ROMANA EXKLUSIV BAND 231
hüllte sich ins Bettlaken und setzte die Füße auf den Boden. Den schmerzenden Kopf stützte sie stöhnend in die Hand. In letzter Zeit war in ihrem Leben einiges schiefgegangen, und dass es jetzt auch noch zu einer echten Katastrophe gekommen sein sollte, wollte sie nicht glauben. „Das alles ist einfach schrecklich.“
„Wem sagst du das? Glaub mir, ich weiß genau, was du jetzt empfindest.“ Gabriel seufzte. „Oh, warte mal! Mir fällt gerade etwas ein: Wenn wir tatsächlich geheiratet haben, müssten wir einen Beweis dafür haben, richtig? Einen Trauschein oder ein ähnliches Dokument.“
Er wandte sich ab und begann, ihre Sachen auf der Kommode durchzusehen auf der Suche nach einem Beweisstück. Als er nichts fand, drehte er sich wieder um. „Sitz nicht einfach so da, Joelle! Steh auf, und hilf mir suchen! Dir behagt die jetzige Situation doch ebenso wenig wie mir, oder?“
Er klang so frustriert, dass sie sich endlich aufraffte, etwas zu tun. Sie stand auf und durchsuchte das Zimmer. Überall sah sie nach, auch unter dem Bett. Dort fand sie ihren Slip und BH, dazu Gabriels Krawatte und seine Boxershorts, verborgen unter der vom Bett gerutschten Steppdecke. Die weiße Bluse und den blauen Rock, die sie am Vorabend getragen hatte, entdeckte sie, zusammen mit Gabriels Hose, auf einem Stuhl. Jedes Stück machte ihr klar, dass sie äußerst eifrig gewesen waren, die Sachen auszuziehen und ins Bett zu gehen, ob mit oder ohne Trauschein. Joelle errötete verlegen.
Und plötzlich kamen weitere Erinnerungen an die vergangene Nacht an die Oberfläche: Sie waren im Lift, und Gabriel küsste sie. Er trug sie über die Zimmerschwelle. So als wären sie tatsächlich verheiratet! Und ganz deutlich hatte sie jetzt das Bild vor dem inneren Auge, wie sie und Gabriel aufs Bett sanken und sich hemmungslos liebten.
Ihr wurde heiß und kalt, während sie nach ihrer Handtasche griff und darin suchte. Hoffentlich finde ich keine Trauungsurkunde, dachte Joelle inbrünstig. Sich zu betrinken und mit Gabriel zu schlafen war ein Fehler gewesen, und schlimm genug. Mit Gabriel verheiratet zu sein wäre eine Katastrophe.
„Hast du etwas gefunden, Joelle?“ Er kam zu ihr.
„Nein, noch nicht“, erwiderte sie kurz angebunden und trat einen Schritt beiseite. Sie brauchte Abstand zu Gabriel, unbedingt. „Und du?“
„Auch noch nichts.“ Er blickte ihr auf die Brüste, und ein Prickeln überlief ihre Haut.
Was sieht er mich so unverschämt an? dachte Joelle empört. Sie war schließlich nicht die einzige Person im Raum, die nicht gesellschaftsfähig gekleidet war!
Gabriel räusperte sich und fuhr sich durchs Haar. „Vielleicht bedeutet es ja, dass wir irgendwann beschlossen hatten, doch nicht zu heiraten. Oder dass wir niemand gefunden haben, der berechtigt war, die Trauung zu vollziehen.“
„Vielleicht“, bestätigte Joelle mürrisch. „Leider befürchte ich, dass mir das Glück nicht so hold ist. In letzter Zeit war mir das Schicksal nicht besonders wohlgesonnen. So betrunken, wie wir waren, haben wir möglicherweise das Dokument auf dem Weg zurück ins Hotel verloren.“
Gabriel runzelte die Stirn. Die Möglichkeit schien ihm nicht zu behagen.
Mir behagt sie ja auch nicht, dachte Joelle. Sie gab jedoch die Hoffnung nicht auf, dass sie die Sache noch klären würden und sich ohne Sorgen und großes Trara voneinander verabschieden konnten. Bestimmt erinnerte sich bald einer von ihnen wieder an alles, und dann hatte die liebe Seele endlich Ruh! Rasch durchsuchte sie die Seitenfächer der Handtasche, fand aber auch dort nichts.
„Hast du in allen Hosen- und Jacketttaschen nachgesehen?“, erkundigte Joelle sich.
„Nur in den Hosentaschen. Mein Hemd habe ich noch nicht entdeckt.“
„Hier ist es.“ Mit spitzen Fingern hob sie es auf und hielt es ihm hin.
„Danke.“ Lächelnd nahm Gabriel es.
„Aber gern.“
„Hör mal, Joelle, wegen letzter Nacht …“
„Vergiss es. Es war ebenso sehr mein Fehler wie deiner.“
„Schon, aber das wollte ich nicht sagen.“
„Sondern?“
„Also, der Sex … Ich meine, es war schön mit dir.“
Joelle hatte es ebenfalls schön gefunden, wollte jetzt aber nicht daran denken. „Ach, ich erinnere mich an nichts“, log sie. „Und dabei möchte ich es belassen.“
„Wie du willst.“ Das klang gleichgültig.
Sie sah zu Gabriel auf und konnte den Blick nicht mehr abwenden. Nach einigen Momenten wurde ihr bewusst, dass sie bei diesem Blickduell den Kürzeren ziehen
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