ROMANA EXKLUSIV Band 0178
das jetzt von der im Meer versinkenden Sonne in feurige Farben getaucht war, blieb dort stehen und wandte ihm den Rücken zu.
„Sie sind völlig anders als Sie“, sagte er lahm.
Anders? Was heißt das?, dachte sie schmerzlich. Schöner, interessanter und gewiss erfahrener! Warum tat das so weh? Warum konnte sie nicht so kühl sein wie er?
Sie wusste, dass der Schmerz, den sie empfand, in ihrer Stimme zu hören sein würde, wenn sie etwas sagte. Darum nickte sie nur stumm.
„Rosa und Josef mögen Sie.“ Er war hinter sie getreten. Sie konzentrierte sich ganz auf das rosa beleuchtete Wasser. „Sie lässt sich gewöhnlich Zeit, bevor sie Zustimmung äußert, aber sie hat Sie anscheinend sofort in ihr Herz geschlossen.“
„Ich mag sie auch.“ Laura versuchte unbeschwert zu sprechen, doch sie hörte in ihren eigenen Ohren, wie belegt ihre Stimme durch die unterdrückten Tränen war.
„Oh, meine Infanta …“ Er trat näher zu ihr, schlang beide Arme um ihre Taille und zog sie an sich. Als suche er Geborgenheit, legte er das Kinn auf ihren Kopf und sog den Duft ihres seidenen Haares ein. „Sie duften wie alle Sommer meines Lebens auf einmal, so wundervoll …“ Zuerst verkrampfte sie sich, sehnte sich danach, in seinen Armen zu sein und seinen Mund zu suchen. Doch sie wusste, dass dies nicht der richtige Augenblick war. Allmählich, während sie dicht aneinandergeschmiegt dastanden und auf das Meer schauten, in dem sich der Himmel in lodernden Flammen spiegelte, begann sie sich zu entspannen. Seltsamerweise war diese stille Umarmung intimer als alles, was zuvor gewesen war, und von einer noch qualvolleren Süße.
Sie sprachen nicht, als er ihre Hand ergriff und sie zum Haus zurückführte. Rosas Vorschlag, zu Abend zu essen, lehnte er ab, um sofort die Heimfahrt anzutreten. „Es ist Ihnen doch recht?“ Er schaute Laura versonnen an. „Auf mich wartet Arbeit, die ich heute Abend noch erledigen muss.“
„Natürlich.“ Sie wusste, dass er log, dass diese unausgesprochene Intimität ihm mehr zu schaffen machte, als er zugab. Als sie bei beginnender Dämmerung aufbrachen, merkte sie, dass sie noch nie in ihrem Leben so durcheinander und verwirrt gewesen war.
Laura und Francisco erreichten das Haus, als es bereits dunkel war. Der Wagen hielt unter der riesigen Zeder, und sie zwang sich, Francisco ruhig anzuschauen. „Vielen Dank für einen wunderschönen Tag. Ich habe ihn genossen.“
„Lügnerin.“ Er sprach den Vorwurf aus, den sie sich in Gedanken selbst gemacht hatte, noch während sie das sagte. „Es war ein schlimmer Tag, und das wissen Sie genau.“ Eine Sekunde lang schaute er gequält drein. „Ich habe Sie sehr unglücklich gemacht, nicht wahr?“ Es war eine Feststellung, auf die sich jede Antwort erübrigte. „Ich hätte meiner ersten Eingebung folgen und Sie am nächsten Tag heimschicken sollen, nachdem ich Sie gefunden hatte.“ Seine leise Stimme klang erschreckend unnachgiebig. „Stattdessen …“ Er schüttelte langsam den Kopf. „Ich bin ein egoistischer Mann, Infanta, ein rücksichtsloser, egoistischer Mann.“
„Das glaube ich nicht.“ Plötzlich waren der ganze Schmerz und die Demütigung des Tages angesichts seiner Qual wie fortgewischt. „Sie sind gut zu mir gewesen.“
„Gut zu Ihnen?“, sagte er ungläubig. Eine Pein, die sie nicht verstand, zeichnete sich in seinem Gesicht. „Den Teufel habe ich getan. Gehen Sie heim, Laura. Gehen Sie jetzt heim, bevor es zu spät ist.“
„Sie schicken mich fort?“, fragte sie leise und schaute ihn mit großen Augen an.
„Ich wünschte, ich hätte die Kraft, das zu tun.“ Jetzt war ein wilder Ärger in seiner Stimme, der sie zurückweichen ließ. „Aber Sie sind schön und begehrenswert, und ich will Sie. Ich will Ihren Körper besitzen, Laura, Sie in meinen Armen die Welt vergessen lassen. Wissen Sie das?“ Er war grausam. Das wussten sie beide. „Und danach würde ich Sie gehen lassen, Sie dazu bringen, dass Sie gehen.“ Seine Augen waren eisig, und er schien von Hass auf sich selbst erfüllt. „Und Sie können trotzdem sagen, dass es ein schöner Tag war?“
„Sprechen Sie doch nicht so.“ Irgendwie fand sie die Kraft, ihm zu antworten. „Das sind doch in Wirklichkeit gar nicht Sie.“
„Was wissen Sie schon von mir?“ Er lachte so schrill auf, dass sie zusammenzuckte. „Was wissen Sie denn wirklich von mir? Sie mögen von mir angezogen sein, aber Sie kennen nicht den Mann, der ich wirklich bin.“
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