ROMANA EXKLUSIV BAND 231
dann hier auf meiner Türschwelle auftauchst!“
„Ich an deiner Stelle wäre vorsichtig, was ich sage.“ Er kniff die Augen zusammen. „Ich bin direkt von Brasilien hierher geflogen, und im Moment steht mir wirklich nicht der Sinn nach deinen sarkastischen Bemerkungen.“
„Brasilien? Dann hast du Großvater gesehen? Hat er dir gesagt, wo ich zu finden bin?“ Ihre Stimme verriet ihre Enttäuschung, dass Henry sie so hintergehen würde.
Doyle lächelte dünn. „So lässt sich das nicht sagen. Ich sah einen Brief von dir an ihn, als er kurz aus dem Raum ging. Daraus ließ sich deine Adresse ablesen.“
„Du meinst, du hast in Großvaters Papieren herumgewühlt? Und dann hast du die Stirn, auch noch seinen Namen zu benutzen, um dich hier einzuschleichen? Das ist ungeheuerlich, selbst für dich, Doyle!“
„Manchmal muss man eben Dinge tun, die nicht so angesehen sind. Ich bezweifle, dass du mich mit offenen Armen empfangen hättest, hätte ich meinen Namen genannt.“ Er ging an ihr vorbei in den Salon und sah sich um. „Offensichtlich habe ich mir umsonst Sorgen um dich gemacht, Gabrielle. Es sieht nicht so aus, als hättest du leiden müssen.“
„Um mich hast du dir Sorgen gemacht?“ Sie verzog bitter den Mund und griff nach ihrer Teetasse. Weniger aus dem Wunsch zu trinken, als vielmehr, um sich an ihr festzuhalten. „Hast du dir nicht eher Gedanken gemacht, ob es dem Baby auch an nichts fehlt? Da kann ich dich beruhigen. Alles verläuft so, wie es sein sollte. Möchtest du den Untersuchungsbericht sehen?“
Er fluchte leise und kam auf sie zu. „Hast du wirklich geglaubt, du kannst so einfach verschwinden?“
Sie stellte die Tasse ab, ihre Hand zitterte jetzt doch zu stark. „Nein, ich wusste, dass du Himmel und Erde in Bewegung setzen würdest, um mich zu finden.“
„Warum hast du es dann überhaupt versucht?“ Er hielt sie bei den Schultern, seine Augen bohrten sich in ihre. „Als ich zu euch kam, sagte deine Mutter mir, dass du abgereist seist. Sie schwor, nicht zu wissen, wo du dich aufhältst.“
„Das wusste sie zu dem Zeitpunkt auch nicht. Ich selbst wusste nicht genau, wohin ich wollte, bis ich den Flug nach Paris nahm. Und dann hat sie mir versprechen müssen, es niemandem zu sagen.“
„Niemandem? Damit meinst du doch wohl mich.“ Er lachte rau, aber da schwang auch ein Schmerz mit, den Gabrielle nicht verstand. Schmerz – lächerlich! Doyle war ein Mann so hart wie Granit, nichts würde ihn verletzen!
„Du hast es erfasst! Du hast mir gedroht, mir mein Kind wegzunehmen, was erwartest du da? Aber das werde ich nie zulassen, hörst du! Du hast kein Recht dazu, es ist mein Kind!“ Sie zitterte jetzt am ganzen Körper, erfüllt von der Angst, mit der sie seit Wochen Tag und Nacht gelebt hatte. Sie versuchte sich aus seinem Griff freizumachen, doch Doyle ließ sie nicht gehen.
„Wieso ist dieses Kind auf einmal so wichtig für dich, Gabrielle?“ Seine Stimme klang tief und dunkel und auf seltsame Weise verstörend. Gabrielle wandte den Kopf, um Doyle nicht in die Augen sehen zu müssen.
„Es ist nur natürlich, dass das Baby wichtig für mich ist!“
„Es ist auch mein Kind. Du hast deiner Mutter gesagt, dass das Kind von mir ist, sobald du herausfandest, dass du schwanger bist.“
„Natürlich, ich hatte keinen Grund zu lügen.“
„Und das ist meine nächste Frage. Warum du keinen Grund dafür sahst. Das hat deine Mutter mir auch gesagt.“
Ihre Mutter hatte ihm offensichtlich viel zu viel erzählt. Sie wünschte sich, er würde sie nicht so anschauen – als könne er ihre Gedanken lesen, die Sachen erfahren, die er nicht herausfinden durfte. Endlich gelang es ihr, sich von ihm loszumachen. Sie setzte sich auf das Sofa. „Was soll das Ganze, Doyle?“, fragte sie leise. „Du kennst die Antworten doch schon alle. Es ist reine Zeitverschwendung.“
„Es ist nie verschwendete Zeit, wenn zwei Menschen sich kennenlernen. Das ist etwas, das wir schon lange hätten tun sollen.“
„Wann denn?“ Ihr Lachen klang leicht hysterisch. „In den paar Tagen im Dschungel? Da hatte wohl keiner von uns beiden das Bedürfnis, dem anderen seinen Lebenslauf mitzuteilen. Außerdem hast du mir sehr deutlich gezeigt, dass du schon alles über mich weißt, was es zu wissen gibt.“
„Das dachte ich damals. Aber wenn ich Stück für Stück hinzufüge, was ich in der Zwischenzeit über dich erfahren habe, wird dieses Bild immer verschwommener.“
Bei seinen Worten glomm
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