ROMANA EXKLUSIV Band 0179
eine schwarze Samthose, die ihre langen Beine betonte. Vermutlich hatte Helen darin älter gewirkt, als sie in Wirklichkeit war.
Gemeinsam mit Clive hatte sie zunächst die kleine Bar eingerichtet und später dann ein Büfett mit verschiedenen Horsd’œuvres aufgebaut.
Die ersten Gäste kamen um halb sieben Uhr, Richard traf jedoch erst um sieben ein. Bryan ging sofort zu ihm. Richard war der Ehrengast des Abends gewesen. Normalerweise war Bryan ein charmanter, zurückhaltender Man, aber bei Eröffnungen war er immer sehr nervös. Helen spürte, dass Richard sie immer wieder beobachtete. Irgendetwas an ihm fand sie sehr anziehend. Er schien so weltgewandt und höflich zu sein und offensichtlich gute Manieren zu haben.
Helen seufzte bei der Erinnerung, wie sie seine Bekanntschaft gemacht hatte. Sie hatte sich unter die Gäste gemischt und auf einem Tablett Champagnercocktails angeboten. Dabei machte ein Gast, eine ältere Dame, einen Schritt nach hinten und rempelte sie an. Als die Frau dabei das Gleichgewicht verlor, versuchte sie, sich an Helen festzuhalten. Helen hatte keine Chance, das Unheil zu verhindern. Am Ende fielen sie alle zu Boden – Helen, das Tablett mit den gefüllten Gläsern und die Frau.
Natürlich entstand ein Aufruhr unter den Gästen. Bryan eilte herbei, und Helen musste nicht erst in sein wütendes Gesicht blicken, um zu wissen, dass er ihr die Schuld an dem Zwischenfall gab. Zu allem Unglück war die Frau, der man gerade wieder vom Boden aufhalf, Lady Elizabeth Benchley, eine äußerst wohlhabende Kundin der Galerie. Ihr teures Dior-Modellkleid war über und über mit Champagner bespritzt.
„Es tut mir so leid“, wiederholte Bryan immer wieder, während Helen langsam aufstand. „Das Mädchen ist so unbeholfen. Eigentlich hätte sie nicht so viele Gläser auf einmal tragen dürfen.“
„Ist Ihnen etwas passiert?“
Helen starrte gerade fassungslos und mit gerötetem Gesicht auf Bryan und Lady Benchley, als sie hörte, wie eine angenehme Stimme zu ihr sprach. Sofort hielt sie den Atem an.
„Ich … glaube nicht“, brachte sie schließlich hervor, während Richard ihr die Hand reichte, um sie zu stützen.
„Sie haben sich doch hoffentlich nicht geschnitten?“ Dabei verzog er den Mund zu einem leichten Lächeln. „Sie sind beide ziemlich heftig zu Boden gegangen.“
Helens Lippen bebten. „Bryan wird mich umbringen.“
„Ich hätte viel eher Lust, ihn umzubringen“, bemerkte Richard trocken. „Offensichtlich tut er so, als hätten Sie an allem Schuld.“
Ängstlich blickte Helen in Bryans Augen, die zornig funkelten. „Es war mein Fehler“, murmelte sie unglücklich. „Glauben Sie, Lady Benchley erwartet von mir, dass ich für den Schaden an ihrem Kleid aufkomme?“
„Vielleicht schickt sie die Rechnung für die Reinigung an die Galerie. Aber es war nicht Ihr Fehler“, erklärte Richard bestimmt. „Ich habe gesehen, wie es passiert ist. Die Dame rannte Sie einfach über den Haufen.“
Helen schluckte und blickte ihn eingeschüchtert an. Für einige Sekunden hatte sie vergessen, mit wem sie sprach. Nun jedoch stieg brennende Röte in ihr Gesicht. „Vielen Dank“, sagte sie leise. „Jetzt sollte ich besser Schaufel und Besen holen, um die Scherben zusammenzukehren.“
„Ich helfe Ihnen dabei“, erklärte Richard und kniete sich hin, um die größeren Glasstücke auf das Tablett zu legen. Bryan beobachtete ihn fassungslos. Schnell entschuldigte er sich bei Lady Benchley und kam wütend herbei. „Was, zum Teufel, machst du hier eigentlich?“, fauchte er Helen an. Dann wandte er sich an Richard: „Mr. Savage, das ist doch nicht nötig.“
Richard richtete sich auf. „Ich helfe Ihrem Serviermädchen. Derartige Unfälle passieren immer wieder.“
„Das war kein Unfall“, erwiderte Bryan und drehte sich wieder zu Helen. „Du hast ganz einfach nicht aufgepasst! Weißt du denn nicht, dass man mit einem vollen Tablett darauf achten muss, wo man hinläuft?“
„Ich habe nicht …“
„Was, du willst jetzt auch noch alles abstreiten! Willst du etwa sagen, dass Lady Benchley an allem schuld ist?“
„Nein, sie trat nur …“
„Unsinn! Du hast einfach nicht geschaut, wo du hingehst!“, wies Bryan sie zurecht. „Eigentlich hätte ich wissen müssen, dass du für derartige Gelegenheiten nicht zu gebrauchen bist. Nun, du kannst gehen. Nimm deinen Mantel und verschwinde. Du bist gefeuert. Ich will dich nie wieder in der Galerie sehen. Hast du mich
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