. Ich habe nur die ganze Nacht gemalt, um ein Bild zu beenden, das ich für mein bislang bestes Werk halte. Und nun bin ich müde.“
Tegan seufzte. „Puh, irgendwie hatte ich wohl gehofft, das sei nur eine vorübergehende Phase und dass du schließlich nach Hause kommen und dich wieder an dem Geschäft beteiligen würdest. Aber dem ist nicht so, stimmt’s?“
„Richtig. Oh, ich habe natürlich daran gedacht. Anfangs habe ich sogar oft überlegt, ob ich mir nicht bloß etwas vormache und einfach vor allem davonlaufe. Aber, Tegan, meine Arbeit hier ist wirklich gut. Es war richtig von mir, mich in der Malerei zu versuchen. Irgendwann werde ich sicher nach Hause zurückkehren, aber nie wieder in das Geschäft.“
„Dann wäre das also geklärt“, sagte Tegan trocken. „Es freut mich wirklich für dich, dass sich deine Hoffnungen bestätigt haben, obwohl ich es ehrlich gesagt nie erwartet hätte. Aber ich habe deine Entschlossenheit und Zielstrebigkeit immer schon bewundert.“
„Entschlossenheit ist
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