ROMANA EXKLUSIV Band 0179
organisiere Ihre Flüge nach Neuseeland und bin in einer halben Stunde wieder da“, versprach Robert.
„Vielen Dank.“ Gerry sah ihn an. Seine Züge waren wie aus Stein gemeißelt, und sie erschauerte. Es wäre so leicht, diesen ungewöhnlichen Mann zu begehren – und unglaublich gefährlich.
Nachdem Gerry die Tür ihres Strandhauses hinter sich geschlossen hatte, atmete sie tief ein und wählte die Nummer des Krankenhauses. Maddie ginge es den Umständen entsprechend, erfuhr Gerry. Sie bedankte sich und legte auf. Jetzt galt es, die Situation irgendwie in den Griff zu bekommen.
Sie rief Maddies Agentin Jill an, die schon Bescheid wusste und Belinda ebenfalls für den bestmöglichen Ersatz hielt. Das Model war bereits verständigt worden und reisebereit.
„Gut.“ Gerry atmete auf. „Jetzt muss ich noch die Artdirektorin und die Werbeagentur überzeugen, dass Belinda der Aufgabe gewachsen ist.“
„Das übernehme ich“, erbot Jill sich. „Aber ich brauche die Telefonnummern.“
„Danke.“ Gerry gab sie der Agentin durch und seufzte erleichtert. Dann begann sie zu packen.
Pünktlich eine halbe Stunde später klopfte es an der Tür. Gerry wappnete sich und öffnete.
Es war Robert. „Ich habe für morgen früh um sechs einen Flug ab Fala’isi buchen können“, berichtete er.
„Aber das Wasserflugzeug …“
„Ich nehme den Kabinenkreuzer und bringe Sie damit rechtzeitig nach Fala’isi“. Robert blickte auf den Koffer. „Sie sind fertig. Gehen wir.“
Auf dieses Tempo war Gerry nicht gefasst. „Aber …“
„Sie wollten doch so schnell wie möglich nach Neuseeland zurück“, erinnerte Robert sie.
„Ja … natürlich!“ Dennoch zögerte Gerry. „Wissen Sie denn, wie Sie in einem fremden Kabinenkreuzer von hier nach Fala’isi kommen?“
Robert lächelte beruhigend. „Der Kreuzer gehört mir. Und mit Radar und der modernen Navigationstechnik ist das ein Kinderspiel. Außerdem kenne ich mich in den hiesigen Gewässern aus. Vergessen Sie nicht, ich habe hier meine gesamte Kindheit verbracht.“
Das überzeugte Gerry. „Vielen Dank.“
Wortlos nahm Robert ihren Koffer auf, und sie folgte ihm den von Palmen gesäumten Weg entlang zum weißen Korallenstrand, wo das Auslegerboot des Hotels bereitlag. Es war mit den beiden Einheimischen bemannt, die Gerry vom Wasserflugzeug abgeholt hatten. Sie sagten etwas auf Maori zu Robert, der lachend antwortete. Wenig später überquerten sie die Lagune in dem Boot, das mühelos durchs dunkle Wasser glitt.
Das Ganze kam Gerry seltsam unwirklich vor. Die Sterne über ihr wirkten so groß und nah, dass sie das Gefühl hatte, sie wie Blumen vom dunklen Nachthimmel pflücken zu können. Die Düfte von Meer und Land gingen ineinander über, und die Frische der tropischen Vegetation mischte sich mit der kühlen, salzigen Lagunenluft.
Gerrys Gedanken schweiften zu Maddie. Robert wäre entsetzt, wenn er wüsste, was mit dem Mädchen los war. Dann hätte er wieder einen Grund, mich zu verachten, dachte Gerry.
Hatte er recht? Trieb sie junge Frauen tatsächlich in die Richtung, die Lacey eingeschlagen hatte? Hätte Maddie auch Heroin genommen, wenn sie kein Model geworden wäre?
Gerry verdrängte die Fragen und blickte sich um. Die beiden Insulaner ruderten das Boot schweigend über das Wasser durch die von den Sternen erhellte Tropennacht. Plötzlich spritzte es von den Paddeln auf, das Boot wurde langsamer und hielt neben dem weißen Rumpf des Kreuzers.
Robert stand auf und schwang sich über die Reling. Mit geübten Griffen öffnete er den Reißverschluss der Bordplane und ließ die Cockpitstufen herunter. Gerry kam heran und wartete, während Robert sich bückte, um einem der Helfer ihren Koffer abzunehmen.
Lächelnd bedankte Gerry sich bei den beiden Männern. Sie winkten ihr freundlich zu und verschwanden rasch in der Dunkelheit.
6. KAPITEL
Unschlüssig blickte Gerry ihnen nach. „Und was ist jetzt?“
Robert deutete auf eine Leiter. „Ich gehe zur Brücke rauf, weil ich von oben besser sehen kann. Vielleicht möchten Sie zusehen, wie wir auslaufen?“
„Kann ich irgendetwas tun?“
„Nein.“
Die erstaunlich große Brücke war überdacht und mit bequemen Einbausofas ausgestattet. Eins stand vor einer Anordnung eindrucksvoller Messapparaturen, Schaltern und Anzeigen unter einer Art Windschutzscheibe. Das andere war zum Schiffsheck ausgerichtet, das mit Planen geschlossen war. Es gab hier genug Sitzmöglichkeiten für ein halbes Dutzend
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