ROMANA EXKLUSIV Band 0178
eine von ihnen das steinerne Herz dieses kühlen, rätselhaften Mannes erobern, aber sie hatte nicht die Erfahrung mit Männern, um ihn aus seiner Reserve holen zu können. In Gedanken sah sie sich wieder mit ihm am Strand, spürte fast körperlich seine Liebkosungen … Sie schloss die Augen und atmete tief ein, bevor sie die Tür öffnete. Nein. Sie konnte ihm nicht helfen, wenn er überhaupt Hilfe brauchte.
Laura erhielt keine Gelegenheit, nochmals mit Rosa zu sprechen. Es schien vielmehr so, als wolle Francisco sie daran hindern, mit seiner Haushälterin allein zu sein. Doch das bildete sie sich wahrscheinlich nur ein. Als sie sich zu ihm an den Tisch gesetzt hatte, war er zurückhaltend und verletzend in seiner kalten Art gewesen. Wenn er mit ihr sprach, schwang ein spöttischer Unterton in seiner Stimme mit, und seine Augen zeigten nicht die Spur von Wärme.
Ein Schatten war auf den Tag gefallen. Nach dem Essen hatte Francisco sie zu einem Spaziergang am Strand eingeladen, doch er machte keine Anstalten, ihre Hand zu nehmen oder sie auch nur zu berühren. Sein ganzes Verhalten ließ erkennen, dass er es bedauerte, sie hergebracht zu haben.
„Francisco?“ Sie waren schon ein gutes Stück schweigend gegangen. Nachdem sie wieder eine einsame Bucht erreicht hatten, spürte Laura so etwas wie Rebellion, weil sie ihm einfach folgte.
„Ja?“ Er drehte sich sofort um.
„Können wir uns nicht ein bisschen setzen?“ Sie umfing die Weite der See und des Himmels mit einer Handbewegung. „Dieser ganze Weg ist ein bisschen viel auf einmal.“
„Entschuldigen Sie, Laura.“ Er lächelte, doch seine Augen blieben ernst. „Ich hätte daran denken müssen. Schmerzt Ihr Knöchel?“
„Ein wenig.“ In einem Anflug hilfloser Wut stellte sie fest, dass er sich gut einen Meter von ihr entfernt hinsetzte. Was erwartete er denn von ihr? Dass sie sich ihm an den Hals warf? „Aber es geht.“
„Okay.“ Seine Stimme wirkte abwesend.
„Die Villa ist sehr schön“, sagte sie nach mehreren langen Minuten des Schweigens. „Waren Sie als Junge während der Ferien hier?“
Er erstarrte ein wenig bei der Erwähnung seiner Kindheit, doch seine Stimme war ruhig und unpersönlich. „Ja. Meistens im Sommer. Mein Vater war immer ein sehr beschäftigter Mann und hatte gern Gäste. Meine Mutter blieb gewöhnlich bei ihm. Rosa und Josef kümmerten sich um uns. Sie sind mehr Familienangehörige als etwas anderes.“ Mit „uns“ muss er seinen Bruder, seine Schwester und sich meinen, überlegte sie. „Wir hatten viel Spaß.“ Sein Blick wanderte langsam zu ihr. „Grillpartys um Mitternacht und so. Das, was Kinder und Jugendliche so tun.“
Sie nickte und sagte ermunternd: „Ja?“
„Und Ihre Kindheit? Waren Sie in den Ferien am Meer?“
War das alles?, dachte sie enttäuscht. Keine weiteren Enthüllungen, soweit man seine paar Worte also solche bezeichnen konnte.
„Einige Male.“ Sie sprach gelassen, als ob sie die Feindseligkeit nicht bemerkte, die seine Haltung deutlich verriet. „Nachdem Mum und Dad tot waren, war das natürlich vorbei. Für solchen Luxus wie Ferien hatten wir kein Geld mehr.“
„Natürlich nicht.“ Er nickte, drehte sich um und starrte geradeaus.
Diesmal schien das Schweigen ewig zu dauern. Doch obwohl sie sich schwor, es nicht zu brechen, waren ihre Nerven nach zehn Minuten zum Zerreißen gespannt. „Ist etwas nicht in Ordnung, Francisco?“ Ihre Stimme klang überlaut. „Liegt es an dem, was vor dem Essen war?“
„Vor dem Essen?“ Er schaute sie an, als wisse er nicht, wovon sie rede.
„Ich habe mich entschuldigt“, brachte sie hervor. „Ich wollte Sie nicht …“
„Nicht, Laura.“ In seinen ruhigen Worten war eine Schärfe, die sie verletzte. „Was wollen Sie mir sagen? Dass alles meine Schuld war? Nun, das kann ich sagen und meine es auch. Falls Sie von mir erwarten, dass ich vorgebe, Sie nicht zu begehren – das liegt mir fern. Es ist nicht leicht, und ich versuche, das Richtige zu tun …“
„Lassen Sie sich eigentlich nie gehen?“, unterbrach sie ihn absichtlich. „Ich meine, nie? Es ist doch kein Verbrechen, dass Sie mich küssen wollen, oder?“
„Aber ich will Sie nicht nur küssen, Laura“, kam die nachdrückliche Antwort. „Und das wissen Sie sehr gut. Ich bin kein Mann, der häufig die Partnerin wechselt, aber ich führe auch kein Mönchsdasein. Die Frauen, mit denen ich …“ Er hörte abrupt auf.
„Ja?“ Sie stand auf, ging zum Ufer hinunter,
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