ROMANA EXKLUSIV Band 0179
gesorgt.“
Helen seufzte. „Bitte entschuldigen Sie.“ Sie hatte keine Lust, mit Richards Schwester zu streiten. „Heute Nachmittag … war ich einfach nur seekrank. Vermutlich bin ich für das Leben an Bord nicht geeignet.“
„So!“ Zum ersten Mal zeichnete sich Mitleid in Victorias Gesicht ab. „Ich fühle mich auf Schiffen auch nicht besonders wohl.“ Sie verzog das Gesicht. „Einmal nahm ich an einer Kreuzfahrt durch die Karibik teil. Es war recht nett. Aber Jachten und diese kleinen Boote … Nun, nicht für mich!“
„Da pflichte ich Ihnen bei.“ Helen bemühte sich zu lächeln, und für einige Minuten plauderten die beiden Frauen ganz zwanglos.
Dann fiel Victoria offensichtlich jedoch wieder ein, mit wem sie sich unterhielt, und sofort änderte sich ihr Verhalten. „Richard hat Sie mitgenommen, nicht wahr?“ Es klang wie ein Vorwurf. „Und wo war Jon?“
„Oh …“ Obwohl Helen die Frage erwartet hatte, fiel es ihr schwer darauf zu antworten. „Jon hatte Kopfschmerzen. Vermutlich ein Migräneanfall. Deshalb hat Richard angeboten, mich mitzunehmen.“
„Ich verstehe.“ Victoria schnaubte verächtlich, als Helen von Jon sprach, aber als sie den Vornamen ihres Bruders hörte, blickte sie auf. „Richard ist ein sehr guter Mensch. Und sehr großzügig. Gelegentlich sogar zu großzügig. Man bekommt leicht einen falschen Eindruck von ihm. Wenn ich daran denke, wie viele Frauen sich ihm nach der Trennung von Daphne förmlich an den Hals geworfen haben. Manchmal ist das so … peinlich.“
Helen versteifte sich. „Was wollen Sie damit sagen?“
„Nichts, überhaupt nichts“, versicherte Victoria ihr. „Im Übrigen sind Sie ja … Jons Freundin.“ Dann schüttelte sie den Kopf. „Tut mir leid, es war nicht böse gemeint. Aber ich habe das Gefühl, dass alle heute Abend besonders empfindlich sind!“
Helen verkniff es sich, Victoria den guten Rat zu erteilen, erst einmal bei sich selbst nach der Ursache zu suchen. Stattdessen verabschiedete sie sich und verließ das Esszimmer. Wo Jon war, wusste sie nicht. Es interessierte sie auch nicht. Sie wollte nur allein sein.
Nachdem sie im Bett lag, schlief sie sofort ein. Allerdings wurde sie die ganze Nacht von Albträumen geplagt. In dem schlimmsten Traum nahm Richard ihr Diana weg. Schweißgebadet wachte Helen auf. Das würde er nicht tun! Das konnte er ihr nicht antun! Dennoch war sie sich unsicher, ob er dazu nicht doch fähig wäre. Richard war mächtig und hatte viele Mittel, um seine Ziele durchzusetzen.
Es gab aber auch noch andere Träume – Träume, in denen sie mit Richard zusammen war und die mindestens genauso beängstigend waren. Helen wollte nicht daran denken, wie er sie küsste und sie liebte, aber sie konnte die Fantasiebilder nicht vertreiben. Um sechs Uhr morgens ging sie schließlich auf den Balkon und fragte sich, wie sie die verbleibenden Tage überstehen sollte.
Aber Richard machte es ihr leicht. Als Helen zum Frühstück kam, war er nicht da. Jon informierte sie beiläufig, dass sein Vater abgereist sei.
„Er ist heute Morgen nach Atlanta geflogen“, erklärte er. Damit beruhigte er Helen wenigstens ein bisschen, da sie sofort angenommen hatte, er sei auf dem Weg nach London, um Näheres über sie herauszufinden. „Irgendeine Aufsichtsratssitzung, meinte Tante Vicki.“ Dabei warf er einen vielsagenden Blick zu Victoria, die ebenfalls am Tisch saß. „Morgen oder übermorgen wird er wieder zurück sein“, fügte er hinzu und goss Ahornsirup auf seinen Pfannkuchen. „Bitte, Helen, setz dich endlich hin. Hast du dich inzwischen erholt? Seit dem Abendessen habe ich dich ja nicht mehr gesehen.“
„Sie hat dich also nicht in die Stadt begleitet?“, rief Victoria und sah ihren Neffen überrascht an. Helen nahm ruhig auf einem der Stühle Platz und hoffte inständig, Jon würde nicht schon wieder mit seiner Tante streiten.
„Nein“, antwortete Jon und biss in den Pfannkuchen. Dann leckte er genüsslich die klebrigen Finger ab, bevor er weitersprach. „Ich bin allein ausgegangen. Hast du etwas dagegen?“
„Du bist aber spät nach Hause gekommen“, betonte seine Tante kühl. „Nun ja, das geht mich nichts an.“ Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. „Also, was habt ihr heute vor?“
„Ich weiß nicht.“ Jon schaute fragend zu Helen. „Was würdest du denn gern unternehmen, Liebling? Sollen wir eine Radtour machen? Oder an den Strand gehen?“
„Ich finde, dass Helen …“ Offensichtlich
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