ROMANA EXKLUSIV Band 0179
kommen? Ich muss einfach mit jemandem reden.“
Gerry hatte Mitleid mit der Freundin und bereitete sich innerlich auf einen anstrengenden Nachmittag vor. „Klar.“
Nach drei aufreibenden Stunden fuhr Troy schließlich etwas getröstet im Taxi heim.
Erschöpft blickte Gerry dem Wagen nach. Sie konnte nicht verstehen, warum ihre Freundin verzweifelt an der Ehe mit einem Mann festhielt, der sie nicht liebte.
Um sich abzureagieren, stürzte sie sich auf die Bügelwäsche. Sie verstaute die Sachen gerade in ihrem Zimmer, als die Haustür ging und Cara kam. Die Stimme ihres Begleiters gehörte Robert Falconer.
Der fehlt mir gerade noch!, dachte Gerry.
Sie blieb absichtlich in ihrem Zimmer, doch gleich darauf klopfte es an der Tür.
„Gerry.“ Caras Augen funkelten. „Komm doch bitte ins Wohnzimmer zu Robert. Er möchte dich etwas fragen.“
Die Neugier siegte. „Ich komme gleich“, versprach Gerry.
Hastig überprüfte sie ihr Aussehen im Spiegel. Das Haar saß nicht ganz ordentlich, aber es war ihr gleichgültig, was Robert Falconer von ihr dachte.
Im gemütlich warmen Wohnzimmer kam Cara ihr strahlend entgegen.
Gerry rang sich ein Lächeln ab. „Hallo, Robert. Haben Sie gut zu Mittag gegessen?“
Er kniff die Augen leicht zusammen. „Sehr gut. Schade, dass Sie selbst kaum zum Essen gekommen sind.“
Es kostete Gerry Mühe, sich gelassen zu geben. „Meine Freundin fühlte sich nicht wohl.“ Ehe Robert etwas erwidern konnte, fuhr sie fort: „Cara sagte, Sie wollten mich sprechen.“
„Ich möchte Ihnen ein Angebot machen“, sagte er. „Es geht um den Besuch einer Insel und die Frage, ob die dort gefertigten Hüte Absatzchancen haben oder nicht.“
Alles hätte Gerry erwartet, nur das nicht. „Hüte?“, wiederholte sie befremdet.
Robert ließ den Blick zunächst auf ihren Lippen ruhen, dann sah er ihr in die Augen. „Eine der vorgelagerten Inseln bei Fala’isi ist berühmt für die Hüte, die dort aus Strauchwerk gefertigt werden. Früher konnten die Einheimischen gut davon leben, doch jetzt verkaufen sie nicht mehr genug. Ich vermute, dass die Leute einfach nicht mit der Mode Schritt halten. Cara sagt, Sie hätten zwei Wochen Urlaub. Wären Sie bereit, eine Woche auf Longopai zu verbringen, um zu prüfen, ob ich richtigliege?“
Nein!, wollte Gerry ablehnen. Wie komme ich dazu, auf einer Tropeninsel herauszufinden, warum die Hüte der Leute dort nicht mehr gefragt sind?
„Ich würde für mein Leben gern hinfahren“, schwärmte Cara. „Aber für die nächsten beiden Monate bin ich völlig ausgebucht. Du bist doch Expertin auf dem Gebiet, Gerry, und hast das richtige Gespür für Mode. Und bestimmt hättest du auf der Insel viel Spaß – genau das, was du brauchst.“
Gerry blickte aus dem Fenster. Draußen war es dunkel geworden, und das Trommeln des Regens untermalte das Heulen des Windes. „Möglicherweise finde ich auch nicht heraus, warum die Hüte nicht gekauft werden. Marketing ist …“
„Ihre große Stärke“, unterbrach Robert sie. „Als Moderedakteurin bei dieser Zeitschrift haben Sie einen Stil, eine Farbe, einen Look vermarktet.“ Anerkennend sah er sich um. „Sie besitzen einen ausgezeichneten Geschmack.“
Während Gerry noch überlegte, ob sie Robert verraten sollte, dass die Einrichtung des Hauses weitgehend aus Erbstücken ihrer Urgroßmutter bestand, bot er ihr an: „Ich möchte Sie schon morgen auf die Insel schicken.“
Gerry kämpfte mit sich. Das Angebot war verlockend. Sie sehnte sich danach, alles für einige Tage hinter sich zu lassen und Urlaub in den Tropen zu machen. Warme Lagunen, dachte sie verträumt, überwältigende, leuchtende Farben, der Duft von Salz, die liebkosende Meeresbrise auf nackter Haut …
Laut erklärte sie: „Wenn Sie Fotos haben, könnte ich die Hüte beurteilen, ohne die Reise zu machen. Oder besorgen Sie Muster, die würden auch genügen.“
„Persönlich zu erscheinen bringt mehr“, erwiderte Robert ruhig. „Wenn die Leute Sie erleben, begreifen sie sofort, was Sie meinen. Ein schriftlicher Bericht oder ein Vorschlag von mir wirkt längst nicht so überzeugend.“
„Die meisten wären davon begeistert, zu dieser Jahreszeit in die Tropen zu reisen“, drängte Cara. „Du wirst doch nicht bloß zu Hause herumhocken wollen, Gerry?“
Wenn ich fahre, bist du hier allein, und niemand würde merken, wenn du die Nächte in Roberts Bett verbringst, dachte Gerry ironisch.
„Es wäre mir lieber, Sie würden sich die
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