ROMANA EXKLUSIV Band 0173
„Machen Sie sich keine Sorgen, Miss“, wiederholte sie. „Der Wind kann Rocher Interdit nichts anhaben. Jesus hält seine Hand über uns.“
„Das heißt, entspann dich“, raunte Sebastian Anna zu und legte seinen Arm tröstend um ihre Taille. „Wir machen eine kurze Besichtigungstour über das Anwesen“, sagte er an die Haushälterin gewandt. „Könnten wir heute früh zu Abend essen?“
Dominique neigte zustimmend den Kopf. „Ich werde etwas Besonderes kochen, um Miss Anna willkommen zu heißen.“ Fröhlich vor sich hin summend verschwand sie im hinteren Teil des Hauses. Ihre Sandalen klapperten leise auf dem Steinboden.
Sebastian blickte Anna an. „Hast du Lust zu einem kleinen Spaziergang? Wir werden nicht weit laufen – nur durch den Garten und zur Nadel.“
„Zur Nadel?“
„Das ist ein Aussichtsturm.“
„Auf den Ozean?“, fragte sie neugierig.
„Eine für ein Piratennest unverzichtbare Vorsichtsmaßnahme“, erwiderte er humorvoll.
Begeistert nickte sie. „Das würde mir gefallen.“
Ein jungenhaftes Lächeln huschte über seine Züge, auf einmal wirkte er fröhlich und unbekümmert. Jegliche Anspannung schien von ihm gewichen zu sein. Das war auch verständlich. Immerhin war sie mit ihm auf die Insel gekommen, und soweit sie es beurteilen konnte, war es fast unmöglich, von hier zu fliehen. Anna warf ihm einen verstohlenen Seitenblick zu. Was würde er noch von ihr verlangen?
Nervös befreite sie sich aus seinen Armen. „Wollen wir gehen?“
„Hier entlang.“
Sebastian führte sie durch das kühle Innere des Hauses, hohe Flure entlang und an sonnendurchfluteten Räumen vorbei. Es war das reinste Labyrinth, und Anna hatte keine Ahnung, wie sie sich hier je zurechtfinden sollte. Hatte sie sich hier früher ausgekannt? Endlich gelangten sie in den Garten, den sie bereits bei ihrer Ankunft bemerkt hatte. Im Schatten eines Muskatbaums lagen die Kräuterbeete, dahinter wuchs Obst und Gemüse.
Er deutete auf die üppige Pracht. „Dies ist Dominiques Reich.“
Sie schaute sich um. „Ich kenne nicht einmal die Hälfte der Früchte“, gestand sie.
„Nun, du wirst das meiste davon auf dem Teller wiederfinden. Dominiques Kochkünste sind auf der ganzen Insel berühmt.“
Gemächlich schlenderten sie die geharkten Wege entlang zu einem schmiedeeisernen Tor am anderen Ende des Gartens. Ein steiniger Pfad schlängelte sich dort den Hang hinauf zu einer Felsnase, die über den tosenden Ozean ragte. Der Turm war von der dichten Vegetation so versteckt, dass Anna ihn im ersten Moment gar nicht entdeckte. Er erhob sich zwischen zwei hohen Bäumen und war vollständig von wildem Wein überwuchert.
„Ist er denn auch sicher?“, erkundigte sie sich besorgt.
„Ich habe die Konstruktion nach dem letzten Sturm überprüfen und verstärken lassen. Möchtest du hinaufklettern?“
Trotz der Hitze klang der Vorschlag verlockend. „Wie ist die Aussicht?“
„Fantastisch. Sie ist die Mühe wert.“
Er öffnete die Tür im Erdgeschoss und ließ Anna den Vortritt. Es dauerte einige Sekunden, bis sich ihre Augen nach dem grellen Sonnenschein an das diffuse Zwielicht im Inneren gewöhnt hatten. Ein kleiner Leguan klammerte sich an die Ritzen in der Wand. Weiße Punkte sprenkelten den dunkelbraunen Körper. Das Tier beäugte sie misstrauisch und blähte warnend seinen gelblichen Kehlsack auf. Dann schlüpfte es durch einen Fensterspalt hinaus.
Ein Lächeln umspielte Sebastians Lippen. „Bist du noch immer bereit, hinaufzuklettern?“
Anna nickte. „Eidechsen machen mir keine Angst. Schlangen könnten ein Problem darstellen, falls sie in irgendwelchen Ecken lauern.“
„Wenn ich mich recht erinnere, hat dich bei unserem letzten Besuch der Anblick eines Riesenkäfers in meine Arme getrieben.“
„Wir waren schon einmal hier?“, fragte sie verwundert.
„Wir haben den Turm an unserem zweiten Tag auf der Insel erklommen.“
„Ich wünschte, ich könnte mich daran erinnern.“ Unbehaglich blickte sie die Wendeltreppe hinauf, deren Stufen in der Dunkelheit verschwanden.
„Du wirst es.“
„Und wenn ich es tue?“ Vergeblich versuchte Anna, seine Miene zu deuten.
„Dann werden wir über einiges zu reden haben.“
„Das klingt recht mysteriös“, sagte sie leise.
Achselzuckend wechselte er das Thema. „Willst du vorangehen, oder soll ich das übernehmen?“
„Ich gehe vor.“
Sie stieg die ausgetretenen Stufen hinauf. Dünne Lichtstreifen fielen durch die winzigen Fenster in
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