ROMANA EXKLUSIV Band 0173
mich eines Besseren belehrt.“
„Bitte …“ Abwehrend hob sie die Hand. Der Druck in ihrem Kopf wuchs. „Ich kann Ihre Fragen nicht beantworten.“
Seine Ungeduld war unübersehbar. Er trat ans Bett. Entsetzt schaute sie ihn an. Was hatte er vor? Zu ihrer maßlosen Verwunderung setzte er sich zu ihr aufs Bett und ergriff ihre Hand. Seine Finger waren lang und kräftig – starke, an Arbeit gewöhnte Finger.
„Sieh mich an, Anna“, bat er sanft. „Wir können es schaffen. Du musst mir nur verraten, wo das Problem liegt.“
Vergeblich versuchte sie, einen Sinn in dieser absurden Situation zu entdecken. „Ich sage die Wahrheit. Ich kenne Sie nicht. Warum glauben Sie mir nicht?“ Das Pochen hinter ihren Schläfen wurde unerträglich. Müde schloss sie die Augen.
„Du hast wieder Schmerzen“, stellte er besorgt fest. „Ich rufe den Arzt.“
Er ließ ihre Hand los und stand auf. Seine Schritte verklangen in der Ferne. Die wundervolle Stille dauerte jedoch nicht lange. Gleich darauf kehrte er mit einer Krankenschwester und einem untersetzten, kahlköpfigen Mann zurück.
„Ich bin Dr. Tellbeck, Mrs. Kane“, begann er in beruhigendem Ton. „Ihr Gatte erwähnte, dass Sie unter einer kleinen Gedächtnislücke leiden.“
Sie sah Sebastian an. Ihr Gatte. Dieser Ausdruck erschien ihr so fremd, so ungewohnt. War es möglich? Konnte er wirklich ihr Ehemann sein? Sie konnte einfach nicht glauben, dass sie etwas derart Gravierendes vergessen haben sollte. Hilflos betrachtete sie sein Gesicht, suchte nach vertrauten Zügen. Nichts. Nichts außer der vagen Ahnung, dass irgendetwas an der ganzen Situation nicht stimmte.
„Ich erinnere mich an nichts.“ Die Augen fielen ihr zu.
„Haben Sie Schmerzen?“, erkundigte der Arzt sich freundlich.
Sie wollte nicken, stöhnte jedoch sogleich auf.
Dr. Tellbeck wandte sich zur Schwester um und gab ihr leise Anweisungen. Die Frau verschwand kurz und kam unverzüglich mit einem kleinen Tablett zurück. „Das wird Ihnen helfen, ein wenig zu schlafen, Mrs. Kane.“ Er nahm eine Spritze. „Nach ein paar Tagen Ruhe wird Ihr Gedächtnis wiederkehren. In der Zwischenzeit werden wir einige Tests durchführen, um sicherzugehen, dass nichts übersehen wurde.“
Die Nadel stach in ihren Arm. Unmittelbar darauf erfasste sie eine wohltuende Gelassenheit, und die Gedanken verschwammen.
„Holen Sie einen Spezialisten“, hörte sie Sebastians Stimme wie durch einen dichten Nebel. „Einen Neurologen. Geld spielt keine Rolle. Ich will den Besten.“
„Selbstverständlich, Mr. Kane.“
„Was ist mit den Besuchern?“, fragte die Krankenschwester. „Ein Gentleman hat darum gebeten, sie sehen zu dürfen.“
„Wer?“, wollte Sebastian wissen. „Wie war sein Name?“
„Nun … den hat er mir nicht genannt.“
„Niemand betritt diesen Raum ohne meine ausdrückliche Erlaubnis“, erklärte Sebastian energisch. „Gleich morgen früh werde ich mich darum kümmern, dass meine Frau in eine Privatklinik verlegt wird.“
Das Zimmer begann sich um sie zu drehen. Nur mit Mühe gelang es Anna, sich auf den einzigen festen Punkt zu konzentrieren – Sebastian. Sie konnte seine Besorgnis beinahe körperlich fühlen und wagte nicht, den Blick von ihm zu wenden. Wenn sie die Augen schloss, würde sie unweigerlich erneut im Meer des Vergessens versinken …
Plötzlich wechselte die Szenerie. Es war, als würde die Zeit in einem bizarren Kaleidoskop zurückgedreht werden. Sie sah Sebastian noch immer, aber er hatte sich verändert. Sein Haar fiel in dichten Locken auf seine Schultern, ein rotes Tuch war um seine Stirn geschlungen. Das dünne Leinenhemd war bis zur Taille geöffnet und entblößte eine breite, muskulöse Brust, die mit einem dunklen Haarflaum bedeckt war. Und seine Augen … seine Augen waren nicht länger grau, sondern schwarz wie der Nachthimmel.
In der Hand hielt er ein Entermesser.
„Nein“, wisperte sie. „Das ist unmöglich.“
Statt einer Antwort machte Sebastian einen Schritt in ihre Richtung. Wilde Entschlossenheit spiegelte sich in seiner Miene wider. Aufstöhnend schloss sie die Augen und ließ sich von der Finsternis umfangen.
Die folgenden drei Tage vergingen wie im Flug. Anna erholte sich zwar körperlich, aber ihr Gedächtnis kehrte nicht zurück. Sebastian brachte sie in einer kleinen Privatklinik unter. Obwohl er behauptete, man könne ihr hier die beste medizinische Hilfe bieten, vermutete sie, dass noch andere Gründe dahintersteckten – zum
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