ROMANA EXKLUSIV Band 0178
einem Monat hatte sie nicht einmal gewusst, dass er existierte, und jetzt …
„Kehren wir zum Mittagessen zurück.“
„Mittagessen?“ Sie fühlte sich elend, gefangen im Sturm widersprüchlicher Gefühle, und da sprach er vom Mittagessen? Blinde Wut stieg in ihr auf, und damit kehrte die Würde wieder zurück, die ihr half, ihr Gesicht zu wahren. Er wollte die ganze Episode und sie einfach verdrängen? Sie in einem der Fächer seines eiskalten Hirnes ablegen, auf dem „Erledigt“ stand? Das Spiel beherrsche ich auch, dachte sie wild.
„Mittagessen? Wundervoll“, sagte sie strahlend. „Ich verhungere ja schon fast.“ Ich hasse dich, ich hasse dich, schrie alles in ihr, während sie den Strand hinaufliefen, glaubte, er müsse es spüren. Sie wusste, dass sie unlogisch war und eigentlich erleichtert sein sollte, dass er die Abweisung so hingenommen hatte. Stattdessen aber wurde ihr Zorn auf ihn mit jedem Schritt stärker. Und wenn alles zu dem natürlichen Ende gekommen wäre? Wenn sie ihn nicht zurückgehalten hätte? Sie schaute stur geradeaus, während sie weiterlief. Wahrscheinlich hätte er sich anschließend mit ebenso wenig Herzlichkeit von ihr abgewandt. Ein Trieb wäre befriedigt gewesen, ein Hunger gestillt. Sein Herz indes wäre unberührt von all dem geblieben. Falls er überhaupt eins hatte …
Rosa hatte bei ihrer Rückkehr ein regelrechtes Festessen vorbereitet. Ein kleiner Tisch, wunderschön gedeckt mit Kristallweingläsern, silbernem Besteck und einer zierlichen, mit süß duftenden Freesien gefüllten Vase, stand auf der sonnenüberfluteten Veranda.
„O Rosa, wie hübsch! Aber Sie hätten sich nicht so viel Mühe machen müssen“, sagte Laura impulsiv. Sie wusste die Aufmerksamkeit der Spanierin zu schätzen. „Ein Sandwich hätte genügt.“
„Ein Sandwich?“ Rosas entsetztem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, vermutete Laura, dass sie ein Sakrileg begangen hatte.
„Ich glaube, Laura ist einfach ebenso überwältigt wie ich“, fiel Francisco hinter ihr ein.
Rosa strahlte augenblicklich und deutete auf die Tür, die zur Halle führte. „Möchten Sie duschen, Señorita ? Ich zeige Ihnen das Bad, sí ? Dann können Sie das Essen noch mehr genießen.“
Laura folgte der Haushälterin in ein geräumiges Badezimmer und war gerührt, als sie sah, dass ihre Kleidung dort bereitlag, die sie vor dem Schwimmen abgelegt hatte. Außerdem waren da Bürsten, Kämme, Shampoo und eine große Auswahl an Cremes und Lotions.
„Ich freue mich sehr, dass Sie hier sind, Señorita .“ Rosa hatte Laura vor sich eintreten lassen, schloss nun aber die Tür und stellte sich mit dem Rücken davor. „Der Señor ist so lange allein gewesen.“
„Wie bitte?“ Laura machte unsicher einen Schritt auf Rosa zu. Die Haushälterin hatte so leise gesprochen, dass sie sich nicht sicher war, ob sie richtig gehört hatte. „Ich wohne nur für ein paar Tage bei ihm. Das ist alles.“
„Nein.“ Rosa schüttelte entschlossen den Kopf. „Das ist nicht alles, nicht beim Señor . Ich sehe es daran, wie er Sie ansieht. Ich warte schon so viele Jahre darauf.“
„Rosa …“
„Dies ist sein Haus, sein besonderes Haus, verstehen Sie?“ Rosa schaute Laura so intensiv in die Augen, dass Laura den Blick einfach nicht abwenden konnte. „Er bringt nie jemanden her. Nicht einmal in den alten Tagen, als alles noch in Ordnung war. Und als es geschah, kam er her, um zu trauern, um wieder zu sich zu kommen, aber es ist nicht gut, das war es nie.“
Laura verstand nur die Hälfte der leisen, schnell gesprochenen Worte der kleinen Frau, aber sie schloss daraus, dass sie von der Zeit nach dem Unfall sprach.
„Er ist guter Mann, sí ? Sehr guter Mann, aber Sie dürfen sich nicht fortschicken lassen“, fuhr Rosa fort, wobei sie einen raschen Blick zur Tür warf, als sie von unten ihren Namen rufen hörte. „Sie können ihm helfen, das weiß ich, fühle ich hier.“ Sie legte die Hand auf ihren Busen. „Ich gehe jetzt. Sie sagen nichts, nichts.“
Sie war verschwunden, bevor Laura sie bitten konnte zu bleiben. Was bedeutete das alles? Sie musste nochmals mit der Haushälterin sprechen. Sie spürte, dass sie den Schlüssel zu dem Geheimnis in die Hand bekommen hatte, das Francisco und seinen ganzen Haushalt umgab. Aber in einem Punkt irrte Rosa. Sie konnte Francisco nicht helfen. Er bewegte sich in einer Welt eleganter, kultivierter, welterfahrener Frauen, die ebenso schön wie intelligent waren. Vielleicht konnte
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