ROMANA EXKLUSIV Band 0179
schien der Boden unter ihren Füßen wegzurutschen, und Helen hatte Mühe, das Gleichgewicht zu halten. Was geschah nur mit ihr? Mit ihnen beiden? Unvermittelt streckte Richard den Arm aus und griff nach dem Ruder. Sofort lag die Jacht wieder ruhig im Wind.
„Tut mir leid“, flüsterte Helen beschämt, als sie erkannte, dass sie die Turbulenz verursacht hatte.
„Nein, es war mein Fehler.“ Richard warf ihr ein entschuldigendes Lächeln zu und überprüfte dann mit schnellem Blick die Stellung der Segel. „Ich hätte voraussehen müssen, was passiert. Du warst zum ersten Mal hinter einem Steuerrad, und ausgerechnet in diesem Moment habe ich dich abgelenkt.“
Helen hob hilflos die Schultern und spürte, wie sich ihre Wangen röteten, aber Richard schien nichts zu bemerken. War es möglich, dass er ihren Gefühlsaufruhr überhaupt nicht wahrgenommen hatte?
„Jedenfalls habe ich mich sehr dumm verhalten.“ Verlegen schob sie die Hände in die Hosentaschen. „Soll ich … jetzt Kaffee machen?“
„Wenn du glaubst, dass du es schaffst.“
„Mittlerweile hat sich die See einigermaßen beruhigt“, erklärte Helen und deutete aufs Meer. „Zucker, aber keine Sahne, nicht wahr?“
„Wie ich sehe, hast du gut aufgepasst.“
„Hm.“ Dann begab sie sich in den Schiffsrumpf hinunter. Die Wände des Salons waren mit Teakholz getäfelt, und der Raum war in Essecke und Wohnbereich unterteilt. Der Esstisch wurde an zwei Seiten von gepolsterten Sitzbänken umgeben, während im Wohnbereich gemütliche Ledersessel um einen runden Couchtisch gruppiert standen.
Die Kombüse befand sich hinter der Hauptkabine und war mit allem nur erdenklichen Komfort ausgestattet. Es gab einen Mikrowellenherd und eine Geschirrspülmaschine, einen Kühlschrank mit Gefrierfach und einen normalen Herd. Als Helen in die Schränke schaute, fand sie dort Geschirr, viele Gläser und verschiedene Lebensmittelkonserven. Offensichtlich war an nichts gespart worden, was das Leben an Bord erleichtern konnte.
Helen füllte einen elektrischen Kessel mit Wasser. Während das Wasser kochte, schaute sie sich noch weiter unter Deck um. Sie entdeckte zwei geräumige Kabinen – eine mit einem Doppelbett und die andere mit zwei übereinander angebrachten Kojen – und zwei Badezimmer. Sämtliche Armaturen waren aus poliertem Messing.
Als Helen wieder in die Küche zurückkehrte, kochte gerade das Wasser. Offensichtlich hatte Richard während ihres kurzen Entdeckungsgangs den Picknickkorb unter Deck gebracht und ihn auf der Marmorkonsole abgestellt. Vermutlich hält er mich nun für sehr neugierig, weil ich mich in seinen Privaträumen umgesehen habe, dachte Helen bestürzt. Wie peinlich, dass er mich dabei ertappt hat!
Wütend griff sie nach zwei Keramikbechern, gab je einen Löffel Instantkaffee hinein und brühte ihn mit dem kochenden Wasser auf. In Richards Tasse rührte sie einen Löffel Zucker, und in ihren Becher goss sie etwas Dosenmilch. Dann stellte sie die Becher auf ein Silbertablett und trug alles nach oben an Deck.
„Wunderbar“, lobte Richard und nahm einen kräftigen Schluck Kaffee. „Das ist genau das, was ich jetzt brauche.“
Helen warf ihm ein scheues Lächeln zu und setzte sich auf eine Bank im Cockpit. Gemeinsam Kaffee zu trinken ist wirklich gemütlich, gestand Helen sich ein und begann sich zu entspannen. Aber sie musste Richard noch ihren Erkundungsgang unter Deck erklären. „Übrigens, ich hoffe nicht, dass du mich für jemanden hältst, der überall seine Nase hineinsteckt. Ich war … es hat mich einfach interessiert, wie eine Jacht von innen aussieht.“
Richard betrachtete sie nachdenklich. „Ich weiß.“
„Jedenfalls habe ich weder in die Schubladen geschaut, noch habe ich die Schränke geöffnet“, versicherte sie. „Außer in der Küche natürlich, denn ich musste die Tassen suchen.“
„Habe ich mich in irgendeiner Weise beschwert? Du kannst dich jederzeit umsehen. Abgesehen von einem Paar Handschellen und einer Lederpeitsche habe ich nichts zu verbergen. Hast du wenigstens den Picknickkorb aufgemacht?“
„Nein!“, antwortete Helen heftig.
„Schade. Du hättest es ruhig tun können. Darin befindet sich nämlich unser Mittagessen.“
„Unser Mittagessen? Aber was ist mit Jon?“
„Jon wird mindestens vier Stunden schlafen“, entgegnete Richard. „Lauras Tabletten sind nicht einfach nur ein Schmerzmittel, sondern beruhigen gleichzeitig.“
„Aber …“ Helen schaute ihn entsetzt an.
Weitere Kostenlose Bücher